AboAbonnieren

Leverkusen gewinnt TopspielAndrich kunstvoll und Boniface mit Geduld

Lesezeit 6 Minuten
Packendes Duell der Torschützen: Robert Andrich (r) und Frankfurts Omar Marmoush kämpfen um den Ball.

Packendes Duell der Torschützen: Robert Andrich (r) und Frankfurts Omar Marmoush kämpfen um den Ball.

Meister Bayer 04 Leverkusen hat das Topspiel der Fußball-Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt gewonnen und ist nun Tabellenvierter.

Bayer 04 Leverkusen hat auch nach der zweiten Länderspielpause der Bundesliga-Saison 2024/25 eine Antwort auf eine Enttäuschung gegeben und sich im Topspiel gegen Eintracht Frankfurt mit 2:1 (1:1) durchgesetzt. Der überragende Robert Andrich und Victor Boniface führten das Team von Trainer Xabi Alonso zum wichtigen Heimsieg, mit dem die Werkself sich auf Platz vier der Tabelle verbesserte.

„Es war ein Topspiel zweier guter Mannschaften. Für uns ist es nach dem Remis gegen Kiel wichtig, das Gefühl zu haben, dass wir zu Hause stark spielen können. Auf diesem Sieg können wir aufbauen“, zeigte sich Alonso zufrieden mit dem Auftritt seines Teams.

Florian Wirtz stand nach seiner bei der Nationalmannschaft erlittenen Kapselverletzung wie angekündigt im Kader, nahm aber zunächst nur auf der Bank Platz. Wohl auch, weil Bayer in der Englischen Woche am Mittwoch in der Champions League gegen Brest anzutreten hat und am Samstagabend zu Werder Bremen reist.

300. Bundesligaspiel für Hradecky

Amine Adli lief für Leverkusens Jungstar auf. Gegenüber dem enttäuschenden 2:2 gegen Aufsteiger Kiel rückten zudem Piero Hincapie und Martin Terrier neu in die Startelf. Für Bayer-Kapitän Lukas Hradecky stand ausgerechnet gegen seinen Ex-Club ein Jubiläum an. Der Finne hat für Frankfurt und Leverkusen als erster ausländischer Torwart in der Bundesliga die 300 Spiele-Marke geknackt. „200 Spiele für Leverkusen, 100 für Frankfurt; heute 2:1. Das Ergebnis passt also“, feixte der 34-Jährige.

Seine Vorderleute waren zwei Wochen nach der Kiel-Ernüchterung auf Wiedergutmachung aus, ergriffen sofort die Initiative, kamen durch Granit Xhaka zu einem ersten Abschluss (2.) und hätten in Führung gehen können, ja sogar müssen. Frankfurts Dina Ebimbe touchierte beim Ballwegschlagen im eigenen Strafraum Adli (5.). Schiedsrichter Felix Brych zeigte sofort auf den Punkt und blieb auch nach Ansicht der TV-Bilder bei seiner Entscheidung. Eine sehr knifflige Entscheidung und eher kein Strafstoß.

Boniface vergibt Elfmeter

Victor Boniface trat an und schob den Ball Eintracht-Keeper Kevin Trapp lasch in die Arme (9.). Nachdem Terrier eine weitere gute Chance für die Werkself liegen gelassen hatte, zeigte Omar Marmoush, wie man Elfmeter verwandelt. Die aktuelle Hauptattraktion der Liga setzte den Ball hart und platziert links unten zum 0:1 in Netz (16.). Der Ägypter hatte zuvor schon aus 20 Metern das Lattenkreuz getroffen (12.) und auch den Strafstoß gegen Robert Andrich mit einer geschickten Drehung herausgeholt (15.).

Andrich ließ das aber nicht auf sich sitzen und antwortete im Stile eines Meisters. Erst spielte er Adli frei und nutzte den Rückpass des Franzosen zu einer Fußball-Vorführung im Frankfurter Strafraum. Der Nationalspieler leitete mit dem Angebot zum Doppelpass auf Terrier weiter und schickte die Direktablage des Neuzugangs elegant zum Ausgleich ins lange Eck. Marke Tor des Monats (25.).

Keine Wechsel zur Pause

Die Werkself, die nach Marmoushs Lattentreffer angefangen hatte zu wackeln, war zurück im Spiel. Beinahe hätte Andrich noch einen draufgesetzt, als er Trapp aus der eigenen Hälfte überraschte. Der 60-Meter-Versuch drehte sich nur knapp am linken Pfosten vorbei (35.). Auf der anderen Seite zeigte auch Marmoushs Sturmpartner Hugo Ekitiké seine Qualitäten, als er aus 17 Metern von links akkurat ins lange Eck traf. Das 2:1 zählte aber nicht, weil Vorbereiter Ebimbe zuvor im Abseits gestanden hatte.

