Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Interview mit Alexander Sulzer„Ich denke, es gibt keinen Favoriten“

Lesezeit 5 Minuten

Gelungener Einstand: Alexander Sulzer hat die Fischtown Pinguins Bremerhaven in seiner ersten Saison als Cheftrainer auf den dritten Tabellenplatz der DEL-Hauptrunde geführt.

Ex-Haie-Verteidiger Alexander Sulzer ist Trainer des Kölner Playoff-Gegners Fischtown Pinguins Bremerhaven. Im Interview spricht er über die am Sonntag beginnende Viertelfinalserie.

171 Mal ist Alexander Sulzer in der Deutschen Eishockey Liga für die Kölner Haie aufgelaufen. Zehn Jahre später trifft der ehemalige Offensivverteidiger nun im Playoff-Viertelfinale als Chefcoach der Fischtown Pinguins Bremerhaven auf den KEC. Alexander Wolf unterhielt sich mit dem 40-jährigen Kaufbeurener.

Herr Sulzer, wie haben Sie Ihre Zeit zwischen 2014 und 2019 bei den Kölner Haien in Erinnerung behalten?

Ich habe nur positive Erinnerungen an Köln. Das waren fünf tolle Jahre für mich, beim Eishockey und auch privat. Das Kölner Umland ist auch ein Zuhause geworden, wo wir fast zehn Jahre als Familie verbracht haben. Ich komme also mit einem guten Gefühl wieder zurück.

Haben Sie denn auch nach Ende Ihrer aktiven Karriere Kontakt zum KEC gehalten?

Natürlich unterhält man sich nett, wenn man sich sieht. Oder es kommt mal die ein oder andere Whatsapp. Sehr, sehr guten Kontakt habe ich zum Ärzteteam in der Mediapark-Klinik. Während meiner Kölner Zeit war ich relativ viel verletzt und hatte deshalb etwas mehr mit der Klinik zu tun, als ich wollte. Mittlerweile ist ein freundschaftliches Verhältnis daraus geworden. Ich habe mir im Sommer 2024 im Mediapark auch eine neue Hüfte machen lassen.

Sie waren seit 2021 zunächst als Assistenztrainer tätig, haben jetzt Ihr erstes Jahr als Cheftrainer hinter sich und sind mit Bremerhaven auf dem dritten Platz der DEL-Hauptrunde gelandet. Warum hat der Wechsel auf den neuen Posten bei den Fischtown Pinguins gleich im ersten Jahr so hervorragend funktioniert?

Der große Vorteil, den wir hier in Bremerhaven haben, war auch in den Jahren zuvor, dass Thomas Popiesch und ich nicht als Chef- und Assistenzcoach gearbeitet haben, sondern als Team. Ich habe als Co-Trainer schon viel Verantwortung übertragen bekommen. Von daher war die Umstellung dann am Ende des Tages nur noch der Jobtitel. Inhaltlich gab es keinen so riesigen Unterschied mehr.

Ich denke, dass wir sehr geradliniges, strukturiertes Eishockey spielen. Eishockey, bei dem sich jeder auf den anderen verlassen kann, jeder den nächsten Schritt kennt.
Alexander Sulzer

Allerdings war die Situation nach dem verlorenen Playoff-Finale gegen die Eisbären Berlin im Sommer 2024 sicherlich speziell. Wie konnten Sie den Kurs als neuer Hauptverantwortlicher nach dieser Enttäuschung halten?

Die große Qualität dieser Mannschaft ist, dass die Spieler jeden Tag kommen, jeden Tag hart arbeiten, sich jeden Tag verbessern wollen. Gerade nach der Final-Niederlage war im Anschluss zwar schon Niedergeschlagenheit da, aber relativ schnell ist daraus Motivation für die aktuelle Saison geworden. Wir haben die Energie positiv ausgenutzt, um daraus noch mehr für die laufende Saison zu schöpfen.

