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Bayer LeverkusenHolt Rolfes einen Ersatz für Belocian?

Lesezeit 3 Minuten
Leverkusens Geschäftsführer Sport Simon Rolfes.

Leverkusens Geschäftsführer Sport Simon Rolfes.

Bayer 04 Leverkusen könnte nach dem Kreuzbandriss bei Jeanuel Belocian noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden.

Ziemlich genau eine Stunde war im Testspiel gegen RW Oberhausen gespielt, als Jeanuel Belocian einen gegnerischen Angriff über rechts unterbinden wollte. Im Laufduell mit Tarsis Bonga, Stürmer beim Regionalligisten, trat der französische Linksverteidiger so unglücklich in den Rasen, dass sich sein rechtes Knie verdrehte und er im Ulrich-Haberland-Stadion zu Boden sank.

Als Zweikampf konnte diese Szene kaum bezeichnet werden. Dennoch änderte die bittere Diagnose „Kreuzbandriss“, zwei Tage später, alles für den 19-jährigen Junioren-Nationalspieler und einiges für Bayer Leverkusen. Schon vor dem ersten Pflichtspiel des Jahres 2025 am Freitag (20.30 Uhr/Sat1) in der Bundesliga bei Borussia Dortmund muss Simon Rolfes die Kadersituation neu bewerten. „Bedarf sehen wir aktuell nicht“, hatte der Leverkusener Sportchef mögliche Wintertransfers vor dem Jahreswechsel noch kategorisch ausgeschlossen.

Wenn wir am Kader etwas machen, muss es schon eine spezielle Konstellation geben.
Simon Rolfes, Sportchef Bayer Leverkusen am 21. Dezember 2024

Der Architekt des Doublesieges 2024 wähnte seinen Kader auch in der Breite gut aufgestellt. Das habe man gesehen, „als wir ein paar Verletzte hatten“, gab er die Phase mit einem halben Dutzend verletzter Profis, Ende November, zu bedenken. „Da waren alle Spieler in der Lage zu spielen“. Wohl wissend, dass sich im Fußball neue Situationen, schnell ergeben können, hatte Rolfes sein Gedankenspiel am Sky-Mikrofon wie folgt beendet: „Wenn wir am Kader etwas machen, muss es schon eine spezielle Konstellation geben.“

Mit dem Saison-Aus für Belocian könnte diese nun eingetreten sein. Zwar hat der für 15 Millionen Euro von Stade Rennes gekommene, linke Innenverteidiger in seiner ersten Saison nur fünf Einsätze für Bayer 04 absolviert (davon einen in der Startelf beim 4:3 gegen Wolfsburg). Dass der 19-Jährige nach wochenlanger Sprunggelenksverletzung im Herbst, nun monatelang ausfällt, reißt trotzdem eine Lücke in den defensiven Teil des Leverkusener Kaders.

Piero Hincapie ist der einzige, verbleibende linke Verteidiger im Kader

In diesem bringt nur Piero Hincapie als etatmäßiger Innen- und Linksverteidiger, das gleiche Profil mit. Der 22-jährige Linksfuß, dessen Vertrag vor Weihnachten bis 2029 verlängert wurde, ist zwar nicht verletzungsanfällig und machte unter Xabi Alonso seit 2022 schon 99 Pflichtspiele. Wenn die Werkself ab Freitag aber wieder im Drei-Tages-Rhythmus Bundesliga-, Champions League- und DFB-Pokal spielt und alleine in den kommenden sechs Wochen elfmal ran muss, sollte der Chefcoach die Belastung klug verteilen. Schließlich wollen er und seine Profis auch in den entscheidenden Monaten März, April und Mai um Titel mitspielen.

„Wenige verletzte Spieler zu haben, das ist ein großes Thema für uns“, hatte der Erfolgstrainer die Arbeit seiner Physios und Doktoren schon vor der Rekordsaison 2023/24 hervorgehoben und ergänzte: „Wir müssen zwar mit Verletzungen umgehen, aber dass wir so viele fitte Spieler wie möglich haben, ist sehr, sehr wichtig.“

Wir brauchen alle Möglichkeiten.
Robert Andrich, Nationalspieler Bayer 04 Leverkusen

Da ein vollbesetzter Kader eine Grundvoraussetzung für die erste Deutsche Meisterschaft der Vereinsgeschichte und den Pokalsieg war, könnte der spanische Titelsammler für die aktuelle Mission 2025 auf neue, externe Kräfte pochen. Schließlich gibt auch die eigene U19 mit Nils Gernhardt (17) als einzigem, verteidigenden Linksfuß kaum etwas her.

„Wir brauchen alle Möglichkeiten“, hat auch Robert Andrich die Philosophie seines Chefs verinnerlicht. Der Mittelfeldmotor, der im Fall der Fälle auch mal ins Zentrum der Abwehrkette rückt, betonte nach dem Oberhausen-Spiel und vor dem Kracher in Dortmund, dass seine Teamkollegen und er „auf einem guten Level“ sein müssten, „egal ob von der Bank oder von Anfang an“.

So wie die Werkself die Ergebnis- und Personalkrise im Herbst mit mannschaftlicher Geschlossenheit überstanden hat und die jüngsten acht Pflichtspiele allesamt gewann, kann die Belocian-Verletzung ein weiterer Punkt sein, um die eigene Siegermentalität zu proklamieren.