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Interview

Luca Waldschmidt gelobt Steigerung
„Das will ich zurückgeben“

Lesezeit 7 Minuten

Will durch Leistung vorangehen: FC-Offensivmann Luca Waldschmidt.

Luca Waldschmidt spricht im Interview über sein missglücktes erstes Jahr beim 1. FC Köln und das Ziel Wiederaufstieg

Luca Waldschmidt ist zurück im Training des 1. FC Köln. Nach mehr als einwöchiger Pause stand der Offensivspieler am Dienstag im Trainingslager in Bad Waltersdorf erstmals wieder mit dem Team auf dem Platz. Tobias Carspecken unterhielt sich mit dem 28-Jährigen, der sich in der Lobby des Mannschaftshotels als selbstkritischer Gesprächspartner präsentierte.

Herr Waldschmidt, wie geht es Ihnen?

Viel besser. Es war nichts Akutes, sondern den hohen Belastungen der vergangenen Wochen geschuldet. Ich hatte ein paar Wehwehchen. Nach meiner Verletzung (Waldschmidt hatte sich in der Rückrunde das Wadenbein angebrochen; Anm. d. Red.) wollten wir kein Risiko eingehen, damit ich gut aus der Vorbereitung rauskomme. Davor konnte ich alles mitmachen. Spätestens bis zum Saisonstart werde ich wieder voll einsatzfähig sein.

Es läuft die fünfte Woche unter dem neuen FC-Trainer Gerhard Struber. Wie ist Ihr Eindruck?

Sehr positiv. Sowohl, was das Persönliche betrifft, als auch, was die Arbeit auf dem Platz angeht. Er strahlt eine große Energie aus. Wir trainieren sehr intensiv, gerade in den Abläufen, damit wir gegen und mit dem Ball Struktur haben und jeder weiß, was er zu tun hat. Im Trainingslager wollen wir uns jetzt den letzten Schliff abholen, um zu sehen: Was funktioniert bereits und woran müssen wir noch arbeiten?

Wie ist Gerhard Struber im persönlichen Umgang?

Er ist sehr kommunikativ und führt relativ häufig Einzelgespräche, gerne auch einfach im Vorbeigehen. Es ist wichtig, eine gemeinsame Ebene zu finden. Das bekommt er sehr gut hin.

Ich fühle mich hier wohl und habe Sympathien für den FC. Das will ich zurückgeben. Mir ist es wichtig, meinen Teil zu einer erfolgreichen Phase beizutragen.
Luca Waldschmidt

Auf was legt er als Trainer besonders Wert?

Er gibt ganz klar vor, dass es in jedem Training um Vollgas geht, damit wir uns verbessern. Neben dem Platz ist ihm ein entspanntes, lockeres Miteinander wichtig, aber sobald es auf den Platz geht, soll wieder der volle Fokus da sein. Das ist ein guter Mix.

Stellt er hohe Ansprüche?

Er ist sehr klar in dem, was er von uns haben und sehen will. Wenn es mal anders läuft, gibt er uns direkt ein Feedback, häufig noch in der Übung selbst.

Wie Ex-FC-Trainer Steffen Baumgart setzt auch Gerhard Struber auf Pressingfußball. Gibt es dennoch System-Unterschiede?

Die Prinzipien sind klar: Wir wollen hohe Ballgewinne haben und mit hoher Intensität agieren, das ist ähnlich zu Steffen. Vieles überschneidet sich. Es geht eher um Details, wer wie und wo agiert.

Welche Aufgaben kommen in dem System auf Sie als Offensivmann zu?

Die meiste Zeit habe ich bislang auf der Zehn hinter den Spitzen gespielt. Dort muss ich die gegnerischen Sechser im Griff haben. Unser Ziel ist es, dass wir wenig Bälle durchs Zentrum zulassen. Nach vorne wollen wir ein gutes Gerüst aufbauen, damit der Gegner die Bälle eher nach außen spielt und wir dann dort unsere Auslöser finden.

Nach dem Abstieg haben Sie einen festen, bis 2027 laufenden Vertrag in Köln unterschrieben. Wo soll es in dieser Zeit mit dem FC hingehen?

Schnellstmöglich zurück in die Erste Liga. Das ist ganz klar, da gibt es auch kein Wenn und kein Aber.

Nach dem Ende der Leihvereinbarung mit dem VfL Wolfsburg hatte es danach ausgesehen, dass Sie den FC verlassen. Wie ist es zu der Kehrtwende gekommen?

Es hat tatsächlich eine Weile gedauert. Wir haben viele Gespräche geführt. Für mich war es wichtig, die Situation in der Sommerpause mit etwas Abstand aus der Ferne neutral zu bewerten. Was – egal, wie die Entscheidung ausgefallen wäre – klar ist: Ich fühle mich hier wohl und habe Sympathien für den FC. Das will ich zurückgeben. Mir ist es wichtig, meinen Teil zu einer erfolgreichen Phase beizutragen.

