Belgien gegen RumänienDe Bruyne führt EM-Geheimfavoriten zurück in die Spur

Lesezeit 5 Minuten
Früher Jubel: Torschütze Youri Tielemans und die belgische Mannschaft nach dem 1:0-Führungstreffer.

Früher Jubel: Torschütze Youri Tielemans und die belgische Mannschaft nach dem 1:0-Führungstreffer.

Nach zwei Partien der deutschen EM-Vorrundengruppe A gastierte am Samstagabend die Gruppe E in Müngersdorf. Das dritte Spiel der Europameisterschaft in Köln zwischen Belgien und Rumänien sah ein fußballerisches Spektakel und einen Sieg des Favoriten.

„Oh, Kevin de Bruyne“, schallte es aus dem Süden von Müngersdorf. Dort, wo sonst die Anhänger des 1. FC Köln versuchen, ihre Lieblinge zum Sieg zu schreien, feierten die Belgier den wohl besten Fußballer, den ihr Land in seiner Geschichte bislang hervorgebracht hat. Der 32-jährige Mittelfeldstar vom englischen Meister Manchester City hatte kurz zuvor den entscheidenden zweiten Treffer für sein Team beim 2:0 (1:0) gegen Rumänien erzielt und dem zweiten Gruppenspiel der Belgier bei der Fußball-Europameisterschaft endgültig seinen Stempel aufgedrückt. 

Das Team des deutschen Trainers Domenico Tedesco meldete sich am Samstag in Köln nach dem 0:1 gegen die Slowakei eindrucksvoll zurück und bestätigte auch für diese EM seinen Ruf als Geheimfavorit. In der Gruppe E haben nach zwei Spieltagen und vor den Duellen Belgien gegen  Ukraine und Slowakei gegen Rumänien alle vier Teams drei Punkte. Für Spannung ist gesorgt, doch die Belgier dürften in der Form von Köln der erste Kandidat für den Gruppensieg und das Erreichen des Achtelfinales sein.

Tedesco entschloss sich nach der ersten Niederlage im 15. Spiel seiner Amtszeit als belgischer Nationalcoach zu vier Änderungen in der Startelf. Und der Ex-Trainer von Schalke 04 und RB Leipzig lag mit seinen Entscheidungen nach dem unglücklichen EM-Auftakt gleich goldrichtig. 

Tielemans braucht nur 74 Sekunden

Die „Roten Teufel“ legten mächtig los, pressten hoch und kamen so früh zum 1:0. Youri Tielemans, einer von Tesdesos neuen, eroberte den Ball im Mittelfeld. Dann ging es schnell. Über Jeremy Doku kam Romelu Lukaku ins Spiel und legte auf den nachrückenden Tielemans ab. Der 27-Jährige von Aston Villa jagte den Ball aus 17 Metern nach nur 74 Sekunden flach zur belgischen Führung ins Netz (2.) und versetzte die eigenen Fans in der Südkurve in Ekstase. „Das 1:0 hat uns Sicherheit gegeben“, sagte der Torschütze.

Das Spiel hatte überhaupt keinen Anlauf gebraucht und hielt die 43.000 Zuschauer im ausverkauften Kölner Stadion weiter in Atem. Abwehrchef Radu Dragusin hatte die erste Chance der unbeeindruckten Rumänen und prüfte Torwart Koen Casteels vom VfL Wolfsburg im Anschluss an die erste Ecke per Kopf (5.).

Das bessere Team stellten aber die Belgier, die vor den Augen ihrer Königsfamilie ein gewaltiges Tempo an den Tag legten und keine Zeit verstreichen lassen wollten, um den Unfall gegen die Slowaken zu reparieren. Lukaku musste das 2:0 erzielen, nachdem er seine auf 1,90 Meter verteilten 95 Kilogramm im Strafraum gewinnbringend eingesetzt hatte. Die Rumänen konnten den Schuss von Big Rom, wie der Torjäger von AS Rom liebevoll genannt wird, aber gerade so noch am Tor vorbei lenken (14.).

