Aktion zur Fußball-EMFast alle tragen Deutschland-Trikots von Check24 – Das steckt dahinter

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Fans der deutschen Nationalmannschaft jubeln und Feiern beim Fanfest mit Public Viewing auf dem Stuttgarter Schlossplatz beim ersten Gruppenspiel gegen Schottland. Stuttgart, EURO2024 Fanfest Schlossplatz, 14.06.2024 Stuttgart *** Fans of the German national team cheer and celebrate at the fan festival with public viewing on Stuttgarts Schlossplatz for the first group match against Scotland Stuttgart, EURO2024 Fanfest Schlossplatz, 14 06 2024 Stuttgart Copyright: xDennisxDuddek/xEibnerxPressefotox EP_DDK

Fans der deutschen Nationalmannschaft jubeln beim Public Viewing auf dem Stuttgarter Schlossplatz beim ersten Gruppenspiel gegen Schottland am 14. Juni. Die Shirts von Check24 sind überall zu sehen.

Das Trikot von Check24 ist omnipräsent bei der EM. Wieviele Leibchen wurden überhaupt verschenkt, und was sollten Fußballfans beachten? 

Die Fußballbegeisterung ist mit der Europameisterschaft zurück nach Deutschland gekehrt, und jeder möchte sich mit Fanartikeln ausstatten. Am besten sind natürlich die Original-Trikots der Nationalmannschaft, sei es in Weiß oder in Pink. Nicht jede und jeder möchte allerdings rund 100 Euro für die Leibchen ausgeben, und so setzen viele Fans auf andere Lösungen. Eine Möglichkeit sind beispielsweise gefälschte Shirts, die möglichst nah am Original sind.  

Auffällig viele Fußballbegeisterte tragen in diesem Jahr aber das Trikot von Check24, welches das Vergleichsportal im Vorfeld der EM und noch an den ersten Spieltagen kostenlos abgab. Bei jedem Public Viewing, auf vielen Fotos und in fast jedem TV-Beitrag sind die weißen Trikots zu sehen, auf denen in Schwarz-Rot-Gold der Schriftzug Check24 prangt. Darüber auf der Brust: ein Puma-Logo und ein Wappen mit goldenem Bundesadler.

Das Trikot hat mittlerweile auch auf Social Media einen Siegeszug angetreten. Es ist zudem von Kindern zu hören, die sich beschweren, kein echtes Fußballtrikot geschenkt zu bekommen – weil der Schriftzug „Check24“ fehlt. Dabei hatten Familie oder Freunde extra viel Geld in ein Originalteil investiert.

Selbst in der ARD-„Tagesschau“ war das Trikot im Vorfeld des Spieles gegen die Schweiz zu sehen. 

Check24 hat nach eigener Auskunft fünf Millionen Trikots verschenkt und auch die Versandkosten übernommen. Inzwischen wurde die Aktion aber beendet. 

Gratistrikot zur EM: Check24 gibt sich wortkarg

Wer sich über die Kosten wundert, die Check24 in Kauf nimmt, sollte bedenken, welch einen grandiosen Marketing-Effekt das Vergleichsportal damit erzielt. Zum einen natürlich durch die permanente Sichtbarkeit auf allen Kanälen und im realen Leben, vor allem aber auch durch die Millionen von Daten, die das Unternehmen damit generieren konnte.

Denn Voraussetzung für das Gratis-Shirt und die Teilnahme am Gewinnspiel war, dass sich Userinnen und User mit ihren Daten registrieren. Die App des Vergleichsportals dürfte sich auf unzähligen deutschen Smartphones befinden. 

Eine Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bei Check24 lief letztlich ins Leere, denn die Presseabteilung wollte sich weder zu Anzahl der verschenkten Trikots äußern noch zu den Kosten der Aktion geschweige denn zu den Herstellungsbedingungen des in China produzierten Leibchens. Stattdessen verwies das Unternehmen auf ein exklusives Interview des Gründers Henrich Blase mit „Capital“, das auch in anderen Medien zu lesen ist.

Check24-Gründer Blase überrascht über Erfolg der Trikot-Aktion

Blase freut sich über den in der Größenordnung ungeahnten Shirt-Coup. „Alles über eine Million wäre ein Erfolg gewesen, 1,5 Millionen hatten wir geordert“, so Blase. Seit Mai habe das Unternehmen dann wegen der hohen Nachfrage bis auf fünf Millionen aufgestockt. 

Blase bestätigt, dass das Shirt von Puma produziert wird, dessen Logo klein zu sehen ist. Daher sei die Qualität auch gut. Der goldene Adler sei gestalterisch an das DFB-Logo angelehnt, aber dennoch weit genug entfernt, sodass Blase hier keinerlei Risiko sieht. Der Adler sei von KI generiert worden, verrät der Unternehmensgründer.

Lukas Podolski macht Werbung für Check24

Wie hoch die Herstellungskosten für ein Trikot sind, sagte Blase natürlich nicht. Da die Kosten für ein Originaltrikot von Adidas laut Recherchen des SWR bei rund 11,30 Euro liegen, dürften diese bei Puma-Trikots deutlich darunter liegen. „Damit dürften die reinen Kosten bei grob 50 Mio. Euro liegen, dazu kommt ein enormes Marketingbudget drumherum“, schätzt der Blase-Interviewer Caspar Tobias Schlenk in seinem Artikel.

Denn Check24 ist bei Fußballfans nicht erst seit der EM bekannt, sondern das Vergleichsportal schaltet schon lange intensiv Werbung rund um Fußball-Übertragungen. Zuletzt konnte der Ex-Nationalspieler und Ex-Spieler des 1. FC Köln Lukas Podolski für die Spots von Check24 gewonnen werden.

Verbraucherschützer erklären: So kann man Daten bei Check24 löschen lassen

Verbraucherschützer sehen die Aktion von Check24 kritisch. Das Trikot gebe es natürlich nicht „umsonst“, denn man zahle mit seinen Daten, ebenso wie für die Teilnahme am Gewinnspiel, heißt es.

Wer sich im Nachhinein ärgert, Check24 seine Daten übermittelt zu haben und den Preis eines nicht originalen Shirts dafür zu niedrig findet, kann dies jederzeit widerrufen – wie bei jedem anderen Unternehmen auch. 

„Eine einmal erteilte Einwilligung ist jederzeit frei widerruflich“, so Christine Steffen, Juristin der Verbraucherzentrale NRW. Die weitere Verarbeitung personenbezogener Daten habe dann grundsätzlich zu unterbleiben und Daten, die nicht gesetzlichen Aufbewahrungsfristen unterliegen, seien zu löschen.

App von Check24 löschen reicht nicht

Es reicht allerdings nicht, die App von Check24 zu löschen, wenn man sich dort registriert hat. Zunächst muss im Account selbst das Kundenkonto gekündigt oder gelöscht werden. „Erst wenn das Kundenkonto erfolgreich gelöscht worden ist, kann dann auch die App vom Smartphone gelöscht werden“, erklärt Steffen.

Wenn man dann weiterhin unerwünschte Werbemails an die für die Registrierung verwendete Mailadresse bekommt, sollte man widersprechen, rät Steffen.

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