Gladbacher Manager Max Eberl steigt auss „Ich muss raus aus dieser Mühle“
Mönchengladbach – Die Tränen flossen schon beim ersten Luftholen. Max Eberl fiel es schwer, über seinen Abschied und dessen Gründe zu sprechen, und vielleicht war das gleich der nächste Fehler: Dass da ein offensichtlich psychisch angeschlagener Fußball-Manager vor der Öffentlichkeit über seine Gesundheit spricht, sprechen muss.
„Das macht mich krank, ich bin erschöpft, müde, habe keine Kraft mehr, den Job auszuüben“, sagte er mit tränenerstickter Stimme und meinte „das Drumherum“ des Profifußballs. Nicht den Fußball an sich („Ich beende etwas, was mein Leben war!“), sondern das Getöse: Kritik, Stress, Schuldzuweisungen, Soziale Medien.
Häufige Kritik am Umgang mit Spielern und Trainer
Oft hatte Eberl den Umgang von Fans und Medien mit Trainern und Spielern kritisiert. Dass ihn das persönlich getroffen hat, war vielen nicht klar. Nun sagte Gladbachs Sportdirektor nach 13 Jahren im Amt: „Es geht gerade nicht um Fußball, es geht gerade um mich. Ich bin sehr dankbar, dass der Club mir die Möglichkeit gegeben hat, jetzt einen Schlussstrich zu ziehen.“
Eberl räumt sein Büro sofort, Steffen Korell, Leiter der Scoutingabteilung, übernimmt die Transfergeschäfte, bis ein neuer Mann gefunden ist. Er sehe eine „sehr, sehr gute“ Lösung kommen, deutete Eberl an, dass die Suche bereits läuft. Präsident Rolf Königs will sich „nicht viel Zeit“ nehmen.
Der 48 Jahre alte Eberl will erst einmal „weg“ sein, das Leben genießen, „keine Verantwortung haben“. Seine klare Haltung im Angesicht der Medien-Spekulationen, er schlage in Kürze bei RB Leipzig auf: „Vergesst es. Ich will nicht zu einem neuen Verein, ich will einfach raus, ich will mit dem Fußball nichts zu tun haben. Ich möchte raus aus der Mühle, die ich in diesem Club seit 23 Jahren habe.“ Die versteinerten Mienen auf dem Podium im Borussia-Park auf der Pressekonferenz zum Abschied machten klar: die Lage ist ernst. „Wir hatten gedacht, dass wir mit ihm die Saison beenden können“, sagte Vize-Präsident Rainer Bonhof.
So begründet Eberl seinen Schritt
Eberl beschrieb auch, warum der Schritt alternativlos sei: „Alles was ich tue, tue ich zu 100 Prozent, es gibt keine 99. Ich war nie getragen von Talent, sondern von Fleiß. Das hieß Start acht Uhr morgens bis acht Uhr abends.“ Erst Profi, sofort Leiter der Nachwuchsabteilung, dann Profi-Chef, nie Pause. Dieser Perfektionismus habe ihn angreifbar gemacht. Kritik an der Borussia habe er auf sich bezogen. „Ich habe mir alles aufgebürdet. Und ich kenne keinen Knopf hinten, den man ausschalten kann.“ Er habe realisiert, dass es in die falsche Richtung geht. Und weiß doch: „Es ist ein unfassbar ungünstiger Zeitpunkt. Zum ersten Mal aber denke ich an mich. Ich muss das zurücklassen, um einfach selbst wieder klar zu kommen.“ Er habe sich um Borussia wie um „ein Kind gekümmert, mit aller Kraft die ich habe, und die Kraft ist jetzt einfach nicht mehr da“.
„Kein schöner Tag, ein blöder Tag, ein Misttag“, sagte Präsident Rolf Königs. Schon im Oktober 2021 habe Eberl aussteigen wollen, man habe ihn überzeugt, zu bleiben. Vor vier Jahren habe man Entlastung für Eberl engagieren wollen, der abgelehnt habe. Am Ende einer denkwürdigen Pressekonferenz sagte Eberl, niemand müsse sich um ihn Sorgen machen muss: „Ich werde mir eine schöne Zeit machen. Es war eine Ehre, hier zu arbeiten. Danke.“