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DFB-Krisengipfel mit offenen FragenHansi Flick bleibt trotz WM-Vorrunden-Aus Bundestrainer

Lesezeit 4 Minuten
Bundestrainer Hansi Flick geht über den Trainingsplatz.

Hansi Flick bleibt trotz des Ausscheidens in der WM-Vorrunde in Katar Trainer der deutschen Nationalmannschaft.

Hansi Flick ist weiterhin Trainer der deutschen Nationalmannschaft. Der 57-Jährige bleibt trotz des Vorrunden-Aus bei der Weltmeisterschaft in Katar im Amt.

Als Hansi Flick nach dem zweieinhalbstündigen Krisengipfel in seiner schwarzen Dienstlimousine davon brauste, hatte er Gewissheit. Der 57-Jährige darf sein Amt als Bundestrainer trotz der krachenden WM-Pleite von Katar behalten - und soll die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der Heim-EM zu neuen Erfolgen führen. Wer ihm als starker Mann und Nachfolger von Oliver Bierhoff zur Seite gestellt wird, blieb offen.

DFB vor großen Aufgaben: Bierhoff-Nachfolge noch ungeklärt

„Wir haben volles Vertrauen in Hansi Flick“, betonte DFB-Präsident Bernd Neuendorf nach einem „freundlichen und konstruktiven Gespräch“ mit Flick und Vize-Präsident Hans-Joachim Watzke in Neu-Isenburg bei Frankfurt.

Der Bundestrainer soll seinen noch 18 Monate laufenden Vertrag erfüllen - in der Hoffnung auf ein Sommermärchen 2.0 im eigenen Land 2024. Die Europameisterschaft biete „eine große Chance für den Fußball in Deutschland“, betonte Neuendorf und gab Flick dafür nach zuletzt drei Endrunden-Pleiten einen Titel-Auftrag: „Unser Ziel ist es, dieses Turnier sportlich erfolgreich zu gestalten.“

Hansi Flick verlässt DFB-Krisengipfel wortlos

Flick, der nach den Gesprächen um 17 Uhr wortlos aus der Tiefgarage des Kempinski Hotels Gravenbruch gefahren war, gab sich in einer Stellungnahme zuversichtlich. „Mein Trainerteam und ich blicken optimistisch auf die Europameisterschaft im eigenen Land. Wir als Mannschaft können viel mehr erreichen, als wir in Katar gezeigt haben“, betonte er. Dort war Flick mit der DFB-Auswahl sechs Tage zuvor krachend in der Vorrunde gescheitert. „Wir haben eine große Chance verpasst. Daraus werden wir unsere Lehren ziehen“, beteuerte Flick.

Auch er habe „Vertrauen“ in den mit Neuendorf und Watzke „verabredeten, gemeinsamen Weg. Wir alle möchten, dass sich bei der Heim-EM 2024 wieder ganz Deutschland hinter der Nationalmannschaft versammelt.“ Zu diesem Zweck soll Flick ein Erbe seines am Montag nach 18 Jahren beim DFB zurückgetretenen Freundes Bierhoff zur Seite gestellt werden. Neuendorf erklärte, man habe sich in dieser Frage „darauf verständigt, zunächst innerhalb des DFB über die künftige Struktur dieses Aufgabenbereichs zu beraten, um anschließend eine Personalentscheidung zu treffen“.

Fredi Bobic trotz erster Absage Kandidat für Bierhoff-Posten

Als Kandidat gilt Fredi Bobic. Der Geschäftsführer Sport von Hertha BSC erklärte am Mittwoch jedoch, er sei „nicht auf Jobsuche“ und „wenig erpicht“ auf den Posten. Allerdings schloss er ein Engagement auch nicht aus. Zunächst aber, betonte er ganz im Sinne von Neuendorf, müsse der DFB das „Profil eines Sportmanagers“ entwerfen und „die Inhalte, die er begleiten soll. Der DFB muss sich klar werden: Was wollen wir, wo wollen wir hin?“ Am liebsten zurück an die Weltspitze - mit Flick.

Der war am Nachmittag ganz in Schwarz gekleidet rund eine halbe Stunde nach Watzke und Neuendorf bei bewölktem Himmel zum Gipfel in der Nobelherberge eingetroffen. Es folgten intensive Unterredungen und die von Neuendorf eingeforderte Analyse des Wüstendesasters. Die Heim-EM hatte Flick als „gemeinsames Projekt“ mit Bierhoff angehen wollen.

Dessen Aus bedauerte er wortreich, doch der Trennungsschmerz führte nicht zu einer Trotzreaktion - weil Harmoniemensch Flick bei Neuendorf und Watzke genug Rückhalt spürte. Doch er steht vor einer Mammutaufgabe, viel Zeit hat er nicht - und bis zur EM nur Testspiele, beginnend im März.

Hansi Flick soll neue Euphorie für EM 2024 entfachen

In bislang 19 Länderspielen unter seiner Regie seit dem Amtsantritt am 1. August 2021 gab es elf Siege, sechs Unentschieden und zwei Niederlagen: Eine in der Nations League gegen Außenseiter Ungarn (0:1) und jene zum WM-Auftakt gegen Japan (1:2), die letztlich entscheidend war für das zweite Gruppen-Aus in Serie. Flick unterliefen handwerkliche Fehler, die er in der Analyse eingeräumt haben dürfte. Er fand nie eine erste Elf, hatte bei Wechseln kein glückliches Händchen und machte außerhalb des Platzes mitunter keine gute Figur.

Dennoch bekundete er noch in der Nacht des Scheiterns, er wolle seinen Vertrag erfüllen. Jetzt soll er neue Euphorie entfachen. Wie das geht, weiß er. Beim FC Bayern ist ihm das gelungen, wo er in knapp zwei Jahren sieben Titel gewann.

Bei der Nationalmannschaft legte er nach der bleiernen Spätphase unter seinem früheren Weltmeister-Chef Joachim Löw mit acht Siegen einen Startrekord hin, die Qualifikation für Katar glückte souverän. Dass er bei seinem ersten Turnier scheiterte, hat ihm der DFB verziehen. Einen zweiten derartigen Fehlschlag darf er sich nicht erlauben - Vertrauen hin oder her. (sid)