Die Kölner Haie müssen ihren Traum vom ersten Meistertitel seit 2002 wohl begraben. Den Eisbären Berlin fehlt nach dem 7:0 im vierten Spiel der „Best-of-Seven“-Finalserie nur noch ein Sieg zur erfolgreichen Titelverteidigung.
DEL Playoff-FinaleErsatzgeschwächte Kölner Haie sind chancenlos

Tor für Berlin: Manuel Wiederer (l) jubelt nach seinem Treffer zum 3:0 gegen Haie-Goalie Julius Hudacek.
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Die Kölner Haie müssen ihren Traum vom ersten Meistertitel seit 2002 wohl begraben. Das ersatzgeschwächte Team von Trainer Kari Jalonen unterlag den Eisbären Berlin im vierten Spiel der „Best-of-Seven“-Finalserie in der mit 18.600 Zuschauern ausverkauften Lanxess-Arena auch in der Höhe verdient mit 0:7 (0:2, 0:2, 0:3). Der Titelverteidiger und Rekord-Titelträger der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hat damit drei Matchpucks und kann schon am Freitag (19.30 Uhr/Magenta Sport) in der Uber Arena am Ostbahnhof seine elfte Meisterschaft perfekt machen.
„Berlin hat unsere Fehler eiskalt bestraft. Wir haben nur noch einen Schuss und wollen die Serie noch mal nach Köln zurückholen“, gab sich Jalonen nach der höchsten Final-Heimniederlage der DEL-Historie kämpferisch.
Haie müssen auf Aubry und Currie verzichten
Die Haie mussten nach dem 0:7 in Spiel drei zwei Ausfälle verkraften. Der gerade erst von einer Schulterverletzung zurückgekehrte Louis-Marc Aubry schied am Ostermontag in Berlin mit einer Knieverletzung schon im Schlussdrittel aus. Dazu musste Kari Jalonen auf Josh Currie verzichten.
Der Haie-Coach entschied sich, sein Team zunächst breiter, also mit vier Sturmreihen aufs Eis zu schicken. Dafür wirbelte der Finne alle seine Formationen auseinander. Durch den Ausfall von Aubry konnte immerhin Verteidiger Otso Rantakari als bislang überzähliger Ausländer zurück ins Line-up.
Die Eisbären mussten zwar weiter auf Kapitän Kai Wissmann verzichten, konnten aber wieder auf den bislang gesperrten Zach Boychuk zurückgreifen. Der Kanadier bildete mit Manuel Wiederer und Marcel Noebels eine hochkarätig besetzte vierte Reihe.
Die Rollen waren auf dem Papier verteilt. Auf dem Eis nahm Finalspiel vier zunächst aber einen ausgeglichenen Verlauf. Gregor MacLeod hatte nach 44 Sekunden den ersten Abschluss. Auch eine frühe Unterzahl (1.) nach einer Strafe gegen Kapitän Moritz Müller überstanden die Haie, indem sie Berlin aggressiv bearbeiteten und nicht zum Abschluss kommen ließen.
Eisbären nutzten Kölner Fehler eiskalt aus
Das Problem für die willigen Kölner war, dass die Eisbären konzentriert verteidigten und auf Fehler warteten. Der kam, als MacLeod einen nicht an ihn adressierten Querpass von Jan-Luca Sennhenn ablenkte und einen Berliner Konter einleitete. Als die beiden Haie in ihrer Rückwärtsbewegung auch noch kollidierten, konnte Liam Kirk frei durchlaufen und zum 0:1 treffen (10.).
Die Haie ließen dann ihr erstes Powerplay (13.) und eine Chance von Parker Tuomie (16.) ungenutzt. Die Quittung folgte auf dem Fuß. MacLeod leistete sich den nächsten Fehlpass. Blaine Byron eroberte die Scheibe und bediente im Slot Noebels, den drei KEC-Spieler nicht aufnahmen (16.). Das 0:2 drückte in der Arena auf die Stimmung, zumal Maxi Kammerer kurz vor Drittelende das 1:2 verpasste (20.).
Wiederer 3:0 bricht den Haien das Genick
Die Haie brauchten ein Tor, mussten zu Beginn des zweiten Abschnitts aber erst einmal froh sein, nicht 0:3 in Rückstand zu geraten. Die Eisbären zeigten ihre Klasse, schnürten die Gastgeber ein und kombinierten sich zu einigen sehr guten Möglichkeiten. Das Jalonen-Team hielt zwar dagegen, killte auch die zweite Berliner Überzahl, kassierte aber trotzdem den dritten Gegentreffer. Die vierte Reihe der Gäste schlug ein zweites Mal durch den vor dem Tor allein gelassenen Manuel Wiederer zu, als Moritz Müller seinen Stock verloren hatte (27.).
Eine Szene, die verdeutlichte, dass den Haien die Überzeugung abhandengekommen war. Erst als Jalonen am Ende des zweiten Drittels mit zwei Sturmreihen agierte, kam sein Team zu Chancen. Juhani Tyrväinen konnte den ersten Berliner Fehler aber nicht ausnutzen und scheiterte frei vor Goalie Jake Hildebrand (35.). Dann brachten Alexandre Grenier und MacLeod die Scheibe nicht über die Linie (36.). Die Eisbären machten vor, wie es geht, erhöhten durch Byron auf 4:0 (39.) und waren endgültig in den Köpfen ihrer Gegner.
Es kann nicht sein, dass wir solche Tore zulassen.
Die Ernüchterung aufseiten des KEC war riesig. „Wir nutzen unsere Chancen nicht und stehen hinten viel zu offen. Es kann nicht sein, dass wir solche Tore zulassen“, kritisierte Hakon Hänelt bei Magenta Sport. Der Haie-Stürmer hätte auch einfach von einem Klassenunterschied sprechen können.
Berlin fehlte nur noch ein Scorerpunkt für Ty Ronning. Der Playoff-Topscorer erledigte das Thema zu Beginn des Schlussdrittels mit einem Handgelenksschuss zum 5:0 (52.) und verlängerte seine DEL-Serie auf 27 Spiele mit Tor oder Torvorlage. Kirk und Eric Hördler erhöhten noch auf 7:0 nach (57./60.), während dem KEC im wahrscheinlich letzten Heimspiel der Saison zum zweiten Mal hintereinander ein Treffer verwehrt blieb. Was auch bedeutete, dass Jake Hildebrand als erster DEL-Torwart in einer Finalserie in zwei Partien hintereinander einen Shutout feiern konnte.
Statistik:
Kölner Haie: Hudacek; Rantakari; Vittasmäki; Müller, Austin; Almquist, Sennhenn, Glötz; Niedenz, Tyrväinen, Kammerer; Grenier, MacLeod, Tuomie; Münzenberger, Wohlgemuth, Schütz; Storm, van Calster, Hänelt. – SR.: Rohatsch/MacFarlane. – Zuschauer: 18.600. – Tore: 0:1 Kirk (9:38/Veilleux), 0:2 Noebels (15:32/Byron , Bergmann), 0:3 Wiederer (26:39/Boychuk, Noebels), 0:4 Byron (38:34/Hördler), 0:5 Ronning (41:10/Noebels), 0:6 Kirk (57:00/J. Müller, Mik), 0:7 Hördler (59:48/Leden, Byron). – Strafminuten: Köln 6+10 Minuten Disziplinar Glötzl; Berlin 4.