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Zweitliga-Winterkönig1. FC Köln verkündet frohe Botschaft zu Weihnachten

Lesezeit 5 Minuten
Auf dem Sprung zurück in die Bundesliga: Der 1. FC Köln ist nach der Hinrunde in der 2. Fußball-Bundesliga Tabellenführer.

Auf dem Sprung zurück in die Bundesliga: Der 1. FC Köln ist nach der Hinrunde in der 2. Fußball-Bundesliga Tabellenführer.

Der 1. FC Köln geht als Tabellenführer der 2. Fußball-Bundesliga in die Winterpause und hat ein Ziel bereits erreicht.

Christian Keller hielt nach dem wichtigen 1:0 beim 1. FC Kaiserslautern am Sonntag einen Moment lang inne und zog einen Vergleich, der allen Zuhören vor Augen führte, wie schnell sich die Welt des Fußballs in unterschiedliche Richtungen bewegen kann. „Natürlich ist dieses Weihnachten angenehmer als das vor einem Jahr“, sagte der Sportchef des 1. FC Köln, bevor er sich auf den Weg in den Schwarzwald machte, um dort das Weihnachtsgeschenk für seine Eltern aus 2023 einzulösen. „Wenn ich das nicht vor Heiligabend hinkriege, werde ich unter dem Baum verbannt. Es geht um einen Familienausflug, und dass das bislang nicht geklappt hat, liegt eher an mir es“, erklärte der 46-Jährige.

Weihnachten 2023 war für Keller mehr oder weniger ins Wasser gefallen, nachdem am 21. Dezember nicht nur die FIFA-Transfersperre endgültig festgestanden hatte, sondern der FC auch noch die Trennung von Trainer Steffen Baumgart bekanntgab. 2024 konnte der Geschäftsführer Sport nach dem „schönen Jahresabschluss“ erleichtert durchatmen und sich und dem Club ein paar besinnliche und fußballfreie Tage in Aussicht stellen: „Das Spiel in Kaiserslautern hat uns eine frohe Botschaft für Weihnachten vermittelt und gibt uns ein gutes Gefühl, wenn es am 3. Januar wieder losgeht. Dann haben wir zwei Wochen Zeit, um den nächsten sehr ambitionierten Gegner zu schlagen.“

Entscheidender als Platz eins ist für mich, dass der Sieg uns auf über 30 Punkte geführt hat.
Christian Keller, Sportchef 1. FC Köln

Der FC kann mit breiter Brust zum Rückrundenstart zum Tabellendritten Hamburger SV anreisen, der drei Punkte hinter den Kölnern liegt. Den Geißböcken ist es als einzigem Zweitligist gelungen, in der Hinrunde mehr als 30 Punkte zu sammeln. „Entscheidender als Platz eins ist für mich, dass der Sieg uns auf über 30 Punkte geführt hat. Das war unser Ziel“, gab Christian Keller preis, was bislang nicht bekannt war.

Management und sportliche Leitung hatten angesichts der mental angeschlagenen und weitgehend zusammengebliebenen Abstiegsmannschaft offensichtlich mit einer komplizierten Hinrunde gerechnet und die 30-Punkte-Marke nach 17 Spielen anvisiert, um nicht schon zu Weihnachten im Rennen um den Aufstieg hoffnungslos abgeschlagen zu sein. Mithilfe von schlagkräftigen Wintertransfers sollten dann in der Rückrunde die beiden Aufstiegsplätze angegriffen werden.

Bei den Kölnern hat sicher niemand damit gerechnet, dass 31 Punkte nach 17 Spielen zur Tabellenführung reichen und die Geißböcke es nun selbst in der Hand haben, den Ton im Kampf um die Rückkehr in die Bundesliga anzugeben. Der FC kann mit Siegen in Hamburg und danach im Heimspiel gegen Elversberg seinen Vorsprung gleich in den ersten beiden Rückrundenpartien festigen und sogar ausbauen.

Eine Ausgangsposition, die die Geißböcke in erster Linie ihrer defensiven Stabilität zu verdanken haben. Marvin Schwäbe musste nach seiner Rückkehr ins FC-Tor in sieben Zweitligaspielen nur drei Gegentore hinnehmen. Die resultierten aus einem Standard und einem Eigentor beim 2:2 gegen Hannover und dem haltbaren Weitschuss des Ex-Kölners Jens Castorp beim 3:1-Heimsieg gegen den 1. FC Nürnberg.

Siegertypen: Dominique Heintz, Torwart Marvin Schwäbe und Dejan Ljubicic (vl.n.r.) nach dem 1:0 des 1. FC Köln in Kaiserslautern.

Siegertypen: Dominique Heintz, Torwart Marvin Schwäbe und Dejan Ljubicic (vl.n.r.) nach dem 1:0 des 1. FC Köln in Kaiserslautern.

Auswärts hat Schwäbe noch keinen Treffer kassiert und mit dem Team mit vier 1:0-Siegen in Serie einen Clubrekord aufgestellt. „Jeder hat alles reingehauen und alles weg verteidigt. Was wir da für eine Motivation an den Tag legen, ist Extraklasse. So gewinnen wir gerne immer 1:0“, sagte Schwäbe nach dem ersten Kölner Sieg auf dem Betzenberg seit 2012 und stellte weitere Erfolge in Aussicht: „Wenn wir schauen, wo wir vor zehn Wochen standen, sehen wir jetzt, wo wir hinkönnen. Wir haben uns bewiesen, was in uns steckt.“

Sechs Siege ohne Gegentor in neun Pflichtspielen können kein Zufall sein. Der FC hat mit der Umstellung auf Dreierkette sowie der Hereinnahme der erfahrenen Schwäbe und Dominique Heintz eine defensive Sicherheit gefunden, die die Grundlage für 19 Punkte aus sieben Zweitligaspielen bildet und der Mannschaft auch in Kaiserslautern das Gefühl gab, dass ein Tor zum Sieg reicht.

Wir dürfen uns nicht ausruhen, sondern müssen den Standard weiter nach oben treiben.
Gerhard Struber, Trainer 1. FC Köln

Die Lauterer hatten in der zweiten Hälfte nur einen Hochkaräter, den Schwäbe gegen Jannik Mause entschärfte (58.). Es fühlte sich trotz weniger Ballbesitzes eher so an, als würde der FC höher führen und der Sieg nicht mehr in Gefahr geraten können. Der gute Zusammenhalt des Teams bildet sich auch darin ab, dass die Ausfälle der etatmäßigen Innenverteidiger Heintz und Julian Pauli ebenso wenig ins Gewicht fielen wie das Fehlen von Torjäger Tim Lemperle oder die Auswechslung des gelb-rot-gefährdeten Siegtorschützen Dejan Ljubicic zur Pause.

„In Summe ein verdienter Sieg“, urteilte Gerhard Struber zu Recht. Der FC-Trainer sieht seine Mannschaft im Meisterschafts-Marathon auf dem richtigen Weg, das Ziel Aufstieg auch erreichen zu können: „Die Jungs sind bereit, alles zu investieren, um die Punkte zu holen. Wir brauchen Widerstandsfähigkeit und auch da hat die Mannschaft den Rucksack der vergangenen Saison mehr und mehr ablegen können“, lobte der 47-Jährige und mahnte: „Es ist ein hartes Rennen und im Moment sind wir ganz vorne. Aber wir dürfen uns nicht ausruhen, sondern müssen den Standard weiter nach oben treiben.“ Womit Struber die passende Botschaft für die Zeit nach Weihnachten formuliert hatte.