EM-Achtelfinale„Wunderbares“ Spanien fordert Deutschland heraus

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Spiel gedreht: Spaniens Fabian Ruiz trifft per Kopf zur 2:1-Führung gegen Georgien.

Spiel gedreht: Spaniens Fabian Ruiz trifft per Kopf zur 2:1-Führung gegen Georgien.

Deutschland trifft im EM-Viertelfinale am kommenden Freitag wie erwartet auf Spanien. Die Iberer gewannen ihr Achtelfinale in Köln gegen Außenseiter Georgien.

Es gab eigentlich keine Zweifel. Die Rollen zwischen Spanien und Georgien im EM-Achtelfinalspiel von Köln-Müngersdorf waren einfach zu klar verteilt. Schon in der Qualifikation für das Turnier in Deutschland hatten die Iberer dem krassen Außenseiter mit 7:1 und 3:1 klar die Grenzen aufgezeigt. Nach 90 Minuten spiegelten sich die erwarteten Verhältnisse trotz einer georgischen Führung auch im Ergebnis wider. Der Favorit gewann verdient mit 4:1 (1:1) und darf sich nun auf das Viertelfinal-Duell mit Gastgeber Deutschland am kommenden Freitag in Stuttgart freuen.

Es war keine allzu große Überraschung, dass Spaniens Trainer Luis de la Fuente nach dem bedeutungslosen 1:0 gegen Albanien zur Startelf zurückkehrte, die im zweiten Gruppenspiel Titelverteidiger Italien dominiert hatte. Auf der anderen Seite sah Willy Sagnol nach dem 2:0 gegen Portugal keinen Anlass, etwas an seiner Startelf zu ändern.

Der klare Favorit ließ keine Zeit verstreichen, um dem vierten Achtelfinale dieser Europameisterschaft die erwartete Richtung zu geben. Die Georgier lernten in der ersten Viertelstunde jeden Zentimeter im und am eigenen Strafraum kennen. Bis der Außenseiter das erste Mal einen Fuß in die gegnerische Hälfte setzen konnte, hatte Spanien 90 Prozent Ballbesitz.

Das nächste Eigentor der EM geht auf das Konto der Spanier

Was außer drückender Überlegenheit zunächst aber nichts bedeutete, denn die Georgier verteidigten aufmerksam und hatten in Torwart Giorgi Mamardashvili wie schon in der Gruppenphase einen sicheren Rückhalt. Der Keeper, der sein Geld beim FC Valencia in Spanien verdient, musste zunächst aber auch nur gegen Pedri sein Können zeigen (5.).

Der Außenseiter schöpfte aus seiner guten Defensivarbeit dann den Mut für einen ersten Gegenstoß. Und der saß direkt. Khvicha Kvaratskhelia zog auf links energisch an und entkam mit Hilfe von Otar Kitesvili dem spanischen Pressing. Der Ball kam zu Rechtsverteidiger Otar Kakabadze, der nicht nur beinharte Zweikämpfe führen kann, sondern auch in der Lage ist gut zu flanken. So gut, dass Robin Le Normand die Hereingabe mit der Brust ins eigene Tor bugsierte (18.). Das nächste Eigentor dieser EM und das erste Gegentor für die Spanier.

Georgische Führung zeigt Wirkung

Das 0:1 zeigte Wirkung. Die Spanier verloren etwas von ihrer Ruhe in Ballbesitz, was zu Lasten der Präzision ging. Die Georgier wiederum hatten eine Ahnung davon bekommen, wie sie mit ihren schnellen Vorstößen hinter die spanischen Linien gelangen und dort Unheil anrichten können. Die Rollenverteilung blieb aber die Gleiche und Mamardashvili musste gegen Fabian (22.), Marc Cucurella (35.) und Nico Williams (38.) parieren.

Dann war aber auch der georgische Schlussmann machtlos. Rodri erklärte den Ausgleich zur Chefsache und fand vom Sechzehner mit links die Lücke zum 1:1 (39.). 17:2-Torschüsse und 79 Prozent Ballbesitz für Spanien zur Pause dokumentierten die Berechtigung dieses Treffers.

Verdient war deshalb auch die spanische Führung direkt nach dem Wechsel, obwohl Kvaratskhelia Unai Simon im spanischen Tor fast mit einem Schuss aus der eigenen Hälfte überraschen konnte (48.). Nachdem Lamine Yamal mit einem Freistoß noch an Mamardashvili gescheitert war, kam der 16-Jährige noch einmal an den Ball und fand von rechts mit seiner Flanke Fabian, der aus kurzer Entfernung zur 2:1-Führung einköpfte (51.).

Wir wissen, dass wir eine gute, wunderbare Mannschaft sind. Wenn wir so weitermachen, werden wir gegen Deutschland gewinnen.
Nico Williams, spanischer Torschütze um 3:1

Der Rückstand machte die Dinge für die ausschließlich verteidigenden Georgier natürlich noch schwerer. Das spanische Pressing ist aktuell sicher das beste der Welt und hätte durch Lamine Yamal eigentlich schon in der 63. Minute zum dritten Tor führen müssen. Der Jungstar zielte aus 13 Metern allerdings links daneben. Konnte sich das Sagnol-Team einmal aus der iberischen Schlinge befreien, standen die zwei Spitzen Kvaratskhelia und Georges Mikautadze im Eins-gegen-Eins immer gegen fünf oder sechs Gegenspieler. Trotz alles Bestrebens ein hoffnungsloses Unternehmen.

Williams und Olmo machen den Deckel drauf

Was passieren kann, wenn man die eigene Abwehr mehr entblößt, mussten die Georgier in der 75. Minute erfahren. Der überragende Fabian Ruiz hatte den Ball in der eigenen Hälfte erobert und sofort mit einem langen Ball Williams in Szene gesetzt. Der Stürmer von Athletic Bilbao nutzte seine Freiheiten und entschied die Partie mit einem Haken und einem strammen Schuss unters Tordach zum 3:1.

Georgien war geschlagen und musste auch noch das vierte Tor schlucken. Der eingewechselte Dani Olmo hatte wenig Mühe, aus zentraler Position im Strafraum zum letztlich auch in der Höhe verdienten 4:1 zu treffen (83.). „Wir wissen, dass wir eine gute, eine wunderbare Mannschaft sind. Wir wollen so weitermachen und wenn wir so weitermachen, werden wir gegen Deutschland gewinnen“, sagte Torschütze Nico Williams vor dem Viertelfinal-Knaller selbstbewusst.


Spanien - Georgien 4:1 (1:1)

Spanien: Simón - Carvajal (81. Navas), Le Normand, Laporte, Cucurella (66. Grimaldo) - Rodri, Pedri (52. Olmo), Ruiz (81. Merino) - Yamal, Morata (67. Oyarzabal), Williams. - Georgien: Mamardaschwili -  Kakabadse, Gwelessiani (79. Kwekweskiri), Kashia, Dwali, Lochoswili (63. Zitaischwili) - Kiteischwili (41. Altunaschwili), Tschakwetadse (63. Dawitaschwili), Kotschoraschwili - Mikautadze (79. Siwsiwadse), Kwarazchelia. - Schiedsrichter: Francois Letexier (Frankreich). - Tore: 0:1 Le Normand (18., Eigentor), 1:1 Rodri (39.), 2:1 Ruiz (51.), 3:1 Williams (75.), 4:1 Olmo (83.). - Zuschauer: 43.000. - Gelbe Karten: Morata, Dawitaschwili

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