Fußball-EM in KölnBelgien hat einen stillen Anführer

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Jan Vertonghen, Kevin de Bruyne und Arthur Theate freuen sich über Belgiens 2:0.

Jan Vertonghen, Kevin de Bruyne und Arthur Theate freuen sich über Belgiens 2:0.

Die belgische Fußball-Nationalmannschaft ist dank ihres Kapitäns zurück in der Rolle des EM-Geheimfavoriten.

Wer Erfolgsformeln für Mannschaftssport definieren möchte, muss mit einfließen lassen, dass die nominell besten Spieler auch die besten auf dem Platz sein müssen. Deshalb schaut die Fußballwelt immer wieder auf Lionel Messi und   Cristiano Ronaldo oder wie bei dieser Fußball-Europameisterschaft auf Kevin De Brunye. Der belgische Mittelfeldstar ist zwar alles andere als ein Lautsprecher, der gerne im Scheinwerferlicht steht, mit der Leistung des 32-Jährigen steht und fällt aber der Erfolg seines Teams.

Welchen Wert De Bruyne für den Fußball seines Landes besitzt, war am Samstagabend bei dem mitreißenden Schlagabtausch der EM-Vorrundengruppe E gegen Rumänien bestens zu beobachten. Die „Roten Teufel“ und ihr Kapitän waren nach dem 0:1-Unfall im ersten Spiel gegen die Slowakei gefordert — und sie lieferten. Allen voran der blasse Blonde, der in Genk das Fußballspielen gelernt hat und über den FC Chelsea, Werder Bremen und den VfL Wolfsburg 2015 für 76 Millionen Euro zu Manchester City wechselte, wo er heute noch spielt.

Der Kapitän hat noch nie so gestrahlt

Kevin De Bruyne ist wie der deutsche Kapitän und langjährige Teamkollege bei ManCity, Ilkay Gündogan, eher der Typ stiller Anführer . Er prägt das Spiel durch seine raumgreifenden Läufe, seine präzisen Pässe und seine Torgefährlichkeit.   Als das Duell mit den tapferen Rumänen nach dem drittschnellsten Treffer der EM-Geschichte von Youri Tielemans (2.) in der 80. Minute beim Stand von 1:0 trotz klarster Chancen immer noch nicht entschieden war, nahm De Bruyne die Dinge in die Hand. Nach einem weiten und noch leicht von einem Rumänen verlängerten Abschlag von Belgiens Torwart Koen Casteels tauchte der offensive Mittelfeldspieler am gegnerischen Strafraum auf, setzte sich trotz starker Gegenwehr durch und schoss den Ball im Fallen zum 2:0 ins Netz. Ein Tor des Willens und des Könnens. „Es ist niemand nach vorne gelaufen, also habe ich gedacht: Dann laufe ich eben nach vorne“, erklärte der Torschütze lakonisch. Typisch für ihn.

Das Ziel ist klar. De Bruyne will den ewigen Geheimfavoriten endlich zum ersehnten Titel führen.  „Wenn ich in der Lage bin, meinen Mannschaftskollegen zu helfen und sie auf den richtigen Weg zu führen, bin ich zufrieden. Ich werde alles tun, was ich kann, damit wir alle in die richtige Richtung gehen“, sagte er als Spieler eines Spiels, das Köln den dritten stimmungsvollen Tag bei dieser EM bescherte.

Alle sagen, dass er noch nie so gestrahlt hat, dass er noch nie so positiv war.
Domenico Tedesco, Nationaltrainer Belgien über Kevin De Bruyne

Trotz der Auftaktniederlage und der wieder mangelhaften Chancenauswertung gegen Rumänien überwanden die Belgier dank De Bruyne alle Widerstände. Auch den dritten durch den VAR aberkannten Treffer bei dieser EM, den wieder Romelu Lukaku erzielt hatte (63.). Nachdem er gegen die Slowaken einmal knapp im Abseits und beim zweiten Mal nach einem Handspiel getroffen hatte, stand der bullige Torjäger von AS Rom diesmal bei einem Traumpass von De Bruyne so knapp im Abseits, dass es im Videobeweis kaum zu erkennen war.

Natürlich war es der Kapitän, der für den Vorbereiter von Tielemans 1:0 die richtigen Worte fand: „Romelu hat sehr gut gespielt und eine Torvorlage gegeben. Er hat dreimal getroffen, auch wenn die Tore nicht zählten. Ich denke nicht, dass er frustriert ist“, sagte De Bruyne.

„Romelu wird noch viele Tore für uns schießen“, sprach auch Casteels Lukaku Mut so. Der Keeper des VfL Wolfsburg könnte recht behalten, denn die Art und Weise, mit der die Belgier in Müngersdorf auftraten, lässt vermuten, dass sie in diesem Turnier noch weit kommen können. Zumal Kevin De Bruyne, der von August 2023 bis Januar 2024 verletzt war, offensichtlich in Topform bei dieser EM erschienen ist. „Alle sagen, dass er noch nie so gestrahlt hat, dass er noch nie so positiv war“, sagte Belgiens deutscher Trainer Domenico Tedesco über seinen besten Spieler, der am Samstag auch der beste war.

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