Bayer 04 Leverkusen hat in der Champions League beim FC Liverpool verloren. Der deutsche Meister zahlte in der zweiten Hälfte viel Lehrgeld.
Champions LeagueBayer Leverkusen geht an der Anfield Road unter
Als wäre Anfield nicht schon besonders genug, erwischte Bayer 04 Leverkusen für seinen Champions League-Termin beim FC Liverpool einen Tag, der in England mit Feuerwerk und Großfeuern gefeiert wird. Das Inselvolk erinnert jedes Jahr an Guy Fawkes, der 1605 mit seinem Versuch scheiterte, das englische Parlament mit König Jakob I. in die Luft zu jagen. Der Revolutionär bezahlte das versuchte Attentat mit seinem Leben und so entstand die „Bonfire Night“.
Die Engländer waren auch auf dem Rasen für das Feuerwerk verantwortlich. Der Ex-Club von Jürgen Klopp besiegte den deutschen Doublesieger verdient mit 4:0 (0:0) und feierte am vierten Spieltag der Königsklasse den vierten Sieg. Leverkusen kassierte dagegen die ersten Niederlage und liegt nun fünf Punkte hinter des Reds.
Xabi Alonso entschied sich bei seiner Rückkehr an die Anfield Road für eine 3:1:4:2-Grundformation, in der der Bayer-Coach wie im Pokal gegen Zweitligist Elversberg mit Granit Xhaka, Exequiel Palacios und Aleix Garcia drei seiner vier Sechser aufbot. Eine Taktik, die die Räume gegen die auf schnelle Umschaltmomente lauernden Liverpooler dicht machen sollte. Was auch gut funktionierte. Edmond Tapsoba musste einen Schuss von Cody Gakpo blocken (7.) und Torwart Lukas Hradecky einen am Ende harmlosen Versuch von Curtis Jones aufnehmen (14.).
Einige Leverkusener zu sehr von Anfield beeindruckt
Offensiv ging beim deutschen Meister wenig. Die gewaltige Atmosphäre von Anfield beeindruckte den ein oder anderen Leverkusener. Wie etwa Florian Wirtz, der als hängende Spitze in den Zweikämpfen bisweilen etwas verzagt wirkte. „Wir werden sehen, was die Emotionen von Anfield mit den Spielern macht“, hatte Xabi Alonso vor dem Spiel gesagt. Der Spanier muss es wissen, er hat von 2004 bis 2009 an der Anfield Road gespielt.
Die fehlende Entschlossenheit machte sich auch bemerkbar, als Wirtz in seiner besten Szene Jeremie Frimpong frei vor LFC-Keeper Caoimhin Kelleher in Szene setzte. Der Niederländer zögert aber zu lange und ging aus dem Duell mit Landsmann Virgil van Dijk als stürzender Verlierer hervor. Der dritte beteiligte Niederländer, Schiedsrichter Danny Makkelie, sah nämlich, trotz eines leichten Kontakts des Liverpool-Kapitäns, keine Veranlassung, die Szene überprüfen zu lassen (21.).
Der VAR kam zum Einsatz, als Frimpong nach 43 Minuten getroffen hatte. Der Flügelspieler hatte sich den Ball im Duell mit Kostas Tsimikas aber verbotenerweise mit der Hand vorgelegt. Der Treffer zählte nicht. Auf der anderen Seite gab es noch zwei Chancen für den stets gefährlich wirkenden Mo Salah (43.) und Gakpo (45.+2). Hradecky machte beide Male das kurze Eck erfolgreich zu. Weil beide Teams nicht voll ins Risiko gingen, blieb das Feuerwerk auf dem Rasen aus, während es rund ums Stadion zu Ehren von Guy Fawkes fröhlich weiter knallte.
Liverpool überrollt Bayer nach der Pause, Diaz trifft dreifach
Die Reds schoben nach der Pause die Reds aus Liverpool weiter nach vorne und pressten. Die Werkself geriet unter Druck, weil sie mit Ball nicht mehr für Entlastung sorgen konnte und es nicht mit langen Bällen probierte. Anfield rührte sich, spürte die aufkommende Stärke des eigenen Teams. Nachdem Salah vor der berüchtigten Stehplatztribüne „The Kop“ mit rechts verzogen hatte (58.), erhob sich das Publikum und begann zu singen. Drei Minuten später hebelte Jones dann die gesamte Leverkusener Defensive mit einem wunderbaren Pass aus, den er in den Lauf von Luis Diaz schickte. Der Kolumbianer überwand Hradecky mit einem Lupfer und Anfield stand kopf.
„Wenn die Fans aufstehen, wird es schwer“, hatte Granit Xhaka gewarnt. Der Schweizer, der mit Arsenal London zwischen 2016 und 2023 in acht Anläufen keinen Sieg in Liverpool geschafft hat, behielt Recht. Die Hausherren waren „on fire“ und legten schnell das 2:0 nach. Salah feuerte mit rechts eine Flanke quer durch den Leverkusener Strafraum, bis Gakpo seinen Kopf hinhielt und die Fans auf „The Kop“ wieder toben konnten (63.). Der zunächst wegen Abseits weg gepfiffene Treffer hielt anschließend auch der VAR-Überprüfung stand.
Bayer 04 hätte vielleicht noch einmal zurückkommen können. Dafür hätte der insgesamt schwache Victor Boniface aber per Kopf treffen müssen (68.). Die endgültige Entscheidung besorgte schließlich wieder Diaz, der sich im Strafraum gegen Tapsoba und den eingewechselten Jonas Hofmann beim 3:0 leichttun durfte (83.).
Den enttäuschten Leverkusener blieb der Ehrentreffer versagt, weil Kelleher erst gegen Patrik Schick und dann gegen Wirtz großartig parierte (85.). Am Ende wurde es bitter für das Alonso-Team, weil Luis Diaz nach einem Konter zum dritten Mal traf (90.+2). Und so stimmte Anfield noch einmal „You’ll never walk alone“, von Gerry & The Peacemakers an, als der Abpfiff ertönte.
Statistik:
FC Liverpool: Kelleher; Alexander-Arnold (80. Bradley), Konate (88. Quansah), van Dijk, Tsimikas (80. Robertson); Jones (74. Szoboszlai), Gravenberch, Mac Allister; Salah, Gakpo (80. Darwin), Luis Diaz. – Leverkusen: Hradecky; Tapsoba, Tah, Hincapie; Frimpong, Palacios (73. Hofmann), Xhaka, Garcia (Andrich), Grimaldo (81. Tella); Wirtz, Boniface (81. Schick). – SR.: Makkelie (Niederlande). – Zuschauer: 60.000. – Tore: 1:0 Luis Diaz (61.), 2:0 Gakpo (65.), 3:0 Luis Diaz (83.), 4:0 Luis Diaz (90.+1). – Gelbe Karten: Garcia, Hradecky.