Belgien betreibt wieder Chancenwucher

Rumänien versteckte sich nicht, hatte aber mit den spiel- und lauffreudigen Belgiern defensiv vor allem auf den Außenbahnen alle Hände voll zu tun. Der ebenfalls neu ins Team gerückte Dodi Lukebakio zwang Florin Nita im rumänischen Tor zu einer Glanztat (18.).  Abwehr-Routinier Jan Vertonghen (37 Jahre) zielte nach der folgenden Ecke etwas zu hoch (19.). Auch Flügelflitzer Doku vom englischen Meister Manchester City, der das Publikum mit seinen Dribbel Künsten in „Ahs und Ohs“ stürzte, scheiterte im kurzen Eck am starken Nita (31.).  

Das Problem mit der Chancenverwertung war den Belgiern schon gegen die Slowakei zum Verhängnis geworden. Und Rumänien war viel mehr als ein Sparringspartner des ewigen Geheimfavoriten.  Casteels musste gegen Dennis Man, der beim 3:0 gegen die Ukraine mit drei Torvorlagen brilliert hatte, und gegen Torjäger Denis Dragus retten (37. und 39.).

Mit 10:6-Torschüssen und 7:4-Ecken lag Belgien nach 45 Minuten in allen wesentlichen Statistiken vorne. Das 1:0 war aber eine deutlich zu schmale Ausbeute in einem Spiel, das die Bezeichnung Fußballfest auf dem Rasen und den Rängen absolut verdient hatte. „Wir haben wieder gelitten und hätten mehr treffen müssen. Daran müssen wir arbeiten“, sagte Youri Tielemans. 

Kevin De Bruyne feiert seinen entscheidenden Treffer zum 2:0 für Belgien.

Kevin De Bruyne feiert seinen entscheidenden Treffer zum 2:0 für Belgien.

Das knappe Resultat versorgte die Rumänen in der Kabine mit ausreichend Mut. Man (46.) und Valentin Mihaila (48.) meldeten die Ansprüche der Osteuropäer auch sofort an. Belgien ließ es etwas ruhiger angehen, als zu Beginn des Spiels, hatte durch Kapitän De Bruyne aber trotzdem zwei gute Möglichkeiten (52./55.).

Die „Roten Teufel“ spielten weiter mit dem Feuer. Auch, weil der VAR ihnen wie schon zweimal gegen die Slowaken ein Tor wegnahm. Lukaku hatte einen Traumpass des omnipräsenten De Bruyne herrlich mit links verwertet, stand bei der Ballannahme aber hauchdünn im Abseits (63.).

Lukaku bleibt der Unglücksrabe

Das hinreißende Duell nahm nun wieder volle Fahrt auf. Lukaku scheiterte an Nita (66.) und auf der anderen Seite hielt Casteels überragend gegen Man die Führung fest (68.). Ein 5:3 wäre der Qualität der Torchancen und des Spiels zu diesem Zeitpunkt angemessen gewesen. 

Es stand aber nur 1:0. Was auch bedeutete, dass nichts entschieden war.  Die zahlenmäßig überlegenen rumänischen Fans, die zwei Drittel von Müngersdorf in Gelb getaucht hatten, schrien den Außenseiter noch einmal mit aller Macht nach vorne. Kein Geringerer als Kevin de Bruyne beendete aber die rumänischen Träume von einer Überraschung. Der Weltstar berechnete einen Abschlag von Casteels so exakt, dass er ihn rutschend und mit purem Willen zum 2:0 am herausstürzenden Nita vorbei spitzelte (80.). 

Es blieb beim 2:0 und der guten Reaktion der Belgier, weil der rumänische Joker Denis Alibec ebenso einen weiteren Treffer verpasste wie Unglücksrabe Lukaku (beide 89.). Der Sturmtank bleibt damit ohne regulären Treffer, führt die VAR-Torschützenliste dieser EM aber mit drei Toren an.


Belgien - Rumänien 2:0 (1:0)

Belgien: Casteels; Faes, Vertonghen, Theate (77. Debast); Tielemans (72. Mangala), Onana, Castagne, Doku (72. Carrasco); De Bruyne; Lukebakio (56. Trossard), Lukaku. - Rumänien: Nita; Ratiu (90. Sorescu), Dragusin, Burca, Bancu; Marius Marin (68. Olaru); Man, Razvan Marin, Stanciu, Mihaila (68. Hagi); Dragus (81. Alibec). - SR.: Szymon Marciniak (Polen). - Tore: 1:0 Tielemans (2.), 2:0 De Bruyne (80.). - Gelbe Karten: Lukebakio (2) - Bancu, Marin. - Zuschauer: 43.000 (ausverkauft)

Nachtmodus
Rundschau abonnieren