Enttäuschendes England holt GruppensiegDeutschland trifft im Achtelfinale auf Dänemark

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Der Slowene Andraz Sporar wird von Englands Marc Guehi  gehalten. Das gab die Gelbe Karte.

Der Slowene Andraz Sporar wird von Marc Guehi gehalten. Das gab die Gelbe Karte für den englischen Innenverteidiger. .

England ist bei der Fußball-Europameisterschaft glanzlos als Gruppensieger ins Achtelfinale eingezogen. Außerdem steht der deutsche Gegner fest.

Gareth Southgate pflegt vor den Spielen der Fußball-Europameisterschaft 2024 ein kleines Ritual. Der Coach der englischen Nationalmannschaft betritt etwa fünf Minuten vor dem Anpfiff auf Höhe der Mittellinie den Rasen, geht zehn Meter ins Feld, wieder zurück und klatscht dabei mit den Händen über dem Kopf. Es bleibt aber unklar, was genau Southgate mit dieser Geste bezweckt. Die englischen Fans sind 50 Meter und noch weiter von ihm entfernt. Das einsame Signal des Trainers bleibt ohne Empfänger – und nahezu unbemerkt.

Die Distanz zwischen Southgate und den Anhängern, die zu Zehntausenden den ganzen Tag fröhlich in Köln gefeiert hatten, steht für den Fußball, den die Engländer bei dieser EM spielen. Uninspiriert, ohne Begeisterung und in höchstem Maße langweilig. Wie soll da Liebe und Nähe entstehen?   Vielleicht im Achtelfinale, denn das haben die Three Lions trotz eines tief enttäuschenden 0:0 am Mittwochabend in Köln gegen den krassen Außenseiter Slowenien als Sieger der Gruppe C mit fünf Punkten und nur zwei erzielten Toren erreicht.

Abseitstor von Bukayo Saka

Southgate hatte sein Team im Vergleich zum 1:1 gegen Dänemark mit einer Änderung ins Spiel geschickt und Conor Gallagher für Trent Alexander-Arnold ins defensive Mittelfeld beordert. Am belanglosen Vortrag der Briten änderte das wenig. Die Engländer erzielten in der ersten Halbzeit ein Abseitstor durch Bukayo Saka (20.) und prüften Sloweniens erfahrenen Torwart Jan Oblak mit zwei Fernschüssen von Harry Kane (31.) und Phil Foden (35.). Dann verpassten Gallagher und Kane noch eine Flanke von Kieran Trippier knapp (41.) und das war es.

Die sonst so sangesfreudigen englischen Fans im Norden von Müngersdorf quittierten das Spiel ihrer Mannschaft zumeist mit Schweigen. Was nicht daran lag, dass ein halber Block im Unterrang leer geblieben war. Es war einfach nur eine traurige Vorstellung des EM-Favoriten und das mit Abstand bislang schwächste der vier Gruppenspiele in Köln.

Was nicht an den Slowenen lag, die ihr Bestes gaben, gerade in der Offensive aber viel zu ungenau agierten. Ein harmloser, weil ohne Druck abgesetzter Kopfball ihres Stars Benjamin Sesko von RB Leipzig blieb noch die gefährlichste Aktion (5.). Das 0:0 zu Pause entsprach den Leistungen und hielt die Engländer vorerst an der Spitze der Gruppe C, weil im Parallelspiel zwischen Dänemark und Serbien in den ersten 45 Minuten ebenfalls keine Tore gefallen waren.

Gareth Southgate bringt erstmals Cole Palmer

Southgate reagierte und brachte zur zweiten Hälfte Koobie Mainoo für Gallagher. Die Engländer, bei denen Jude Bellingham seinem Unmut über die Vorstellung des eigenen Teams mehrfach gestenreich Ausdruck verlieh, agierten nun mit mehr Tempo, entwickelten   viel Druck und schnürten den Außenseiter am eigenen Strafraum ein.

Die Aussicht nur Gruppenzweiter zu werden und im Achtelfinale auf Deutschland zu treffen, behagte   den Three Lions ebenso wenig wie die Gefahr sogar auf Platz drei abzurutschen.   Wirklich gefährlich wurde es für die Slowenen aber nicht. Nach 20 Minuten verflüchtigte sich der englische Schwung   erstmal wieder. Immerhin sangen die Fans im Norden nun endlich ohne Unterlass.

Southgate versuchte es mit Cole Palmer (71.). Der 22-jährige Shootingstar vom FC Chelsea konnte das brachliegende Offensivspiel bei seinem EM-Debüt aber auch nicht beleben. England lief gegen die leidenschaftlich verteidigenden Slowenen die Zeit davon. Palmer hatte noch einen Abschluss, den Oblak locker festhielt (90.+2) und dann war das 0:0 amtlich. Weil Dänen und Serben sich aber ebenso vergeblich um einen Treffer bemühten, holte sich das Southgate-Team den Gruppensieg. Glanzloser geht es nicht.

Slowenien feiert Achtelfinal-Einzug

Die Slowenen bejubelten das Remis mit ihren freudetrunkenen Fans wie einen Sieg und stehen als einer der vier besten Gruppendritten sicher im Achtelfinale. Am Ende gab die Fairplay-Wertung im Rennen um Platz zwei in der Gruppe C den Ausschlag zugunsten Dänemarks. Die jeweils ungeschlagen gebliebenen Slowenen und Skandinavier standen nach drei Spielen bei drei Punkten und 2:2-Toren gleichauf. Die Dänen hatten in den drei Gruppenspielen nur sechs Gelbe Karten gesammelt, Slowenien dagegen sieben.

Dänemark trifft nun am Samstag (21 Uhr) im Achtelfinale in Dortmund auf Gastgeber Deutschland. Die einmal mehr enttäuschenden Engländer und das Überraschungsteam aus Slowenien müssen dagegen noch bis Mittwochabend auf ihren Gegner in der Runde der letzten 16 warten.


England - Slowenien 0:0

England: Pickford; Walker, Stones, Guehi, Trippier (84. Alexander-Arnold); Gallagher (46. Mainoo), Rice; Saka (71. Palmer), Bellingham, Foden (89. Gordon); Kane. - Slowenien: Oblak; Karnicnik, Drkusic, Bijol, Janža (90. Balkovec); Gnezda Cerin, Elsnik, Stojanovic, Mlakar (86. Gorenc-Stankovic); Šporar (86. Celar), Šeško (75. Ilicic). - Schiedsrichter: Clement Turpin (Frankreich). - Gelbe Karten: Trippier, Guehi, Foden - Janža (2), Bijol. - Zuschauer: 41.536. 

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