Xabi Alonso und sein Kollege Dino Toppmöller verzichteten zur Pause auf Wechsel, obwohl vor allem der Leverkusener Double-Architekt Grund für eine Veränderung gehabt hätte. Victor Boniface erwischte nach seinem Horror-Libyen-Trip mit der nigerianischen Nationalmannschaft nicht nur wegen seines verschossenen Elfmeters einen unglücklichen Nachmittag. Dem Torjäger wollte einfach nichts gelingen.

Alonso ließ ihn trotzdem zur zweiten Hälfte noch mal ran und hätte seine Entscheidung nach fünf Minuten bereuen können. Boniface ließ sich erst in aussichtsreicher Position beim Schuss blocken (48.) und fand dann bei einer Maßflanke von Terrier vier Meter vor dem Tor kein Timing für seinen Kopfball (49.).

Leverkusens Torjäger Victor Boniface (2. v.r.) trifft zur 2:1 Führung.

Das in der ersten Halbzeit hochklassige Duell nahm sich bis zur 63. Minute eine von Taktik geprägte Auszeit. Dann gelang Boniface eine Ablage auf Andrich, der den Ball mit links aus elf Metern an den rechten Pfosten jagte.

Alonso wechselte danach und brachte Aleix Garcia und Florian Wirtz für Adli und Terrier. Garcia als zusätzliche Anspielstation und vor allem Wirtz veränderte das Spiel sofort, scheiterte zunächst noch an Trapp (68.), bereitete dann mithilfe des Frankfurter Torwarts die mittlerweile verdiente Führung vor.

Trapp verlängerte eine Rechtsflanke des 21-Jährigen merkwürdig mit einer Grätsche am eigenen Fünfer auf den zweiten Pfosten. Dort stand Boniface goldrichtig und befreite sich aus zwei Metern per Kopf mit dem 2:1 von all seinem aufgestauten Unglück (72.). Acht Minuten später ging der Torschütze unter dem Applaus der 30.210 Zuschauer in der ausverkauften BayArena vom Platz und Xabi Alonso hatte wieder einmal alles richtig gemacht.

Diskussionen über Tahs Rettungstat

Der Meister musste nun noch zeigen, dass er die Führung ins Ziel bringen kann. Was dank Jonathan Tah letztlich auch gelang. Nachdem Hradecky den Innenverteidiger beim Klärungsversuch an der Strafraumgrenze angeschossen hatte, verhinderte Tah an der Grenze des Erlaubten im Duell mit dem einkopfbereiten Ekitiké unmittelbar vor der Torlinie den Ausgleich (90.). Die Frankfurter wollten einen Elfmeter, Brychs Pfeife blieb aber still. „Für mich war es ganz klar kein Foul“, sagte Jubilar Hradecky als Augenzeuge aus.

Eintracht-Coach Dino Toppmöller war da anderer Meinung und verärgert: „Es waren heute nicht alle auf dem Platz in Topform. Ich schätze Felix Brych, aber das war nicht gut. Das ist ein klarer Elfmeter. Wenn man den nicht überprüft, dann braucht man den Videobeweis nicht.“ Xabi Alonso widersprach seinem Kollegen, der einen unerlaubten Armeinsatz von Tah erkannt haben wollte: „Das war sehr intelligent von Jona und für mich ein normaler Kontakt. Ich habe keinen Elfmeter gesehen. Ich verstehe meinen Kollegen, aber er kann auch mich verstehen.“

Florian Wirtz vergab noch das 3:1 (90.+4) und dann war Schluss. Leverkusen verlängerte mit dem zehnten Heimsieg in Serie die schwarze Serie der Frankfurter, die seit 2014 in der BayArena ohne Punkt sind, und schob sich in der Tabelle an der Eintracht vorbei auf Platz vier. „Wir haben heute das, was gegen Kiel gefehlt hat, wirklich gut gemacht. Ich kann unser defensives Verhalten nur loben. Die Eintracht hatte einen guten Lauf und es war wichtig sie zu stoppen“, lobte Hradecky.


Statistik:

Bayer Leverkusen: Hradecky - Tapsoba, Tah, Hincapié - Frimpong (80. Tella), Xhaka, Andrich, Grimaldo - Adli (64. Garcia), Boniface (80. Schick), Terrier (64. Wirtz). - Eintracht Frankfurt: Trapp - Kristensen, Tuta (79. Skhiri), R. Koch, Theate - Dina Ebimbe (70. Chaibi), Larsson (79. Dahoud), M. Götze (70. Bahoya), Nkounkou (82. Uzun) - Ekitiké, Marmoush. - SR.: Brych (München). - Zuschauer: 30.210. - Tore: 0:1 Marmoush (16./Foulelfmeter), 1:1 Andrich (25.), 2:1 Boniface (72.). - Gelbe Karten: Grimaldo, Hincapie; Tuta.