Nach der Klatsche in Darmstadt stehen die Geißböcke in der Pflicht, eine Reaktion zu zeigen. Dabei helfen soll ein Rückkehrer.
Wichtiges Heimspiel gegen SC PaderbornWie FC-Trainer Gerhard Struber mit dem Druck umgeht
Gerhard Struber ist lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass bei einer Gefährdung der Saisonziele oftmals der Trainer ins Zentrum der Kritik gerät. Als der Österreicher am Mittwoch gefragt wurde, ob er nach dem 1:5-Debakel beim SV Darmstadt 98 nun besonderen Druck verspüre, gab er sich nach außen recht gelassen. „Ich bin Fußballtrainer. Dass man in dieser Aufgabe Druck unterliegt, ist normal. Zudem bin ich beim 1. FC Köln tätig, einem Club, bei dem es eine gewisse Art von Normalität ist, dass man unter Druck steht. Den gibt's, den brauche ich auch ein Stück weit. Denn es geht um Ergebnisse und Leistung“, sagte Struber und versicherte: „Wir können den omnipräsenten Druck gut händeln.“
Ob dem tatsächlich so ist, wird das enorm wichtige Heimspiel am Freitag (18.30 Uhr, Sky) gegen den SC Paderborn beantworten. Nach dem Zusammenbruch am Böllenfalltor, dem Krisensitzungen in der Mannschaft gefolgt waren, ist der vermeintliche Aufstiegsfavorit gefordert, eine Reaktion zu zeigen. „Wie uns die Aufarbeitung gelungen ist, werden wir ein Stück weit am Freitag sehen“, weiß Gerhard Struber.
Ein Sieg gegen die gut gestarteten Ostwestfalen ist zwingend erforderlich, um den Sieben-Zähler-Rückstand auf den zweiten Aufstiegsplatz und die Unruhe im Umfeld nicht noch größer werden zu lassen. „Wir haben das Spiel gegen Darmstadt sehr intensiv miteinander besprochen, damit wir so ein Spiel nicht noch einmal ablegen. Die Jungs waren sehr, sehr selbstkritisch und wussten, dass vieles nicht so geklappt hat, wie wir uns das vorgestellt haben“, berichtete Struber.
Bei der Analyse der dritthöchsten Niederlage in der Zweitliga-Historie der Geißböcke legte der 47-Jährige ebenso Wert auf Ausgewogenheit. „Wir haben eine sehr gute Balance gefunden. Wir haben die Dinge sehr kritisch beim Namen genannt und gleichzeitig Energie entwickelt für dieses sehr schwierige Spiel gegen Paderborn“, erklärte Gerhard Struber, der ganz bewusst „keine Parolen heraushauen“ wollte. „Es geht darum, die Dinge weiterzuentwickeln und dabei kritisch zu sein.“
Einmal mehr bat der Österreicher um Geduld: „Wir spielen mit einer sehr jungen Mannschaft in einer Liga, die ungemein fordert. Gleichzeitig gibt es Wellenbewegungen bei der Entwicklung unserer Mannschaft. Wir dürfen nicht in Aktionismus verfallen oder in eine Trauerstimmung“, forderte Struber, der damit außer Acht ließ, dass erfahrene Kräfte wie Kapitän Timo Hübers in Darmstadt zu den schwächsten Akteuren auf dem Platz zählten.
Unabhängig davon zeigte der FC-Trainer Verständnis für die auffällig harte Kritik („Desolat, bodenlos, fürchterlich, enttäuschend“), die der ebenfalls in Bedrängnis geratene Sportchef Christian Keller nach dem Tiefschlag in Darmstadt geäußert hatte. „Dass Christian Keller nach dem Spiel schwer enttäuscht war, das ist doch klar. Das liegt in der Natur der Sache. Dass es dann auch mal zu solchen Äußerungen kommt, dafür habe ich Verständnis, weil es einfach ein richtig schlechtes Spiel war. Da gibt es keine zweite Meinung“, sagte Struber, der aber ebenso appellierte, „die Dinge sehr optimistisch anzugehen“. Das Duell gegen „bärenstarke“ Paderborner betrachtet der Österreicher daher in erster Linie als Chance für eine „sehr starke Reaktion“, die auch Thomas Kessler als Leiter der Lizenzabteilung einfordert: „Wir haben sehr viele Gespräche geführt und sehr gut trainiert. Jetzt gilt es, am Freitag ein anderes Gesicht zu zeigen. Wir wollen die Leute wieder auf unsere Seite ziehen.“
Ob dieses Unterfangen mithilfe einer Systemumstellung gelingen soll, ließ Gerhard Struber zwei Tage vor dem Spiel offen. „Ich bin ein Fan von mehreren Systemen. Es ist wichtig, dass man variabel ist als Trainer“, hielt sich der Österreicher, der bereits seit Dienstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainieren lässt, bedeckt. Gleichwohl ließ Struber durchblicken, dass wohl keine fundamentalen Änderungen zu erwarten sind: „Basteln tue ich daheim mit meinen Kindern, aber nicht so sehr mit meiner Mannschaft. Wir haben etwas entwickelt und wollen stabiler werden.“
Bei dieser Aufgabe steht Dejan Ljubicic nach seiner Mandel-Operation erstmals wieder zur Verfügung. Der Mittelfeldspieler sei „fit und ready“, gab Gerhard Struber grünes Licht für das Comeback seines Landsmannes. Bei Mark Uth steht indes zur Diskussion, ihm durch einen erneuten Einsatz im Regionalligateam am Freitag gegen den MSV Duisburg weitere Spielzeit zu verschaffen. Bei dem verletzungsgeplagten Techniker sehe es „immer besser aus, dass er bald in unserem Kader zurück ist. Er kann die Intensität mitgehen und zeigt wenig Reaktion“, sagte Struber. Was immerhin zwei erfreuliche Nachrichten sind in diesen wieder einmal frustrierenden Tagen am Geißbockheim.