- Christoph Kahl ist Hauptgesellschafter der Basketball GmbH und seit fünf Jahren bei den RheinStars aktiv.
- Rundschau-Mitarbeiter Leon Causemann hat sich mit ihm über den Stellenwert des neuen Trainingszentrums in Bickendorf, die außergewöhnliche Corona-Zeit und die Zukunft des größten Kölner Basketball-Clubs unterhalten.
Köln – Herr Kahl, wie oft erwischen Sie sich zurzeit an Wochenenden mit dem Gedanken, dass es gleich eigentlich zum Basketball gehen müsste?
Der Basketball fehlt. Genauso wie die anderen Sportarten. Aber natürlich muss das in den aktuellen Zeiten zurückstehen. Dennoch fehlt mir damit momentan ein Teil der wöchentlichen Kultur. Es gibt immerhin auch eine positive Nachricht. Die Bauarbeiten des neuen Trainingszentrums haben begonnen.
Ist das Zentrum in dieser Krisenzeit überhaupt noch eine sichere Investition?
Es ist eine große Investition in die Zukunft des Kölner Basketballs und ist gerade deshalb besonders in diesen Zeiten ein besonderer Hoffnungsträger. Als sicher bezeichne ich das, wenn es sein Ziel erreicht. Es soll die Heimat aller Basketballer in Köln werden und damit den Sport in dieser Stadt nach vorne bringen. Dieses Ziel werden wir bestimmt erreichen.
Sollte dieser Plan aufgehen, dann wäre es Ihrer Meinung nach eine sichere Investition?
Ja. Ich würde es als sichere Investition bezeichnen, wenn dadurch der Jugendbasketball, der Freizeitbasketball aber natürlich auch der Leistungssport entscheidende Impulse nach vorne bekommt.
Wie kam es zu der Idee, dass Sie, gemeinsam mit zwei weiteren Investoren und dem Verein, dieses Projekt angegangen sind?
Vor ungefähr fünf Jahren bin ich mit Stephan Baeck, dem Manager der RheinStars, in Kontakt gekommen. Da waren die RheinStars gerade dabei, in die zweite Profiliga, die Pro A aufzusteigen. Wozu sie aber eigentlich keine finanzielle Basis hatten. Ich fand die Idee von Stephan Baeck und den anderen Unterstützern super und habe mich mit meiner Frau und einem befreundeten Unternehmer dort eingebracht.
Die erste Idee war, möglichst schnell in die Bundesliga aufzusteigen. So sollten möglichst viele Zuschauer kommen, womit sich die hohen Kosten der Lanxess Arena getragen hätten. Diese Idee ist gescheitert und wir haben eine Menge Geld in den Sand gesetzt.
Dann ging es darum, entweder aufzuhören, dann wäre dieses Pflänzlein aber leider wieder eingegangen, oder das Ganze völlig anders aufzubauen. Statt das Geld in eine teure erste Mannschaft zu investieren, wollten wir dies lieber in der Breite tun und unten anfangen. Das haben wir in den vergangenen Jahren umgesetzt, bis hin zu dem Baubeginn und der Fertigstellung des Trainingszentrums im Sommer.
Gab es von Ihrer Seite eine Bedingung, die mit dem Erwerb der Halle, dem Umbau und der späteren Nutzung verknüpft ist? Etwa an die Öffnung der Halle für Freizeitsportler.
Es gibt keine Bedingungen. Aber die Halle gehört der RheinStars GmbH und insofern entscheiden die Gesellschafter und die Finanzierer auch, für wen die Halle geöffnet wird und für wen der Spielbetrieb möglich ist. Und wir haben ganz klar kommuniziert, das soll die Heimat des Basketballs in Köln sein.
Und nicht nur limitiert auf die RheinStars, sondern auch offen für andere Vereine, Freizeitbasketballer und Jugendliche, die keinem Verein angehören. Wir sehen das in gewisser Weise auch als soziales Projekt, da Sport ein Integrationsfaktor ist. Gerade auch für Jugendliche, die sonst wenige Möglichkeiten haben.
Ohne Sie und Ihre Mitteilhaber wäre das Projekt wohl nicht umzusetzen gewesen. Trotz Ihrer wichtigen Rolle bei den RheinStars halten Sie sich im Vereinsleben aber eher im Hintergrund. Warum ist das so?
