Bayer Leverkusen verlor 1:2 gegen Atlético Madrid in der Champions League. Xabi Alonso fordert mehr Gelassenheit bei emotionalen Spielen.
Bayer 04 in der Champions LeagueNiederlage im Hexenkessel von Madrid als Lehrstunde
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Bayer Leverkusens Florian Wirtz beim Spiel gegen Madrid
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So oder so ähnlich hatten sie es erwartet, doch nachdem die Fußballer von Bayer Leverkusen das Estadio Metropolitano und Atlético Madrid erlebt hatten, war trotzdem alles anders. „Das ist eine Erfahrung, aus der wir lernen müssen“, sagte Xabi Alonso nach der schmerzhaften 1:2 (1:0)-Niederlage im vorletzten Spiel der Champions League-Ligaphase und ergänzte: „Es gibt immer Dinge, die wir beeinflussen können, aber der größere Einfluss kam heute vom Gegner. Vor allem nach dem 1:1 hatten sie große Energie und großen Glauben.“
Diese Tugenden trugen die Hausherren zum fünften Sieg im siebten Spiel und nah an die direkte Qualifikation für das Achtelfinale. Die Werkself indes kassierte nach dem 0:4 in Liverpool die zweite Niederlage und muss um eine Top-Acht-Platzierung bangen. Dabei wusste Alonso aus seiner Zeit als Spieler bei Real Madrid, wie dramatisch sich Situationen im Hexenkessel an der Avenue de Luis Aragonés verändern können, und hatte seine Profis gewarnt. „Wir haben in der Halbzeit gesprochen, dass wir ein cooles Mindset brauchen, uns nicht provozieren lassen und dass wir auf unser Spiel fokussiert bleiben sollten“, verriet der 43-Jährige, der auch zu aktiven Zeiten in fünf internationalen Vergleichen mit Diego Simeones Rojiblanco nur schlechte Erfahrungen gemacht hatte. „Atlético weiß sehr gut, wie sie Spiele in ihre Richtung bringen und sie auf ihre Weise spielen können“, hielt der Baske fest.
70 Prozent Ballbesitz für Bayer
Obwohl seine Mannschaft 70 Prozent Ballbesitz und eine Passquote von 92 Prozent aufwies, dazu noch 13:5 Torschüsse abgab und immerhin 46 Prozent der Zweikämpfe gewann, stand sie am Ende mit leeren Händen und rauchenden Köpfen da. „Die Emotionalität war größer als die fußballerischen Aspekte“, bemerkte Alonso und war enttäuscht, dass die frühe Rote Karte gegen Atléticos Sechser Pablo Barrios – nach hartem Einsteigen gegen Nordi Mukiele (25.) – Bayer kaum geholfen hatte. Auch mit der 1:0-Führung durch Piero Hincapies, der per Kopf sein erstes Champions-League-Tor erzielte (45.+1), war Leverkusen nicht gut umgegangen: Der ecuadorianische Linksverteidiger selbst, der vor seiner Vertragsverlängerung (bis 2029) von Atlético umworben worden war, hatte für ein harmloses Vergehen gegen Nahuel Molina erst Gelb (45.+4) gesehen und flog in der hitzigen Schlussphase mit der Ampelkarte nach Foul an Giuliano Simeone vom Platz (76.). „Was wir aus diesem Spiel mitnehmen müssen, ist wie brutal wichtig es ist, kühlen Kopf zu bewahren“, sprach Jonathan Tah den dringend benötigten Lernprozess an. „Man darf dem Gegner einfach nicht das Gefühl geben, dass noch etwas drin ist.“
Nur weil die Hausherren es im Verbund mit ihrem Publikum schafften, die Atmosphäre aufzuladen (und auch Schiedsrichter Davide Massa zu beeinflussen) kamen sie auf die emotionale Ebene und die Gäste von ihrer fußballerischen Marschrichtung ab. „Wir haben es mit dem Ball nicht mehr so klar gemacht“, befand Tah. Ohne Mukiele, der nach dem Seitenwechsel für mehr Strafraum-Präsenz durch Patrik Schick ersetzt wurde, und im 3:4:2:1- statt im 4:2:3:1-System agierte Bayer 04 unsicherer und wenig geduldig. „Das war dann nicht erwachsen genug“, stellte der Abwehrchef klar und nahm sich bei der Knackpunkt-Szene mit in die Kritik: „Ich gehe in dieser Situation zu früh runter“, gab Tah zu nach seinem vergeblichen Versuch, den madrilenischen Konter über Antoine Griezmann und Julian Alvarez zu unterbinden. „Wenn ich oben bleibe, (…) bin ich noch in der Situation.“
Auch Alejandro Grimaldo und Hincapie konnten Alvarez nicht mehr am Schuss zum Ausgleich ins lange Eck hindern (52.). Und spätestens 24 Minuten später, nach Hincapies Gelb-Roter Karte, war Atlético auf der Überholspur und überrumpelte die Leverkusener ein zweites Mal mit einem langen Ball. „Wir waren nicht stark genug, um diese Situationen zu verteidigen“, hielt Alonso abschließend fest. Auch ihn schmerzte der K.-o.-Stoß, den Atléticos Joker Angel Correa gegen die fehlerhaften Edmond Tapsoba und Granit Xhaka provoziert hatte und den Alvarez nach einem Haken gegen Torwart Matej Kovar ins leere Tor erzielte (90.).
Nach dem 1:2 müssen sich die Leverkusener nun schnell fangen. Schließlich geht es im deutschen Titelrennen schon am Samstag (15.30 Uhr/Sky) weiter. Mit RB Leipzig wartet ausgerechnet das Team auf die Werkself, das beim 2:3 im Hinspiel für die einzige Niederlage in saisonübergreifend 52 Bundesliga-Spielen gesorgt hat.