„Fußball ist Gegenwart und Zukunft“, sagte Xabi Alonso vor dem ersten Pflichtspiel der neuen Fußballsaison und wirkte nach der zweimonatigen Sommerpause gleich wieder präzise, smart, fast philosophisch. Dass Bayer Leverkusens „Trainer des Jahres“ vor dem Supercup gegen den VfB Stuttgart bewusst die Vergangenheit ausblendete, beweist das gute Gespür des 42-jährigen Basken.

Schließlich zählen im ersten Spiel der Saison 2024/25 weder die 51 Pflichtspiele ohne Niederlage, die sein Team auf dem Weg zum nationalen Double 2023/24 einsammelte, noch die jüngsten Ergebnisse in einer, durch viele EM-Fahrer, „anderen“ Sommervorbereitung. Ganz zu schweigen vom Transfertheater um den wechselwilligen Jonathan Tah, das Fernando Carro unter der Woche zu einer unnötigen Verbalattacke gegen Münchens Max Eberl verleitete. Dass der Bayer 04-Vorstand öffentlich preisgab „nichts, absolut nichts“ vom Sportchef der Bayern zu halten, ließ (trotz Carros Entschuldigung) zur Abwechslung mal die Leverkusener und nicht den oft indiskret wirkenden Rekordmeister, schlecht dastehen.

Im Kosmos von Alonso zählen aber eben nur „Gegenwart und Zukunft“. Deshalb visierte er nach drei sieglosen Testspielen in Lens (2:2), bei Arsenal London (1:4) und gegen Betis Sevilla (1:1) nur den kommenden Samstagabend, in der ausverkauften BayArena (20.30 Uhr/Sat 1) an. Da steht das nächste Duell mit dem deutschen Vizemeister aus Schwaben an: „Vollen Respekt“, zollte der Spanier der Mannschaft seines Kollegen Sebastian Hoeneß und ergänzte: „Ich mag seinen Fußball, seine Ideen. Stuttgart ist mutig, mit dem Ball, gegen den Ball. Sie verdienen die Vizemeisterschaft total.“

Weil es in den vergangenen drei Duellen gegen den VfB zwei Unentschieden in der Liga (1:1 und 2:2), sowie das dramatische 3:2 im DFB-Pokalviertelfinale gegeben hatte, erwartet der Leverkusener „auch für morgen ein spannendes Spiel“. Dass der treffsicherste Angreifer des Gegners, Serhou Guirassy zum Liga- und möglichen Champions-League-Rivalen nach Dortmund gewechselt ist, muss ihn kaum tangieren. Schließlich hatte der Neu-Borusse in den direkten Duellen mit der Werkself keinen seiner 30 Pflichtspieltreffer erzielt.

Im eigenen Offensiv-Lager wird Adam Hlozek fehlen. Der Nationalspieler konnte das tschechische EM-Aus in der Gruppenphase zwar nicht verhindern, weckte aber trotzdem Begehrlichkeiten. Zuerst sah es nach einem Wechsel in die englische Premiere League zu Leicester City aus. Dann funkte die TSG Hoffenheim dazwischen und dürfte den abschlussstarken 22-Jährigen, den Alonso immer wieder für seinen Trainingsfleiß lobte, für 18 Millionen Euro (plus Boni) verpflichten. „Adam hat die Erlaubnis für den Medizincheck“, kommentierte der Bayer 04-Coach den bevorstehenden Transfer kurz und knapp.

Vertragspoker geht weiter

Wo liegt die Zukunft von Leverkusens Innenverteidiger Tah?

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Alexander Wolf

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Ausführlicher wurde Senior Alonso im Fall „Robert Andrich“. Dessen Vertragsverlängerung, um zwei weitere Spielzeiten bis 2028, nannte er „total verdient“. „Nicht nur in der letzten Saison, vom ersten Tag hier, hatte er einen großen Einfluss“, lobte er den Sechser. „Rob hat große Entwicklungen in seiner Persönlichkeit, in seiner Leaderrolle, in seinem Fußball und in seiner Spielintelligenz gemacht“, fügte er in Richtung des Ex-Unioners an. Andrich sei an der Dhünn in den vergangenen drei Jahren zum Stammspieler, auch in der deutschen Nationalmannschaft gereift. Entgegen seinem früheren Sehnsuchtsort „Premiere League“ bezeichnete der 29-Jährige Leverkusen mittlerweile als „die absolut richtige Adresse.“ „Ich erlebe hier die erfolgreichste Zeit meiner Karriere und spüre, dass der Hunger der Mannschaft auch nach dieser besonderen Saison weiter groß ist.“ Worte, die sein Trainer vor dem ersten Pflichtspiel der Saison sehr gerne hören wird. Auch wenn Andrich und einigen Teamkollegen EM-bedingt noch „ein paar Prozent fehlen“, wollen sie für die eigenen Fans und ganz Fußballdeutschland im Supercup gleich ein Zeichen setzen. Ganz im Sinne von Alonso, dessen Fokus „weit weg vom Transfermarkt“ oder dem von Leverkusener und Stuttgarter Seite ankündigten Stimmungsboykott . Er könne die Meinung der Fans zur Kommerzialisierung des Fußballs verstehen, gab er zu Protokoll und ergänzte: „Aber für mich war und ist das immer ein sehr schönes Spiel. Eben das erste Spiel einer neuen Saison.“

Voraussichtliche Aufstellungen

Bayer 04 Leverkusen:Kovar; Tapsoba, Tah, Hincapie; Frimpong, Xhaka, Andrich, Grimaldo; Adli, Boniface, Wirtz.

VfB Stuttgart: Nübel; Stenzel, Rouault, Chabot, Krätzig; Karazor, Stiller, Silas, Diehl, Woltemade; Demirovic. —SR.: Stieler (Hamburg).