Fernando Carro hat mit seinem verbalen Angriff gegen Geschäftsführer Max Eberl von Bayern München für reichlich Wirbel gesorgt.
Kritik an Max EberlCarro teilt aus und entschuldigt sich
„Oops!...I Did It Again.“ Als dieser Britney Spears-Song im Jahr 2000 die Musikwelt eroberte, arbeitete Fernando Carro noch bei Bertelsmann. 24 Jahre später trifft kaum ein Slogan besser auf den heutigen CEO der Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH zu. Der 60-jährige Spanier hat es in dieser Woche nämlich „schon wieder getan“. Mit seiner emotionalen und spontanen Art stößt er anderen Menschen im Fußball-Business bisweilen schon mal vor den Kopf. Menschen, die im aktuellen Fall beim deutschen Rekordmeister in München arbeiten und seit einem knappen halben Jahr Geschäftsführer sind.
„Also ich halte von Max Eberl nichts, absolut nichts“, hatte Carro bei dem traditionellen Treffen vor Saisonbeginn mit hunderten Fanklub-Vertretern fallen lassen. Auch wenn der Rahmen in der BayArena am Dienstagabend nicht offiziell war, berichtete in der Folge erst der „kicker“ und dann ganz FußballDeutschland über diese verbale Entgleisung. „Ich würde auch nicht mit ihm verhandeln“, hatte Leverkusens Vorstand wegen des immer noch im Raum stehenden Abschieds von Jonathan Tah in Richtung München angefügt. Geschäftsführer Simon Rolfes und Chefcoach Xabi Alonso standen dabei grinsend an seiner Seite. Das Tischtuch zwischen Münchens Sportvorstand Eberl und den Double-Siegern aus dem Rheinland könnte also schon vorher zerschnitten gewesen sein.
Verhandlungen um Jonathan Tah als Auslöser
Dass Carro genervt von den stockenden Verhandlungen um seinen Abwehrchef ist, da Tah weiterhin wechsel-, aber eben auch unwillig ist, seinen auslaufenden Vertrag in Leverkusen zu verlängern, ist nachvollziehbar. Über Max Eberls Rolle in dieser Causa wird indes viel spekuliert. Sollte sich der neue Geschäftsführer an der Isar nicht an eine Absprache mit Bayer 04 gehalten haben, könnte er Carro so aus der Reserve gelockt haben.
Dass der größte, nationale Konkurrent zu Wochenbeginn durch die Verkäufe von Matthijs de Ligt und Noussair Mazraoui zu Manchester United mindestens 60 Millionen Euro eingenommen hatte, aber trotzdem keine angemessenen Ablöseverhandlungen im Tah-Poker (Marktwert bei etwa 30 Millionen) aufgenommen hat, tut nicht nur dem Leverkusener CEO weh. Schließlich läuft die Zeit in diesem Fall klar gegen Bayer 04.
Auch wenn Carro tags darauf zurückruderte und die Breitseite gegen Eberl abzumildern versuchte, käme eine Einigung zwischen Isar und Dhünn nun mehr als überraschend. Und es bräuchte viel diplomatisches Geschick: „Ich bin ein emotionaler Mensch. Die Aussagen zu Max Eberl habe ich in einem informellen Austausch mit Bayer 04-Fans getätigt. Dass sie in dieser Form aufgegriffen und multipliziert werden, war nicht beabsichtigt“, übte sich der Leverkusener Vorstand in Diplomatie.
Zudem ergänzte er: „Das ändert aber auch nichts mehr an der Aussage, für die ich mich hiermit entschuldige“. Selbstverständlich respektiere er den FC Bayern, dessen Verantwortliche und die Leistungen, die dieser Verein für den deutschen Fußball erbracht hat, fuhr der in Barcelona geborene Manager fort und könnte das Thema so vorerst vom Tisch gewischt haben. Eine Antwort aus München gab es am Mittwoch nicht. Erst im April hatte Carro mit einem „Preisschild“ für Florian Wirtz, das er in einem spanischen Interview bei 150 Millionen Euro bezifferte, an anderer Stelle für Aufregung gesorgt.
Frei nach dem Motto „Oops!...I Did It Again“ ruderte er auch in diesem Fall zurück und erklärte, dass es keine festgelegte Ablöse für den jungen Shootingstar gebe. Während sich in Zukunft wohl garantiert ein zahlungskräftiger Abnehmer für Florian Wirtz finden wird, hat Carros jüngste Entgleisung die Kanäle nach München gänzlich erkalten lassen. Und die Chancen auf Transfereinnahmen im höheren zweistelligen Millionenbereich womöglich erheblich verringert.