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Zweite Fußball-Bundesliga1. FC Köln spielt beim kleinsten Club der Liga

Lesezeit 4 Minuten
Das im Umbau befindliche Stadion der SV Elversberg an der Kaiserlinde aus der Luft gesehen. Im Vordergrund ist die abgerissene Westtribüne zu sehen.

Das im Umbau befindliche Stadion der SV Elversberg an der Kaiserlinde aus der Luft gesehen. Im Vordergrund ist die abgerissene Westtribüne zu sehen.

Der 1. FC Köln tritt am Samstag bei der SV 07 Elversberg an. Die Saarländer sind der kleinste Club der 2. Fußball-Bundesliga.

Wer Elversberg in die Suchmaschinen des World Wide Web eingibt, erfährt erst einmal wenig über das 7900 Einwohner-Örtchen im Saarland — aber gleich einiges über die Sportvereinigung 07 Elversberg. Tatsächlich hat das 1852 als Kolonisten-Siedlung der Kohlengrube Heinitz gegründete Städtchen auch nicht viel mehr zu bieten als seinen Fußball-Club. Es gibt ein Heimatmuseum und den Gänselieselbrunnen, aber nicht einmal einen Bahnhof. Wer zu einem Spiel des Zweitligisten reist, muss dies mit dem eigenen PKW oder mit dem Bus aus dem 15 Kilometer entfernten Saarbrücken tun.

Der 1. FC Köln wird am kommenden Samstag genau diesen Weg nehmen, um vom am Freitag bezogenen Hotel in der Landeshauptstadt aus um 13 Uhr im Stadion an der Kaiserlinde auf dem Platz zu stehen. Dann geht es am zweiten Spieltag gegen den unscheinbarsten Club der Zweiten Fußball-Bundesliga und darum, nach dem 1:2 im Heimspiel gegen den Hamburger SV einen Fehlstart in die Saison 204/25 zu verhindern.

Stadion an der Kaiserlinde befindet sich im Um- und Ausbau

Knapp 10.000 Zuschauer fasst das kleinste Stadion der Liga, das sich im Um- und Ausbau befindet, um die Auflagen für eine Zweitliga-Arena zu erfüllen. 15.000 Zuschauer muss das Fassungsvermögen mindestens betragen und alle Tribünen müssen überdacht sein. Aktuell bauen die Elversberger eine neue Westtribüne, die ab der Rückrunde 3500 Stehplätze zusätzlich zur Verfügung stellen soll.

Mit dem Aufstieg der Elversberger in der Saison 2022/23 war aber nun auch wirklich nicht zu rechnen. Das von Ex-Profi Horst Steffen seit 2018 trainierte Team hatte nach acht Jahren in der Regionalliga in der Spielzeit 2021/22 gerade erst den Wiederaufstieg in die 3. Liga geschafft, warf dann in der ersten Runde des DFB-Pokals Bundesligist Bayer 04 Leverkusen sensationell mit 4:3 aus dem Wettbewerb und marschierte anschließend durch bis in die 2. Liga. Doch damit nicht genug: Der Zweitliga-Neuling schloss die vergangene Saison mit 43 Punkten auf Platz elf und damit elf Zähler vor dem Relegationsplatz 16 ab. Die Elversberger waren gekommen, um zu bleiben.

Der Erfolg kam mit Nils-Ole Book und Horst Steffen

Das Wunder aus dem kleinen Örtchen im Saarland findet also seine Fortsetzung. Baumeister des sportlichen Erfolgs ist neben Horst Steffen Nils-Ole Book. Der ehemalige Zweit- und Drittligaspieler (zuletzt Wehen Wiesbaden) heuerte 2017 als Nachwuchs-Scout in Elversberg an und rückte 2018, als auch Steffen kam, auf den Posten des Sportdirektors. Im Sommer ist mit Maik Frantz ein weiterer Ex-Profi zu dem Projekt gestoßen. Frantz, der für den 1. FC Saarbrücken, den 1. FC Nürnberg, den SC Freiburg und Hannover 96 gespielt hat, übernimmt den neu geschaffenen Posten als Leiter Entwicklungen.

Das nötige Geld für einen Zweitliga-Kader besorgt Hauptsponsor ursapharm. Der 1974 von vier Apothekern, darunter Albrecht Holzer, in Saarbrücken gegründete Pharma-Konzern wird aktuell von Frank und Dominik Holzer geführt. Senior Frank war lange Präsident der SV Elversberg und sitzt mittlerweile im Aufsichtsrat. An der Spitze des Clubs und seines siebenköpfigen Präsidium steht Junior Dominik und das Stadion an der Kaiserlinde trägt den Namen des Unternehmens.

SV Elversberg zählt nur 2600 Mitglieder

Die SV 07 Elversberg schreibt neben Clubs wie dem FC Heidenheim eine dieser Geschichten des Fußballs, in der Fleiß, kontinuierliche Arbeit und Stabilität zum Erfolg führen. Die Saarländer messen sich in dieser Saison mit Hertha BSC Berlin, dem HSV, Fortuna Düsseldorf, Schalke 04 und dem 1. FC Köln. Da treffen jedes Mal Welten aufeinander.

Der FC zählt knapp 140.000 Mitglieder, der SVE kommt auf 2600. Der Marktwert des Kölner Kaders beträgt etwa 70 Millionen Euro, der der Elversberger 13,5 Millionen Euro. 150.000 Zuschauer sahen vergangene Saison die 17 Zweitliga-Heimspiele des Aufsteigers. Eine Zahl, die der FC schon nach drei Spielen erreicht hat.

Das alles wird aber am Samstag ab 13 Uhr wieder einmal nicht zählen. In der Tabelle hat Elversberg nach dem 0:0 am ersten Spieltag einen Punkt mehr als die Geißböcke und wie unbequem die Saarländer zu spielen sind, musste in den beiden vergangenen Jahren nicht nur Bayer Leverkusen erfahren.