Deutsche EM-GruppeSchottland darf hoffen und träumen

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Alles versucht: Der Sieg blieb Schottland (dunkle Trikots) gegen die Schweiz am Ende aber verwehrt.

Alles versucht: Der Sieg blieb Schottland (dunkle Trikots) gegen die Schweiz am Ende in Köln aber verwehrt.

Während die Schweiz als EM-Geheimfavorit beim zweiten Spiel in Köln einen Dämpfer erhielt, darf Schottland wieder vom Achtelfinale träumen. 

Dämpfer für Geheimfavorit Schweiz und neue Hoffnung für Außenseiter Schottland: Während die Eidgenossen beim zweiten Spiel der Fußball-Europameisterschaft in Köln beim 1:1 (1:1) enttäuschten, rehabilitierten sich die Bravehearts für die 1:5-Klatsche zum Auftakt gegen Gastgeber Deutschland und haben wieder die Chance, das Achtelfinale zu erreichen.

Ganz Köln und auch das mit 43.000 Zuschauern ausverkaufte Rheinenergiestadion waren am Mittwoch fest in schottischer Hand. Die Fans der Bravehearts hatten sich den ganzen Tag singend, trinkend und friedlich feiernd auf den zweiten Auftritt ihres Teams bei der EM vorbereitet. Als die mehr als 20.000 Mann starke Tartan Army nach einem beeindruckenden Fanmarsch Richtung Müngersdorf schließlich die Hymne „Flower of Scotland“ schmetterte, stand das erste große Ereignis dieses lauen Sommerabends fest.

Das zweite sollte nach 13 Minuten folgen. Den Schweizern flog ihr erster Eckball gleich mächtig um die Ohren. Die Schotten konterten über Kapitän Andrew Robertson vom FC Liverpool und Callum McGregor von Celtic Glasgow, der den Ball in den Rückraum zu Scott McTominay legte. Das Urgestein von Manchester United zog ab und der Ex-Hoffenheimer Fabian Schär fälschte den Schuss am Fünfer unhaltbar für seinen Torwart Yann Sommer zur schottischen Führung  ab.

Der Lärmpegel im Norden des Stadions stieg ins Unermessliche und das gute Omen schien sich zu bewahrheiten. Ihren letzten EM-Sieg hatten die Schotten nämlich vor 28 Jahren in England mit einem 1:0 gegen die Schweiz gefeiert.

Xherdan Shaqiri erzielt das nächste Traumtor dieser EM

Dann unterlief Anthony Ralston allerdings ein kapitaler Fehlpass Richtung eigenen Strafraum. Der etwas überraschend für Ungarn-Torschütze Kwadwo Duah neu ins Schweizer Team gerückte Xherdan Shaqiri erkannte die Situation und jagte den Ball aus vollem Lauf mit 104 Stundenkilometern mit links aus 18 Metern in den linken Winkel. Das nächste Traumtor dieser Europameisterschaft (26.).

Die Nati hatte nun Oberwasser und hätte durch Silvan Widmer fast zum Doppelschlag ausgeholt. Der Profi von Mainz 05 zielte allerdings etwas zu hoch (29.). Vier Minuten später kombinierten sich die spielerisch reiferen Eidgenossen mit vertikalem One-Touch-Fußball in den gegnerischen Strrafraum. Dem wunderbaren Spielzug blieb die Krönung nur verwehrt, weil Schottlands Keeper Angus Gunn den Abschluss von Dan Ndoye glänzend parierte (33.). Nach der anschließenden Ecke traf Ndoye, stand dabei aber knapp im Abseits (34.).

Während die kämpfeisch starken Schotten weiter große Probleme offenbarten, den Ball geordnet nach vorne zu tragen und ihr Offensivspiel zu sehr auf Zufall angelegt war, hatte der Leverkusener Granit Xhaka die nächste Chance für die Elf von Trainer Murat Yakin. Gunn war erneut auf seinem Posten (42.).

Nachdem die Seiten gewechselt waren, verflachte die Partie. Die Schotten versuchten weiter vergeblich ihr Angriffsspiel anzukurbeln. Die Schweiz   behielt die Kontrolle, kam aber zunächst auch zu keinen zwingenden Aktionen. Gerade als die Tartan Army angefangen hatte, der aufkommenden Langeweile mit Stimmgewalt zu begegnen, tauchte wieder einmal Ndoye im schottischen Strafraum auf. Der Stürmer des FC Bologna brachte aber das Kunststück fertig, frei vor Gunn zentral aus zwölf Metern links vorbeizuschießen (58.).

Schottland benötigte einen Standard für seine zweite gefährliche Aktion des Spiels. Nach einem Freistoß von der rechten Seite setzte der aufgerückte Innenverteidiger Grant Hanley den Ball vor der Nordkurve zum Entsetzen der eigenen Fans aus fünf Metern per Kopf aber nur an den linken Pfosten (67.).

Zweites Abseitstor der Schweiz durch Breel Embolo

Die Szene ermutigte die Bravehearts zwar zu weiteren Attacken, die nächste Chance hatte allerdings die Nati. Ndoye trat erneut den Beweis an, dass er an diesem Abend kein Zielwasser getrunken hatte (78.). Die Schotten blieben dann auch im Spiel, weil der für Torschütze Shaqiri eingewechselte Breel Embolo das zweite Abseitstor für die Schweiz erzielte (82.) und Joker Zeki Amdouni frei stehend aus sieben Metern vorbei köpfte (90.).

So blieb es beim 1:1, das der Nati vor dem Duell mit Deutschland am Sonntag den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale verwehrte. Schottland wahrte wiederum die Chance, mit einem Sieg gegen Ungarn noch das Achtelfinale zu erreichen und ihrer Tartan Army und dieser Fußball-Europameisterschaft einen weiteren großen Moment zu schenken.


Schottland - Schweiz 1:1 (1:1)

Schottland: Gunn - Hendry, Hanley, Tierney (61. McKenna) - Ralston, Gilmour (79. McLean), McTominay, Robertson - McGregor, McGinn (90. Christie) - Adams (90. Shankland).

Schweiz: Y. Sommer - Schär, Akanji, Ricardo Rodriguez - Widmer (86. Stergiou), Freuler (75. Sierro), Xhaka, Aebischer - Shaqiri (60. Embolo) - Ndoye (86. Amdouni), Vargas (75. Rieder). 

Schiedsrichter: Ivan Kruzliak (Slowakei) - Zuschauer: 43.000.  Tore: 1:0 McTominay (13.), 1:1 Shaqiri (26.).  - Gelbe Karten: McTominay (1), McKenna (1), McGinn (1) / Ricardo Rodriguez (1), Sierro (1).

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