Wenn am Sonntag ein neuer Vorstand gewählt werden soll, wird es keine Blumen für Werner Spinner geben.
Der inzwischen 70-Jährige hat sich zurückgezogen.
Dabei ist es deutlich, wie es um die Anerkennung seiner Verdienste im Vorfeld bestellt ist.
Köln – An Aschermittwoch war alles vorbei. Eigentlich, denn seit seinem mehr oder weniger erzwungenen vorzeitigen Rücktritt am 7. März 2019 als Präsident des 1. FC Köln ist es recht still geworden um Werner Spinner. Der inzwischen 70-Jährige hat sich zurückgezogen.
Für die Saisonabschlussfeier nach dem Wiederaufstieg hatte er seinen Besuch kurzfristig abgesagt. Und wenn am Sonntag (13 Uhr, Lanxess Arena) ein neuer Vorstand gewählt werden soll, wird es auch keine Blumen für den Ex geben. Werner Spinner zieht es vor, der Versammlung fernzubleiben.
Alles begann mit einer Sprachnachricht
Dabei sollte es genau dieser 8. September 2019 sein, an dem der neunte Präsident des 1. FC Köln sich offiziell nach fast genau sieben Jahren Amtszeit verabschieden wollte. Es kam anders. Nach einer Sprachnachricht Spinners an Vizepräsident Markus Ritterbach, in der der Präsident laut über eine Entlassung von Trainer Markus Anfang oder Sportchef Armin Veh nachdachte, nahmen die Dinge ihren Lauf. Veh suchte den öffentlichen Disput, und der gesundheitlich angeschlagene und im Club schon länger isolierte Spinner trat ohne jegliche Rückendeckung zurück.
Ein trauriges Kapitel in der Geschichte des FC. Spinners Strahlkraft für den Club seines Herzens hatte zwar deutlich nachgelassen, seine Verdienste um den FC aber sind unbestritten. Als er fünf Monate nach dem Rücktritt von Wolfgang Overath im November 2011 die Präsidentschaft übernahm, lag der dreimalige deutsche Meister am Boden. Spinner packte sofort an, rettete den Club über eine 12,5 Millionen Euro schwere Fan-Anleihe und den IMG-Deal erst vor der drohenden Insolvenz, um ihn dann personell mit den Geschäftsführern Alexander Wehrle und Jörg Schmadtke sowie Sportdirektor Jörg Jakobs und Trainer Peter Stöger neu aufzustellen. Der Verlauf der erfolgreichen Geschichte dürfte allen gut im Gedächtnis haften. Der 1. FC Köln stieg 2013 wieder in die Bundesliga auf, etablierte sich und zog schließlich 2017 erstmals nach 25 Jahren Abstinenz wieder in den Europapokal ein.Eine Leistung, die trotz all der gravierenden Versäumnisse und Fehler Spinners in der Abstiegssaison 2017/18 mit dem schlechtesten Bundesliga-Abschneiden der FC-Historie ein „Dankeschön“ herausfordert.
Anerkennung der Fans
Eine am Freitag geschaltete Zeitungsanzeige von fünf FC-Fanclubs macht aber deutlich, wie es um die Anerkennung der Verdienste Spinners im Vorfeld der Mitgliederversammlung bestellt ist. Die Fans danken in ihrer Anzeige den noch im Amt befindlichen Vize-Präsidenten Toni Schumacher und Markus Ritterbach unter anderem für die Rettung des FC, die Verpflichtung von Alexander Wehrle oder die Europapokal-Qualifikation.
Allein Lionel Souque hat in dieser Woche wertschätzende Worte in Richtung Ex-Präsident gerichtet: „Ich erhoffe für die Mitgliederversammlung, dass die bisherigen Vorstände inklusive Herrn Spinner gewürdigt und wertschätzend verabschiedet werden“, sagte der FC-Aufsichtsratschef in einem Zeitungsinterview.