Julian Pauli hat nicht nur eine spannende Vita, er überzeugt auch in der Gegenwart. Nun darf sich der Youngster berechtigte Hoffnungen auf Einsatzzeiten in der Innenverteidigung machen.
FC-Jungprofi Julian PauliAuf dem Weg zum Vorbereitungsgewinner
Wer Julian Pauli dieser Tage beobachtet, kann kaum glauben, dass er erst seit wenigen Wochen bei den Profis des 1. FC Köln mitmischt. Der 19-Jährige lässt keine Nervosität erkennen und passt sich in erstaunlichem Tempo den gestiegenen Anforderungen an. Es kam deshalb nicht von ungefähr, dass das Innenverteidiger-Talent in den jüngsten Testspielen gegen VV St. Truiden (3:0) und Viktoria Köln (3:3) der Startelf angehörte. Ein bemerkenswertes Zeichen rund zwei Wochen vor dem Saisonstart gegen den Hamburger SV.
„Julian hat in beiden Spielen unter Beweis gestellt, dass er ein ganz verlässlicher Partner für sein Team ist“, lobte Trainer Gerhard Struber die Auftritte des letztjährigen Kapitäns der Kölner U19. Gelingt es Pauli, die bisherigen Eindrücke auch im Trainingslager in Bad Waltersdorf zu bestätigen, könnte er zu einem Überraschungsgewinner der Saisonvorbereitung werden und früher als gedacht einen Platz im Zweitliga-Kader erobern. Struber macht keinen Hehl daraus, dass er vom Potenzial des 1,90 Meter messenden Youngsters überzeugt ist: „Ich traue Julian richtig viel zu. Möglicherweise macht er in dieser Saison den nächsten Schritt.“
Hinter dem gesetzten Timo Hübers erscheint der Kampf um einen Stammplatz in der Abwehrzentrale völlig offen. Sollte Gerhard Struber zwei gestandene Innenverteidiger bevorzugen, würde dies in Abwesenheit von Luca Kilian (Reha nach Kreuzbandriss) für Dominique Heintz (30) sprechen. „Ein erfahrener Spieler, der jederzeit neben Hübi agieren kann“, sagt der FC-Trainer über den 211-fachen Bundesliga-Profi. Mit Elias Bakatukanda hofft ein zweiter Youngster neben Julian Pauli auf den Durchbruch bei den Profis.
„Ele hat sich bis hier her sehr gut gezeigt. Er ist physisch schon sehr weit, hat Tempo und kann Dinge ablaufen“, nennt Struber die Vorzüge des 20-Jährigen. Derzeit erweist sich die Belastung für Bakatukanda allerdings als etwas zu hoch, weshalb er seit mehreren Tagen aufgrund von muskulären Problemen nur individuell trainieren kann. Ein Vorteil für Pauli, der seine Chance in den Testspielen zu nutzen wusste. Nikola Soldo (23) ist dagegen bereits aus dem Rennen ausgeschieden und für die Suche nach einem neuen Verein freigestellt.
Julian Pauli erlebt wiederum die spannendsten Monate seiner noch jungen Karriere. Im Juni wurde er vom 1. FC Köln mit einem langfristigen Profivertrag ausgestattet. „Julian bringt vieles mit, um ein richtig guter Innenverteidiger zu werden. Seine Robustheit, sein Tempo, seine Zweikampfstärke und allen voran auch seine Mentalität sorgen für viel positive Phantasie in seine weitere Entwicklung“, erklärte FC-Sportchef Christian Keller bei der Vertragsunterschrift. Nur einen Monat später ist Pauli drauf und dran, den ursprünglich vorgesehenen Schritt über die U21-Mannschaft zu überspringen. Die noch vorhandenen Verbesserungsmöglichkeiten im Aufbauspiel macht der Rechtsfuß über seine Stärken am Mann wett.
Ebenso spannend ist die Vita, die sich hinter Julian Pauli verbirgt. Er wurde in der Bankenmetropole London als Sohn zweier Deutscher geboren, der Vater war im Finanzbereich tätig. Neben der deutschen verfügt der 19-Jährige auch über die britische Staatsbürgerschaft, weshalb Pauli bei entsprechenden Leistungen auch für den englischen Verband interessant werden könnte. Im Alter von fünf Jahren zog Pauli mit seinen Eltern aus der britischen Hauptstadt nach Düsseldorf. Über den Nachwuchs von Fortuna Düsseldorf empfahl sich der Innenverteidiger für einen Wechsel zu Borussia Dortmund, wo seine Entwicklung jedoch ins Stocken geriet. Pauli stand am Scheideweg.
Daraus ergab sich – ähnlich wie bei FC-Linksverteidiger Max Finkgräfe – die Chance für den 1. FC Köln. Die Überzeugung der FC-Verantwortlichen war schon damals groß, dass Pauli ob seiner athletischen Voraussetzungen den Sprung nach oben schaffen würde. Der Wechsel nach Köln hat sich für ihn bislang als goldrichtig erwiesen. Mit der U19-Mannschaft gewann er 2023 den DFB-Juniorenpokal, es war der erste große Titel in seiner Laufbahn. „Die Stadt und der Club passen sehr gut zu mir“, erklärte der ehemalige deutsche U16-Nationalspieler, als er seinen ersten Profivertrag unterzeichnete; einhergehend mit dem Wunsch, „irgendwann im Rhein-Energie-Stadion auflaufen zu können“. Das klang vor einem Monat noch ziemlich weit weg. Und ist auf einmal so nah.