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„Das wahre Gesicht zeigen“Jusuf Gazibegovic will mit dem 1. FC Köln deutlich zulegen

Lesezeit 4 Minuten

Dank an die mitgereisten FC-Fans: Neuzugang Jusuf Gazibegovic im Hamburger Volksparkstadion.

Der Neuzugang zeigt sich nach der Niederlage des 1. FC Köln beim Hamburger SV selbstkritisch und erklärt, was im ersten Heimspiel des Jahres gegen die SV Elversberg besser werden muss.

Im Volksparkstadion waren gerade mal sechs Minuten gespielt, als Jusuf Gazibegovic sich selbst seiner Stärken beraubte. Der neu verpflichtete Abwehrspieler ließ sich gleich in seiner ersten Aktion im Trikot von Fußball-Zweitligist 1. FC Köln zu einem taktischen Foul hinreißen, für das er von Schiedsrichter Christian Dingert mit der Gelben Karte verwarnt wurde. Nach einem abgewehrten Eckstoß hatte Immanuel Pherai den Ball an Gazibegovic vorbeigelegt, um einen Konter für den Hamburger SV einzuleiten. Der Winterzugang von Sturm Graz unterband das drohende Unheil, indem er seinen Gegenspieler zu Boden riss. „Wenn ich mir das jetzt anschaue, verstehe ich es immer noch nicht. Wir sind 80 Meter vom Tor entfernt. Er (Pherai) legt sich den Ball 20 Meter vor, Luca (Waldschmidt) steht hinter mir und hat den Ball. Das habe ich nicht so verstanden“, beklagte sich Gazibegovic nach dem Abpfiff darüber, gleich für seine erste Regelwidrigkeit bestraft worden zu sein.

Die letzte halbe Stunde hatte der Nationalspieler Bosnien-Herzegowinas nur noch von der Seitenlinie aus verfolgt. Nach zwei weiteren Foulspielen wandelte Jusuf Gazibegovic am Rande der Gelb-Roten Karte. Trainer Gerhard Struber sah sich dazu gezwungen, den 24-Jährigen vorsichtshalber gegen Jan Thielmann auszutauschen, um die Partie nicht in Unterzahl zu beenden. An der verdienten 0:1-Niederlage des entthronten Herbstmeisters änderte das allerdings nichts mehr.

Ich glaube, dass wir unsere Philosophie am Anfang verlassen haben.
Jusuf Gazibegovic, FC-Zugang

Entsprechend enttäuscht blickte Jusuf Gazibegovic auf das verlorene Topspiel zurück, das seinem Namen nicht gerecht wurde. „Es war sicherlich mehr drin. Wir haben uns das anders vorgestellt. Es ist bitter am Ende“, bewertete der gebürtige Salzburger die schwache Darbietung der Kölner, denen es insbesondere in der ersten Halbzeit an der nötigen Intensität gefehlt hatte. „Ich glaube, dass wir unsere Philosophie am Anfang verlassen haben. Wir haben ein bisschen was vermissen lassen. Es war einfach nicht genug. Wir waren nicht entschlossen genug. Wir haben viele Fehler gemacht“, zählte Gazibegovic die Mängel im Auftritt der uninspirierten Geißböcke auf.

Auch an seine eigene Vorstellung hatte Jusuf Gazibegovoic andere Erwartungen gestellt. Als wesentlichen Grund dafür, dass er sein Leistungspotenzial noch nicht entfalten konnte, führte er die frühe Gelbe Karte an. Sie hatte zur Folge, dass der aus Grazer Zeiten für seine emotionale Spielweise bekannte Bosnier im Duell mit dem flinken Hamburger Außenbahnspieler Jean-Luc Dompé Vorsicht walten lassen musste. „Wenn du eine Gelbe Karte hast, ist es nicht einfach zu spielen. Natürlich hemmt dich das, vor allem gegen einen Spieler wie Dompé bei so viel Speed, Dynamik und Technik, die er hat. Man versucht trotzdem, aggressiv zu sein und ihm das Leben schwer zu machen“, beschrieb Gazibegovic die knifflige Ausgangslage, in der er sich ab der sechsten Spielminute befand.

Es sind noch viele Spiele zu spielen, da können wir unser wahres Gesicht zeigen.
Jusuf Gazibegovic

Der Winterzugang offenbarte in seinem ersten Pflichtspiel für den FC noch einige Anpassungsprobleme. Seine Passquote von nur 55 Prozent spiegelte Unsauberkeiten am Ball wider, die sich am Samstag allerdings wie ein roter Faden durch die fahrige Kölner Mannschaft zogen. Die noch verbesserungswürdige Abstimmung mit seinen neuen Kollegen dürfte auch damit zu tun haben, dass Gazibegovic in Graz als Rechtsverteidiger einer Viererkette eingesetzt wurde.

Der FC dagegen agierte in Hamburg einmal mehr aus einer Dreierkette heraus, vor der Gazibegovic als rechter Schienenspieler unterwegs war. „Es kann nur besser werden“, fasste Gazibegovic den verpatzten Jahresauftakt an der Elbe zusammen. Mit dem Abrutschen auf den Relegationsplatz hielt sich der Schaden dennoch in Grenzen. „Es ist das erste Spiel gewesen, wir müssen nach vorne schauen. Es sind noch viele Spiele zu spielen, da können wir unser wahres Gesicht zeigen.“

Etwas Schönes hatte das Gastspiel in Hamburg für den Neu-Kölner dann aber doch noch. „Es war richtig geil, vor so vielen Leuten zu spielen“, schwärmte Jusuf Gazibegovic von der Atmosphäre im mit 57.000 Zuschauern ausverkauften Volkspark. Am Samstag (13 Uhr, Sky) dürfte es ähnlich stimmungsvoll zugehen. Dann empfangen die Kölner vor wieder einmal vollem Haus ihren Verfolger SV Elversberg zu Gazibegovics Heimdebüt. Eine spannende Aufgabe nach dem Fehlstart ins neue Jahr.

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Auch Huseinbasic und Waldschmidt fehlen

Acht Spieler waren nicht an Bord, als der 1. FC Köln am Dienstagmittag im Franz-Kremer-Stadion mit der Vorbereitung auf das erste Heimspiel des Jahres gegen die SV Elversberg (Samstag, 13 Uhr/Sky) begann. Zu den bereits bekannten Ausfällen gesellten sich auch noch Denis Huseinbasic (Wadenprellung) und Luca Waldschmidt (erkrankt).

Weiterhin nicht einsatzfähig sind Torjäger Tim Lemperle (muskuläre Probleme), Julian Pauli (Spätfolgen einer Gehirnerschütterung), Mark Uth (Muskelverletzung), Mathias Olesen (Rückenverletzung) sowie die langzeitverletzten Luca Kilian und Jacob Christensen. Nach dem spannungslosen Auftritt beim Hamburger SV ließ Trainer Gerhard Struber bei der zweistündigen Einheit mit hoher Intensität ausschließlich Wettkämpfe auf dem Kleinspielfeld üben und trieb damit so manchen Akteur an die Belastungsgrenze. (tca)