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Einseitiges DerbyKölner Haie demütigen den Erzrivalen

Lesezeit 4 Minuten

Doppeltorschütze Gregor MacLeod holt sich die Glückwünsche an der Kölner Bank ab.

Beim 6:3-Sieg in Düsseldorf stellt der KEC die Weichen mit einer 4:0-Führung schon im ersten Drittel auf Sieg.

Mitte des zweiten Drittels machte sich im Gästeblock Schadenfreude breit. „Nur noch vier“, riefen die Fans der Kölner Haie, nachdem Frederik Storm gegen die Düsseldorfer EG das halbe Dutzend vollgemacht hatte. Am Ende des 243. rheinischen Derbys war der Wunsch der KEC-Anhänger nach einem zweistelligen Kantersieg zwar nicht in Erfüllung gegangen, den 6:3 (4:0, 2:1, 0:2)-Erfolg vor 13.102 Zuschauern beim fast schon bemitleidenswert überforderten Schlusslicht der Deutschen Eishockey Liga (DEL) kosteten die 1000 mitgereisten Kölner Schlachtenbummler aber dennoch in vollen Zügen aus. „So ein Derby ist immer etwas Besonderes. Es macht extrem Spaß, vor so einer Kulisse spielen zu dürfen. Umso schöner, wenn man dann drei Punkte mitnimmt“, freute sich Maxi Kammerer, der drei Tore vorbereitete.

Pünktlich zum Duell der Erzrivalen konnte KEC-Trainer Kari Jalonen zwei Rückkehrer begrüßen. Tim Wohlgemuth und Hakon Hänelt meldeten sich nach auskurierten Verletzungen einsatzbereit. Während Wohlgemuth in die vierte Sturmreihe neben Elias Lindner und Robin van Calster rückte und damit Kevin Niedenz ersetzte, wurde der gelernte Angreifer Hänelt als siebter Verteidiger aufgeboten. Aufseiten der DEG gab der erst in dieser Woche nachverpflichtete frühere NHL-Stürmer Tyler Gaudet sein Blitzcomeback in der DEL.

Kölner Haie zeigen sich im ersten Drittel eiskalt

Der erhoffte Effekt verpuffte für den Tabellenletzten zunächst jedoch völlig. Die Düsseldorfer gaben im ersten Drittel ein chaotisches Bild ab und luden den KEC geradezu zum Toreschießen ein. Das erste Geschenk verteilten die Hausherren in der vierten Minute. Ausgangspunkt war ein haarsträubender Fehlpass von DEG-Verteidiger Sinan Akdag an der blauen Linie der Kölner genau in den Schläger von Alexandre Grenier, der die Scheibe nach vorne trug und dann derart perfekt auf Justin Schütz querlegte, dass dieser für sein siebtes Saisontor nur noch den Schläger hinhalten brauchte.

Bis auf eine kurze Druckphase Mitte des ersten Abschnitts hatte Düsseldorf nichts entgegenzusetzen – und fiel dann komplett auseinander. Gregor MacLeod veredelte einen geistesgegenwärtigen Rückpass von Schütz mit dem 2:0 (12.), ehe er frei stehend einen Doppelpack schnüren durfte (15.). Bei der Entstehung eroberte Kammerer hinter dem Düsseldorfer Gehäuse viel zu einfach den Puck. Als Louis-Marc Aubry einen Schuss von Nick Bailen sogar zum 4:0 (20.) abfälschte, hallten Pfiffe durch das weite Rund. Die Gastgeber hatten sich – wenn auch personell geschwächt – wie ein Absteiger präsentiert.

Es war ein sehr verdienter Sieg. Wir waren von Anfang an extrem aggressiv im Forecheck, haben kompakt gestanden und auch nach dem 3:0 nicht aufgehört zu spielen.
Maxi Kammerer, Haie-Stürmer

Es bedurfte einer deutlichen Reaktion der DEG, die allerdings nur zu Beginn des zweiten Drittels zu spüren war. Paul Postma, von den Kölnern nicht angegriffen, verkürzte in Überzahl mit einem Schuss aus dem Bullykreis auf 1:4 (22.). Womöglich hätte es noch einmal spannend werden können, wenn Haie-Goalie Julius Hudacek gegen Gaudet (23.) und Alexander Ehl (29.) nicht zur Stelle gewesen wäre. So aber zogen die Haie wieder davon. Veli-Matti Vittasmäki traf nach schönem Zusammenspiel mit Kammerer genau in den Winkel (31.). Dann durfte Kammerer unbehindert ins Düsseldorfer Drittel laufen und Storm das 6:1 auflegen (34.). „Wir woll'n euch kämpfen sehen“, stellte der heimische Anhang seinem seltsam emotionslos auftretenden Team ein vernichtendes Derby-Zeugnis aus.

Im Schlussabschnitt plätscherte das Geschehen vor sich hin. Die DEG konnte durch Ex-Hai Philip Gogulla (43.) und Alex Blank (60.) noch etwas Ergebniskosmetik betreiben und ließ bei einer von Brendan O'Donnell ausgelösten Rauferei Frust ab (59.). „Es war ein sehr verdienter Sieg. Wir waren von Anfang an extrem aggressiv im Forecheck, haben kompakt gestanden und auch nach dem 3:0 nicht aufgehört zu spielen. Heute haben wir gezeigt, dass wir eine extrem starke Mannschaft haben“, resümierte Kammerer, dessen Team auch am Sonntag (16.30 Uhr, Magenta Sport) im nächsten Derby bei den Iserlohn Roosters Favorit ist.

Kölner Haie: Hudacek; Bailen, Vittasmäki; Almquist, Glötzl; Sennhenn, Müller; Hänelt; Grenier, MacLeod, Schütz; Storm, Aubry, Kammerer; Currie, Tyrväinen, Tuomie; Lindner, van Calster, Wohlgemuth. – SR.: Rohatsch/Hinterdobler. – Zuschauer: 13.102 (ausverkauft). – Tore: 0:1 Schütz (3:57/Grenier), 0:2 MacLeod (11:14/Schütz), 0:3 MacLeod (14:15/Grenier, Kammerer), 0:4 Aubry (19:18/Bailen, Vittasmäki), 1:4 Postma (21:45/PP1), 1:5 Vittasmäki (30:51/Kammerer, Aubry), 1:6 Storm (33:48/Kammerer), 2:6 Gogulla (42:16), 3:6 Blank (59:17/SH1). – Strafminuten: Düsseldorf 11; Köln 13.