Der 1. FC Köln lässt bei der 1:2-Heimniederlage gegen den SC Paderborn die erforderliche Reaktion vermissen.
Gellende Pfiffe nach nächstem Tiefschlag1. FC Köln verliert nach schwacher Offensivleistung auch gegen Paderborn
Als die Spieler des 1. FC Köln nach dem Schlusspfiff den Gang zur Südkurve antraten, schlug ihnen ein gellendes Pfeifkonzert entgegen. Die Geduld der leidgeprüften Anhänger des Bundesliga-Absteigers ist aufgebraucht, nach der 1:2 (0:0)-Heimpleite am Freitagabend gegen den SC Paderborn ist die Stimmung rund um den einstigen Zweitliga-Aufstiegsfavoriten endgültig gekippt. In die Pfiffe mischten sich immer wieder „Keller raus“-Rufe. Sportchef Christian Keller, den viele Fans als Hauptschuldigen für die neuerliche Krise ausgemacht haben, gerät damit zunehmend unter Druck.
„Wir haben uns zweimal zu weit hinten reindrängen und die nötige Entschlossenheit vermissen lassen. Trotzdem kann man so ein Spiel auch mal über die Zeit retten. Das haben wir nicht geschafft“, kritisierte Kapitän Timo Hübers. Nach der Führung durch Jan Thielmann (66.) hatte der eingewechselte Sven Michel (76., 80.) per Doppelschlag für die Wende gesorgt, weshalb der Kölner Rückstand auf die Aufstiegsplätze nach Abschluss des zehnten Spieltags auf satte zehn Punkte anwachsen könnte.
Struber wählt ohne Erfolg einen defensiveren Ansatz
Drei Tage lang hatte Gerhard Struber hinter verschlossenen Türen trainieren lassen. Umso größer war die Spannung, in welcher Form der FC-Coach auf das 1:5-Debakel von Darmstadt reagieren würde. Heraus kamen – recht überschaubare – Änderungen in taktischer und personeller Art. Zum einen stellte Struber von einem 4:2:2:2-System auf eine 4:2:3:1-Grundordnung mit Denis Huseinbasic als zweitem defensiven Mittelfeldspieler neben Eric Martel um. Ziel war es, der Zentrale wieder Stabilität zu verleihen.
Zum anderen veränderte der Österreicher seine Startelf an zwei Stellen. Betroffen war einmal mehr die problematische Rechtsverteidigerposition, auf der Struber auch im vierten Spiel in Folge rotierte. Diesmal erhielt Jan Thielmann eine weitere Bewährungschance, Rasmus Carstensen wanderte auf die Bank. Zudem feierte Dejan Ljubicic nach überwundener Mandel-Operation seine Startelf-Rückkehr. Der 27-Jährige bekleidete die rechte Außenbahn. Im Gegenzug rückte Tim Lemperle eine Position nach vorne und bildete in Abwesenheit des kurzfristig erkrankten Damion Downs die einzige Sturmspitze.
Erste Pfiffe von den Rängen bereits in der ersten Halbzeit
Die Kölner begannen hoch pressend mit optischen Vorteilen. Nach einer Ecke von Leart Pacarada landete der Ball vor den Füßen von Ljubicic, der das Spielgerät aus fünf Metern nicht richtig traf (2.). In der zehnten Minute ging allerdings erstmals ein Raunen durch Müngersdorf. Ein vermeintlich harmloser Schlag aus dem Halbfeld sorgte für Konfusion in der Kölner Viererkette. Julian Pauli ließ den Ball passieren, so dass der 17-jährige Startelf-Debütant Luis Engelns frei zum Abschluss kam. Der Heber strich über den Querbalken.
Fortan wurden die Gäste aktiver und hielten den FC durch längere Ballbesitzphasen fern vom Tor. Die Kölner taten sich äußerst schwer, aus dem Spiel heraus gefährlich zu werden. Es passte zum Kölner Vortrag, dass auch die zweite Möglichkeit des FC aus einem ruhenden Ball resultierte. Der ansonsten unauffällige Linton Maina flankte auf Eric Martel, der am Fünfmeterraum freistand. Felix Götze klärte in höchster Not (23.). Auf der Gegenseite war es erneut ein langer Schlag, der die Kölner Hintermannschaft ins Schwimmen brachte. Ilyas Ansah legte am zweiten Pfosten auf Filip Bilbija, der aus kurzer Distanz am hervorragend reagierenden Jonas Urbig scheiterte (37.).
FC geht durch Thielmann aus dem Nichts in Führung
Der Südkurve war die auf Sicherheit bedachte Vorstellung der Struber-Elf zu wenig. Nach nur 37 Minuten schallte „Wir woll'n euch kämpfen sehen“ durchs Stadion, zur Pause folgten die ersten laute Pfiffe ob der Kölner Ideenlosigkeit. Struber reagierte auf die uninspirierte Angriffsleistung mit einem Pausenwechsel. Luca Waldschmidt, der wie viele Kölner Offensivspieler ohne Aktion geblieben war, musste in der Kabine bleiben. Für ihn kam Sargis Adamyan in eine Partie, die weiter reichlich Sand im Getriebe hatte. Das Geschehen schleppte sich 20 Minuten vor sich hin, ehe der FC aus dem Nichts in Führung ging. Eine abgewehrte Ecke landete bei Thielmann, der aus dem Hinterhalt per Aufsetzer traf (66.).
Doch auch das 1:0 verlieh den Hausherren nicht die nötige Sicherheit. Nach nur zehn Minuten war die Führung dahin. Michel schob nach einem verunglückten Klärungsverusch von Hübers ins lange Eck ein. Weitere vier Minuten später hatte Paderborn die Partie dann komplett gedreht. Nach einem Fehlpass von Pauli standen Hübers und Thielmann im eigenen Sechzehner nicht richtig, weshalb erneut Michel vollstrecken konnte und die Kölner in eine tiefe Krise stürzte.
„Wir wollten ein Stück weit kompakter auftreten und haben in der ersten Halbzeit kaum etwas zugelassen. Nach der Führung haben wir den Gegner durch individuelle Schnitzer eingeladen zurückzukommen. Dass wir das Spiel so weggeben haben, war nicht die Reaktion, die ich mir erhofft hatte“, analysierte Struber, der einräumte: „Wenn man sich die Ergebnisse anschaut, werden wir unserem Anspruch in keinster Weise gerecht. Dieser Moment bedeutet für uns eine große Prüfung. Das ist ein richtig dickes Brett.“ Sportchef Keller zeigte derweil Verständnis für den Unmut der Fans: „Wenn ich Fan wäre, würde mir das Herz auch bluten.“
1. FC Köln: Urbig; Thielmann, Hübers, Pauli (84. Heintz), Pacarada; Huseinbasic (85. Kainz), Martel; Ljubicic (63. Olesen), Waldschmidt (46. Adamjan), Maina; Lemperle (76. Tigges). – SC Paderborn: Schubert; Hoffmeier (46. Scheller), Götze, Brackelmann; Engelns (82. Kinsombi), Bilbija (71. Michel), Castaneda, Obermair; Kostons (71. Bravo Sanchez), Zehnter, Ansah (71. Grimaldi). – SR.: Lechner (Neuburg). – Zuschauer: 50.000 (ausverkauft). – Tore: 1:0 Thielmann (66.), 1:1 Michel (76.), 1:2 Michel (80.).