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DEL Playoff-ViertelfinaleHaie müssen im Moment bleiben

Lesezeit 4 Minuten
Stocksauer: Haie-Stürmer Tim Wohlgemuth lässt seinen Frust raus.

Stocksauer: Haie-Stürmer Tim Wohlgemuth (l.) lässt seinen Frust raus.

Die Kölner Haie haben Spiel fünf im Playoff-Viertelfinale gegen Bremerhaven verloren und wollen den Sack nun am Freitag zu Hause zumachen.

Die Dominanz der Kölner Haie ist Geschichte, die klare 3:0-Führung in der „best of seven“-Serie im Playoff-Viertelfinale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft auch. Das Duell zwischen dem achtfachen Titelträger und den Fischtown Pinguins Bremerhaven hat sich nach fünf Partien zu der im Vorfeld erwartet engen Auseinandersetzung entwickelt. „Wir wussten, dass es nicht leicht wird. Bremerhaven ist eine super Mannschaft. Wir haben sie früh in der Serie überrascht. Jetzt ist jedes Spiel hart umkämpft. So wird auch das nächste Spiel sein, hoffentlich mit dem besseren Ende für uns“, umschrieb KEC-Kapitän Moritz Müller die Situation nach dem Bremerhavener 4:3-Sieg am Mittwoch in Spiel fünf und vor Spiel sechs am Freitag (19.30 Uhr/Magenta Sport) in der LanxessArena.

Die Haie haben dann ihren dritten Matchpuck in dieser Serie, in der sie in Spiel vier und einer 2:0-Führung nach dem ersten Drittel schon wie der Sieger aussahen. Der Vizemeister von der Nordseeküste hat dann aber einen Weg zurück in seine Stärken gefunden und die Kölner immer wieder entscheidend von ihrer Linie abgebracht.

Bremerhaven hat ein probates Mittel darin gefunden, Strafen des KEC zu provozieren. In Spiel vier führten beim 5:2 der Pinguins zwei Powerplays zum 2:2-Ausgleich. Am Mittwoch kassierten die Haie erneut zwei Treffer mit einem Spieler weniger auf dem Eis, das 2:3 (39.) und das entscheidende 3:4 (52.).  Pinguins-Kapitän Jan Urbas war beide Male der Schütze. Es waren seine ersten beiden Treffer in der Serie.

Tim Wohlgemuth lässt sich provozieren

Aus KEC-Sicht war es besonders ärgerlich, dass sie kurz vor Urbas  Toren durch Alexandre Grenier (36.) und Josh Currie (50.) jeweils ausgeglichen hatten und damit nach Greniers erstem Treffer zum 1:1 (16.) insgesamt dreimal zurückgekommen waren. „Wir haben wieder zu viele Strafen genommen“, sagte Haie-Stürmer Maximilian Kammerer, der es vor dem 3:4 als Dritter und Letzter in Reihen der Kölner verpasst hatte, die Scheibe aus dem eigenen Drittel zu bringen.

Die Bremerhavener Überzahl, die letztlich die Entscheidung in der packenden Playoff-Partie vor 4647 Zuschauern herbeigeführt hatte, war ebenso unnötig wie umstritten. Tim Wohlgemuth ließ sich nur 17 Sekunden nach Curries Powerplaytreffer zum 3:3 von Miha Verlic provozieren und arbeitete mit einem Stockcheck auch den Frust über seine beiden vergebenen Großchancen ab (13./34.).

Verlic ließ sich bei dem Stock-Schubser allerdings theatralisch fallen. In so einem Fall sind die Schiedsrichter eigentlich angehalten, Schwalben wegen Unsportlichkeit ebenfalls mit zwei Minuten zu bestrafen.

Bremerhaven strotzt vor Selbstbewusstsein

„Wir müssen disziplinierter und cleverer sein, uns vielleicht der Linie der Schiedsrichter besser anpassen. Solange wir Fünf gegen Fünf spielen, sieht es gut aus. Bremerhaven macht es clever. Sie lassen sich leicht fallen und die Schiedsrichter fallen drauf rein“, erklärte Kammerer, der sich zu der Szene mit Wohlgemuth aus Angst vor einer Bestrafung durch die DEL nicht explizit äußern wollte. Kapitän Müller formulierte es so: „Wir sind sicher keine Mannschaft, die Schwalben macht, aber ich kann nur für uns sprechen.“

Unter dem Strich stand die zweite Kölner Niederlage und die Erkenntnis, dass Bremerhaven vor Spiel sechs das Momentum in diesem Viertelfinal-Duell hält. Das Team von Trainer Alexander Sulzer hat sein Selbstbewusstsein wiedergefunden und schickt sich als erstes Team in der DEL-Historie an, einen 0:3-Rückstand in einer Playoff-Serie zu drehen.

Was war, ist vorbei. Wir müssen im Moment bleiben.
Matthias Baldys, Sportdirektor Haie

Die Haie wollen das natürlich um jeden Preis verhindern und besitzen ja auch noch zwei weitere Matchpucks. „Wir fahren mit einem 3:2 nach Köln und können positiv bleiben. Wir liegen in Führung und brauchen noch einen Sieg, um zu den besten vier Mannschaften Deutschlands zu gehören“, gab sich Kammerer trotzig.

Um ins Halbfinale einzuziehen, benötigen die Haie vor eigenem Publikum allerdings wieder 60 Minuten Konzentration und Fokus. „Unser Start war nicht so gut, es haben Geschwindigkeit und Zweikämpfe gefehlt. Das zweite und dritte Drittel waren gut“, haderte Coach Kari Jalonen mit dem ersten Drittel von Spiel fünf. Offen bleibt, wen der Finne am Freitag ins Tor stellt. Am Mittwoch hatte er überraschend auf Tobias Ancicka gesetzt, den zwar an allen vier Gegentoren keine Schuld traf,   der in überragender Form aber sicher einen der beiden Urbas-Fernschüsse abgewehrt hätte.

„Was war, ist vorbei. Wir müssen im Moment bleiben und uns auf das Hier und Jetzt fokussieren“, forderte KEC-Sportdirektor Matthias Baldys. Ansonsten hätte Bremerhaven es auch entscheidend geschafft, in die Köpfe der Kölner zu kommen.