Bremerhaven hat die Hauptrunde 2023/24 auf Platz eins abgeschlossen, in dieser Spielzeit geht Ihr Club als Tabellendritter in die Playoffs. Wächst an der Nordsee gerade die dritte Kraft im deutschen Eishockey heran?

Wir gehen nicht in eine Saison und sagen, wir müssen Erster, Zweiter oder mindestens Dritter werden. Wir gehen das anders an, schauen, dass wir so schnell wie möglich nichts mit dem Abstieg zu tun haben und dann auf Platz zehn. Wenn wir den erreicht haben, schauen wir auf den sechsten Platz und so weiter. Es geht darum, jedes Spiel so vorzubereiten, um die bestmögliche Chance zu haben, es auch zu gewinnen.

Was zeichnet die Fischtown Pinguins unter der Führung von Alexander Sulzer aus?

Ich denke, dass wir sehr geradliniges, strukturiertes Eishockey spielen. Eishockey, bei dem sich jeder auf den anderen verlassen kann, jeder den nächsten Schritt kennt. Wir haben ein gutes, defensives Gerüst gefunden und ein aggressives, offensives. Die Mischung ist ganz gut.

Ich schätze Kari sehr. Seine Vita spricht absolut für ihn. Als Trainer freue ich mich, dass ich gegen so einen erfahrenen und bislang erfolgreichen Trainer coachen kann.
Alexander Sulzer

In der Hauptrunde gab es für Bremerhaven zwei Siege und zwei Niederlagen gegen die Haie. Wie schätzen Sie den KEC ein?

Ich habe die Haie wie alle anderen Mannschaften verfolgt. Ich nehme sie als sehr strukturiert wahr. Defensivstark, mit gutem Umschaltspiel nach vorne und dann natürlich auch mit Offensivpower und Qualität nach vorne.

Ab Sonntag kommt es gegen Kari Jalonen auch zum Duell der Trainergenerationen. Wie gehen Sie als junger Coach in eine Serie gegen solch einen Routinier?

Ich schätze Kari sehr. Seine Vita spricht absolut für ihn. Als Trainer freue ich mich, dass ich gegen so einen erfahrenen und bislang erfolgreichen Trainer coachen kann. Ich denke aber auch, dass wir im Hier und Jetzt sind und es darauf ankommt, was jetzt passiert.

Mit Haie-Kapitän Moritz Müller haben Sie schon vor zehn Jahren in Köln zusammengespielt. Zudem kennen Sie einige Nationalspieler durch Ihr zusätzliches Engagement als DEB-Assistenzcoach. Sehen Sie darin einen Vorteil für die Viertelfinal-Serie?

Nein, das eine hat meiner Meinung nach mit dem anderen gar nichts zu tun.

Und wie schätzen Sie die Favoritenrolle im Duell Dritter gegen Sechster ein?

Ich denke, es gibt keinen Favoriten. Das wird eine tolle Serie mit zwei qualitativ sehr guten Mannschaften.

ZUR PERSON

1984 geboren, startete Alexander Sulzer seine Eishockey-Karriere in seiner Geburtsstadt beim ESV Kaufbeuren. Erste DEL-Erfahrung sammelte der Offensivverteidiger in Hamburg und Düsseldorf, ehe es ihn 2007 nach Nordamerika zog. Für Nashville, Florida, Vancouver und Buffalo bestritt er 131 NHL-Spiele. Zur Saison 2014/15 wechselte Sulzer zu den Kölner Haien, für die er 171 Mal (12 Tore, 54 Assists) auflief. Als 2019 ein gutartiger Tumor an seiner Halswirbelsäule diagnostiziert wurde, beendete der damalige Profi der Düsseldorfer EG seine aktive Karriere. 2021 übernahm Sulzer den Co-Trainerposten beim ETC Crimmitschau. 2022 schloss er sich den Fischtown Pinguins an. (alw)