Wir sind ja keine Experten für den Basketballspitzensport. Wir haben auch nicht zuallererst den Ehrgeiz Deutscher Meister zu werden. Sondern der erste Ansatz ist wirklich, etwas für Jugendliche und Freizeitsportler zu tun. Aber mit dem klaren Hintergedanken, dass aus dem Trainingszentrum dann Spitzenkräfte wachsen können. Daraus kann wiederum auch eine Identität mit einer Mannschaft entstehen, die nicht ausschließlich von außen Spieler bekommt, sondern vor allem aus lokalen Spielern besteht.
Wenn Sie sich sonst auch heraushalten, sind Sie an Spieltagen mittendrin und sitzen in der ersten Reihe direkt am Spielfeldrand. Beschreiben Sie doch mal, was Sie am Basketball so packt!
Also Basketball ist ohne Zweifel eines der spannendsten Spiele. Wenn man sich überlegt, dass oftmals in den letzten zehn Sekunden noch ein Spiel gedreht werden kann. Und es ist ein Spiel, das eben eine Menge Fähigkeiten verlangt, es ist fair und hat klare Regeln. Ich finde es eine faszinierende Sportart, die, wenn wir mal über Deutschland hinaus gucken, eine Riesenbedeutung hat.
Lassen diese positive Gedanken auch Überlegungen zu, was passiert, wenn die Krise länger dauert, als wir alle denken und die Hallen noch einige Zeit länger verschlossen bleiben?
Ein Projekt wie dieses ist keines für nur eine Saison oder für ein Jahr und natürlich wünschen wir uns, dass es ab September oder August wieder losgehen kann. Aber wenn es ein paar Monate später ist, dann spielt das auch keine Rolle.
Könnte die Situation Ihrer Meinung nach zu Problemen im operativen Geschäft der RheinStars führen, sollte es zu einer Verschiebung oder Ausfällen in der kommenden Spielzeit kommen?
Natürlich kann es dazu kommen, dass wir Spiele gar nicht oder ohne Zuschauer austragen müssen. Zwar sind wir jetzt in die ProB aufgestiegen, aber auch da ist der finanzielle Rahmen sehr überschaubar. Und im Verhältnis zu dem, um was es bei dem Trainingszentrum geht, ist das sehr untergeordnet. Ich sehe da keine Gefahr.
Die RheinStars sind in dieser Krisenzeit also krisenfest aufgestellt?
Absolut.
Was sehen Sie, wenn Sie in die Zukunft des Vereins blicken?
Im besten Falle kommt es zu dem, was ich beschrieben habe. Und irgendwann ist die Mannschaft aus sich heraus stark genug, um in die ProA oder noch weiter aufzusteigen. Doch dann haben wir in Köln ein Problem. Es gibt keine Halle mit einer Kapazität von 3000 oder 5000 Zuschauern. Und das ist die Anforderung an die Clubs, die in der BBL und der ProA teilnehmen wollen. Damit wären wir wieder gezwungen, in die Lanxess Arena zu gehen. Und das ist sehr, sehr schwierig, da sie einfach zu groß für uns ist. Die Forderung ist daher immer wieder, nicht nur vom Basketball: Wir brauchen eine Halle mittlerer Größe in Köln für Sportveranstaltungen, sodass die Vereine unterschiedlichster Sportarten auch in den obersten Ligen spielen können.
Hintergrund: Die Rheinstars und das neue Trainingszentrum
2013 ist das Gründungsjahr der RheinStars Köln. In diese Zeit fällt auch der Startpunkt der RheinStars Köln GmbH. Unter dieser werden die Profibasketballer der Kölner geführt, die damit aus dem ursprünglichen Verein SG RheinStars Köln e.V. ausgegliedert wurden. Sieben Jahre nach der Gründung der GmbH, deren Geschäftsführer Manager und Ex-Nationalspieler Stephan Baeck ist, engagieren sich momentan elf Gesellschafter an dem Projekt. Hauptgesellschafter Christoph Kahl schloss sich diesem im Jahr 2014 an. Neben Kahl gehören Basketball-Europameister Baeck und auch Fußball-Weltmeister Lukas Podolski zu den größten Teilhabern.
Ende August stellten die RheinStars Köln nach langer Suche eine geeignete Immobile für den Umbau in ein neues Basketball-Trainingszentrums vor. Mittlerweile haben die Umbauarbeiten an der alten Tennishalle in Bickendorf begonnen und sollen bis August planmäßig abgeschlossen sein. Bis zu sechs Millionen Euro kalkuliert die Basketball GmbH für die Kosten des Prestigeprojektes, bei dem sich Immobilien-Experte Christoph Kahl als einer von drei Investoren einbringt. (cau)