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Offene Fragen nach EM-AusMatthäus sauer, Kroos zynisch: „Gab es diese Anweisung gar nicht?“

Lesezeit 3 Minuten
Toni Kroos kann es kaum glauben: Die DFB-Elf ist nach einem 1:2 gegen Spanien raus aus dem EM-Turnier. Ein bitterer Nachgeschmack bleibt.

Toni Kroos kann es kaum glauben: Die DFB-Elf ist nach einem 1:2 gegen Spanien raus aus dem EM-Turnier. Ein bitterer Nachgeschmack bleibt.

Der Fußball-Experte mutmaßt in einem Medienbericht, dass die DFB-Elf „offenbar betrogen worden“ sei. Und auch Ex-Profi Kroos äußert sich.

Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus stellt das offensichtliche Eingeständnis der Uefa, dass der ausgebliebene Elfmeterpfiff nach dem Handspiel von Marc Cucurella im EM-Viertelfinale ein Fehler war, überhaupt nicht zufrieden.

Im Gegenteil: „Wenn es stimmt, dass die Uefa jetzt zugibt, dass es eine Fehlentscheidung war – dann sind wir offenbar betrogen worden! Dann war die angebliche Anweisung nur eine Ausrede. Eigentlich eine Frechheit, dass es jetzt zugegeben wird, was damals alle gesehen haben“, sagte der Fußball-Experte der „Bild“.

Lothar Matthäus zur Fehlentschiedung bei der EM: „Gab es diese Anweisung in Wirklichkeit gar nicht?“

Es habe für die EM eine Anweisung des Schiri-Obmannes der Uefa gegeben, keinen Elfmeter zu pfeifen, wenn der Arm locker herunterhängt, äußerte Matthäus. Deswegen habe der 63-Jährige damals auch von einer nachvollziehbaren Entscheidung gesprochen. „Aber heute stellt sich die Frage: Gab es diese Anweisung in Wirklichkeit gar nicht? Um das aufzuklären, würden mich die Aussagen des Schiedsrichters und des VAR interessieren.“

Zweieinhalb Monate nach dem EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Spanien hatte die Europäische Fußball-Union kürzlich offenbar eingeräumt, dass der nicht gegebene Elfmeter nach einem Handspiel des Spaniers Marc Cucurella eine Fehlentscheidung war. In diesem Fall „hätte ein Strafstoß verhängt werden müssen“, heißt es in einem Bericht der Uefa-Schiedsrichterkommission, aus dem das spanische Portal „Relevo“ zitiert.

EM-Gastgeber Deutschland verlor das Spiel mit 1:2 nach Verlängerung. Cucurella wurde danach bei jedem weiteren Spiel des späteren Europameisters Spanien von deutschen Fans ausgepfiffen.

Auch Ex-Profi Toni Kroos, dessen Karriere an diesem Tag durch das Ausscheiden besiegelt wurde, äußerte sich zur Einsicht der Uefa in seiner Funktion als Co-Kommentator während einer Partie bei der Kleinfeld-Liga Icon League, wie das Portal „Realtotal“ berichtet.

„Sie haben jetzt drei Monate gebraucht, um mitzubekommen, dass es Hand war, was fast alle eigentlich schon in der Sekunde geschafft haben. Das beruhigt mich ungemein. Aber danke, war nicht so wichtig, gibt mir ein gutes Gefühl. Darf ich mich jetzt im Nachgang Europameister nennen? Weil, die haben es ja jetzt offiziell bestätigt. Ich glaube nicht“, sagte Kroos zynisch.

Uefa: Hand-Ball-Kontakt soll künftig härter bestraft werden

„Relevo“ veröffentlichte am Montag den Bericht, der Teil eines regelmäßigen Briefings für die europäischen Spitzenschiedsrichter ist. Darin heißt es: „Nach den neuesten Uefa-Richtlinien sollte ein Hand-Ball-Kontakt, der einen Torschuss verhindert, härter bestraft werden und in den meisten Fällen sollte ein Strafstoß verhängt werden.“ Ausnahme: „Der Arm des Verteidigers ist sehr nah am Körper oder berührt den Körper.“ Beim Fall Cucurella aber habe ein Spieler „den Torschuss mit seinem Arm gestoppt, der nicht sehr nah am Körper ist, wodurch er sich selbst vergrößert hat“.

Statt auf Handelfmeter für die deutsche Mannschaft zu entscheiden, ließ der englische Schiedsrichter Anthony Taylor das EM-Viertelfinale beim Stand von 1:1 in der Verlängerung aber weiterlaufen. Auch der Videoassistent griff nicht ein. Kurz vor dem Ende der Partie traf der frühere Dortmunder Mikel Merino dann zum 2:1 für Spanien. (oke/dpa)