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Champions-LeagueWarum sich nicht nur Bayer-Coach Alonso auf das Spiel gegen AC Mailand freut

Lesezeit 4 Minuten
Leverkusen Trainer Xabi Alonso und Jonathan Tah beim Pressegespräch vor dem Spiel Bayer Leverkusen gegen den AC Milan in Leverkusen.

Leverkusen Trainer Xabi Alonso und Jonathan Tah beim Pressegespräch vor dem Spiel Bayer Leverkusen gegen den AC Milan in Leverkusen.

Bayer 04 Leverkusen und AC Mailand treffen erstmals in der Champions-League aufeinander, bei diesem Duell werden nicht nur Trainer, sondern auch Fußball-Romantiker nostalgisch.

Als Fußball-Romantiker war Xabi Alonso bislang nicht bekannt. Der spanische Chefcoach wirkte bei Bayer 04 Leverkusen stets im Hier und Jetzt, um den 2022 noch abstiegsbedrohten Werksklub in nie für möglich gehaltene Sphären zu führen. Wenn der deutsche Meister und Pokalsieger 2024 aber im Champions-League-Heimspiel am Dienstag (21 Uhr/DAZN) erstmals in seiner Europapokal-Historie die Klingen mit der AC Mailand kreuzt, ist es auch um Alonso geschehen. „Milan und Champions League, das ist Fußballgeschichte.“

Legendäres Spiel 2005 gegen Milan

Jeder Fußball-Romantiker weiß, dass die Weltkarriere des Basken als Spieler im Trikot des FC Liverpool ihren Anfang genommen hat und dass das legendäre Endspiel der Königsklasse 2005 gegen Milan dabei eine große Rolle spielte. Ein Spieler vergisst eben nie, wenn er in einem großen Finale zur Halbzeit 0:3 zurücklag und am Ende den Titel noch im Elfmeterschießen gewonnen hat. „Ich habe den AC immer verfolgt. Mit Arrigo Sacchi, Fabio Capello und mit großen, großen Spielern“, schwelgte der 42-Jährige erst in Calcio-historischer Vergangenheit, um den Bogen dann in die Neuzeit zu spannen. „Gegen sie zu spielen, ist eine große Ehre für uns.“

Tatsächlich brauchen die Leverkusener für den zweiten Champions League-Erfolg der Saison im ersten Heimspiel (nach dem 4:0 bei Feynoord Rotterdam) einen besonderen Fokus. Wegen des erst drei Tage zurückliegenden deutschen Gipfeltreffens beim FC Bayern München und der guten Form des lombardischen Spitzenteams. Milan hat unter seinem neuen, portugiesischen Cheftrainer Paulo Fonseca zwar nur zwei Punkte aus den ersten drei Serie-A-Spielen geholt, danach aber gegen Venedig (4:0), im Derby gegen Inter (2:1) und dem jüngsten Heimsieg gegen Lecce (3:0) seine Top-Form erreicht.

Alsonso: Italiens Spiel ist immer gefährlich

„Wir erwarten eine Mannschaft mit großer Spielintelligenz“, betonte Alonso und ergänzte: „Das italienische Spiel ist immer gefährlich, weil sie mit und gegen den Ball Geduld haben. Bereit sind, tiefer zu verteidigen, aber auch mit Ballbesitz zu spielen.“ Diese taktische Finesse gepaart mit der individuellen Qualität eines Alvaro Morata oder Rafael Leao, Tammy Abraham, Christian Pulisic oder Tijjani Reijnders haben es dem Bayer-04-Coach angetan, wenn er vom „guten Moment“ spricht, in dem Italiens Tabellendritter aktuell sei. „Sie haben in fünf Minuten gegen Lecce drei Tore gemacht. Das ist Milan“, appellierte der Bayer-Coach nach dem 1:1 in München an seine Belegschaft, „wenn wir die vielen schnellen Spieler mit Qualität stoppen wollen, müssen wir intelligent spielen, immer bereit und hochkonzentriert sein.“

Diese Marschroute hat auch Jonathan Tah verinnerlicht. Alonsos zentraler Mann in der Abwehrkette fühlte sich trotz des Minusrekords von nur 31 Prozent Ballbesitz in München alles andere als unwohl, erwartet aber „nicht noch so ein Spiel“. Der 28-jährige Nationalspieler weiß, dass es gegen die Rossoneri „anders kompliziert“ werden könnte. Darauf deutet Bayers Bilanz gegen italienische Teams hin: Zwar wurde das Hinspiel im Europa League-Halbfinale bei der AS Rom im Mai gewonnen. Vor und nach dem 2:0 hatte die Werkself allerdings wenig zu bestellen. Nicht nur beim 0:3 im folgenden Endspiel gegen Atalanta Bergamo, sondern auch ein Spieljahr zuvor gegen die noch von Jose Mourinho gecoachten Römer.

„Nicht nur für uns ist es schwierig, gegen italienische Mannschaften zu spielen“, lobte Tah das „höchste Niveau“ von Mailand und Co., „sie haben einfach einen besonderen Spielstil. Da ist viel Geduld und Fokus gefragt. Auch wenn wir das Gefühl haben, wir sind dominant mit dem Ball, wollen sie vielleicht genau das und stechen dann mit einem Konter zu.“ Alonso weiß schon seit jenem Finale mit Liverpool in Istanbul, wie italienischer Calcio funktionieren kann. „Diese Nacht war brutal wichtig für meine Karriere“, versichert der 42-Jährige, der bei der Aufholjagd zum 3:3 einen Strafstoß verwandelte. „Diese sehr, sehr schöne Erinnerung für mich ist immer noch da“, gab der Spanier tiefe Einblicke: „Aber jetzt müssen wir uns darauf konzentrieren, was am Dienstag passiert“.

Voraussichtliche Aufstellungen

Bayer Leverkusen: Hradecky; Tapsoba, Tah, Hincapie; Frimpong, Xhaka, Andrich, Grimaldo; Terrier, Boniface, Wirtz.

AC Mailand: Maignan; Emerson Royal, Gabbia, Pavlovic, Theo; Fofana, Reijnders, Pulisic, Morata, Leao; Abraham. – SR.: Schärer (Schweiz).