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Derby gegen 1. FC KölnWie sich Leverkusen den Frust von der Seele schießt

Lesezeit 3 Minuten
Robert Andrich von Bayer 04 Leverkusen im Spiel gegen Sheraldo Becker von Union Berlin.

Robert Andrich von Bayer 04 Leverkusen im Spiel gegen Sheraldo Becker von Union Berlin.

Bayer Leverkusen ringt derzeit um seine Form. Nach dem wichtigen Sieg steht die Frage: War das auch die lang ersehnte Befreiung?

Als selbst Mitchel Bakker, dieser niederländische Außenspieler, der in den vergangenen Monaten oftmals ebenso unglücklich wie uninspiriert gespielt hatte und als eine der großen Schwachstellen galt, als also selbst der getroffen hatte, war der Sonntagnachmittag für Bayer 04 Leverkusen nun wirklich perfekt. Xabi Alonso, der erleichterte Werkself-Trainer, steuerte nach Abpfiff gleich in Richtung des 22-Jährigen, riss an seinem Trikot und herzte ihn. Bakker selbst stand wenig später lächelnd vor der Kamera und sagte zu diesem furiosen 5:0 gegen den entthronten Spitzenreiter Union Berlin: „Es fühlt sich großartig an.“ Bayer sei „im Moment in keiner guten Form, deshalb war es ein wichtiges Spiel mit wichtigen drei Punkten“.

Erinnerung an die Fähigkeiten

Die helfen freilich im Tabellenkeller und waren dringend notwendig. Genauso wichtig könnte auf Dauer indes diese Leistungsexplosion in der zweiten Hälfte werden. Als zweiter Saison-Startschuss und als Erinnerung, welche Fähigkeiten in dieser Mannschaft schlummern. In Hälfte eins spielte sie schließlich ähnlich uninspiriert und dröge wie schon in den Vorwochen, ehe in Hälfte zwei – speziell nach dem 2:0, das auf einen kapitalen Union-Patzer folgte – der Bann brach.

Plötzlich war da Kombinationsfreude zu sehen, plötzlich waren da Tempo, Zielstrebigkeit und Effektivität. Und plötzlich trumpfte nicht nur Moussa Diaby groß auf, plötzlich steuerte auch der seit seiner Ankunft im Sommer fremdelnde Neuzugang Adam Hlozek sein erstes Liga-Tor bei und legte dem vielfach kritisierten, an diesem Tag aber äußerst starken Bakker das 5:0 auf. Wie aus einem Guss ging das – und so urteilte Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes anschließend: „Das war das Bayer 04, das man sehen will.“

Eine Frage der Nachhaltigkeit bei Bayer 04

Die Frage ist nur: War das nun auch die Befreiung? Rolfes sagte: „Es ist ein wichtiger Sieg. Am Mittwoch geht es aber neu los.“ Und das ist gewiss die einzig nachvollziehbare Äußerung. Die Frage der Nachhaltigkeit muss schließlich in den nächsten Spielen – beim 1. FC Köln (Mittwoch, 18.30 Uhr) und daheim gegen den VfB Stuttgart (Samstag, 15.30 Uhr, beide Sky) – beantwortet werden, ehe es in die Pause geht.

In Euphorie verfällt niemand. Zumal Union-Coach Urs Fischer zurecht sagte, „in der Höhe verdient verloren“ und dazu „entscheidend beigetragen“ zu haben. Künftig kann sich Bayer nicht auf eine solche Starthilfe verlassen. Immerhin aber dürfte diese zweite Hälfte als gutes Beispiel dienen, wie das Offensivspiel auf Dauer wieder mehr auf Touren gebracht werden kann. Das Kontern gelang da vorzüglich und sollte künftig wieder kontinuierlich zu sehen sein.

Was gegen Union nach wie vor fehlte und schon in Köln besser werden muss, ist hingegen das Spiel gegen eine stehende Abwehrkette. Null Chancen gab es in Hälfte eins. Bayer sei „zu statisch“ gewesen, haderte Xabi Alonso, der zumindest ein wenig mehr Risiko gegangen war und Robert Andrich als alleinigen Sechser aufgeboten hatte. In Halbzeit zwei sei seine Mannschaft „aggressiver, nicht mehr so passiv“ gewesen – und sollte es auch demnächst wieder sein, um die große Offensivkraft in schöner Regelmäßigkeit zu präsentieren.

Andrich sagte: „Ich hoffe, dass wir sehr viel Positives aus dem Spiel mitnehmen. Nicht nur, dass wir fünf Tore geschossen haben, sondern, dass wir nach schlechter erster Hälfte klar geblieben sind.“ Es sei wichtig, „dass wir jetzt nicht wieder denken, dass es mit Tralala-Fußball auch läuft. Wir müssen konzentriert bleiben und einfach spielen. Dann sind wir brutal gut.“ Diaby, Hlozek, Bakker und wie sie alle heißen.