Ich bin ja nicht gekommen, um nach einem Jahr zu sagen: So, das war es jetzt, schon gar nicht nach dem Abstieg.
Luca Waldschmidt

Geht es also auch darum, etwas geradezubiegen?

In gewisser Weise schon. Ich bin ja nicht gekommen, um nach einem Jahr zu sagen: So, das war es jetzt, schon gar nicht nach dem Abstieg.

Sie blicken auf zwei schwierige Jahre in Wolfsburg und Köln zurück. Durchlaufen Sie die komplizierteste Phase Ihrer bisherigen Karriere?

Das erste der beiden Jahre in Wolfsburg ist mit Sicherheit das, auf das ich am unliebsten zurückblicke. Dennoch weiß ich nach wie vor, was ich kann. Wenn ich mein Potenzial abrufe, dann spiele ich – und dann spiele ich auch gut.

Warum haben Sie Ihr vorhandenes Potenzial beim FC bislang nicht regelmäßiger auf den Platz bekommen?

In der Hinrunde habe ich viele Spiele gemacht. Das Niveau war zwar nicht sehr gut, aber zumindest vernünftig. Ich hatte viele Abschlüsse. Was am Ende gefehlt hat: Und den Anspruch habe ich an mich – und das weiß ich auch, ich hätte mehr Bälle reinmachen können. Die Rückrunde lässt sich dann nicht mehr so richtig bewerten. Ich bin aus einer dreimonatigen Verletzung gekommen. Dann brauchst du einfach die Zeit, um wieder in den Rhythmus zu kommen und die absolute Spielfitness zu erlangen. Man darf auch nicht vergessen, dass wir von Beginn an in der Krise waren. Das war kein einfaches Gesamtkonstrukt.

Welche Ziele stecken Sie sich für die Zweite Liga?

Tore und Assists – das ist das, womit ich der Mannschaft am meisten helfen kann. Die Dinger, die ich auf dem Fuß habe, will ich verwerten. Mir ist es wichtig, gesund zu bleiben. Das war letzte Saison der Knackpunkt.

Leistung ist immer die größte Führung, die man einer Mannschaft geben kann. Es bringt niemandem etwas, wenn jemand viel redet, aber nicht gut spielt. In der kommenden Saison will ich mein Potenzial wieder regelmäßiger abrufen.
Luca Waldschmidt

Wie lässt sich das letztjährige Defizit in der Führungsstruktur der Mannschaft ohne externe Neuzugänge beheben?

Wichtig ist, miteinander im Austausch zu sein und die Meinung, die man hat, zu äußern – auch wenn sie dem anderen nicht unbedingt passen mag. Das erzeugt Reibung und ist wichtig für die Basis, um eine gute Mannschaftschemie herzustellen. Wenn jeder immer lieb und nett ist, dann ist das zwar schön. Aber damit gewinnt man keine wichtigen Spiele. Jeder sollte wissen: Es geht immer nur um die Sache, nicht um Persönliches. In der Kreisliga würde man nach einem Konflikt ein Bier zusammen trinken – und die Sache wäre abgehakt. Bei uns Profisportlern ist es zwar nicht das Bier, aber das Prinzip ist das gleiche.

Wollen Sie mehr Führung übernehmen?

Leistung ist immer die größte Führung, die man einer Mannschaft geben kann. Es bringt niemandem etwas, wenn jemand viel redet, aber nicht gut spielt. In der kommenden Saison will ich mein Potenzial wieder regelmäßiger abrufen.

Wie sehen Sie den FC personell aufgestellt?

Es spricht für den Verein und die Identifikation der Jungs, dass am Ende die meisten Spieler geblieben sind. Wir haben eine gute Truppe zusammen. Wir kennen uns, jeder kann den anderen einschätzen. Daher können wir selbstbewusst in die Runde gehen.

Auf was kann sich der FC in der Zweiten Liga einstellen?

Es ist davon auszugehen, dass wir gerade in den Heimspielen mehr Ballbesitz haben werden und die Gegner abwartender agieren. Dafür braucht es Lösungen. Sie zu finden, ist am Ende die größte Herausforderung. Wir brauchen eine gute Balance zwischen Offensive und Defensive. Das ist die Aufgabe, der wir uns stellen müssen.

Mit Florian Kainz und Max Finkgräfe fallen allerdings zwei wichtige Spieler länger aus.

Da müssen wir nicht drum herumreden: Die Ausfälle sind nicht gut für uns, weil beide Jungs Qualität reinbringen. Dennoch sehe ich uns gut besetzt, auf vielen Positionen sogar doppelt auf gutem Niveau. Das heißt für uns, dass jeder, der reinrutscht, seine Aufgaben erledigen und Leistung bringen muss.

Der Saisonstart steht vor der Türe. Wie blicken Sie dem Auftakt am 2. August gegen Ihren Ex-Club Hamburger SV mit den ehemaligen Kölnern Steffen Baumgart und Davie Selke entgegen?

Das ist ein unfassbar cooles Spiel, dazu auch noch an einem Freitagabend. Nicht nur ich, auch viele andere in Fußball-Deutschland freuen sich riesig auf dieses Duell.