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Fazit zum Trainingslager1. FC Köln trotzt den Bedingungen

Lesezeit 4 Minuten

In der Startelf gesetzt: Sechser Eric Martel (l.) und Rechtsverteidiger Jan Thielmann.

Der Aufenthalt in Bad Waltersdorf ist nicht optimal verlaufen. Dennoch sieht sich der 1. FC Köln gerüstet für den Saisonstart.

Gerhard Struber wirkte zufrieden, als er zum Abschluss des Trainingslagers in Österreich die Saisonvorbereitung Revue passieren ließ. „Wir sind richtig eng mit der Mannschaft zusammengewachsen, haben ein gutes Vertrauen aufgebaut und einen Glauben in das, was wir jeden Tag tun“, resümierte der neue Trainer von Fußball-Zweitligist 1. FC Köln und schob versichernd hinterher: „Das spüre ich.“

Vor dem brisanten Auftakt am kommenden Freitag (20.30 Uhr, Sat.1 und Sky) gegen den von Ex-FC-Coach Steffen Baumgart trainierten Hamburger SV sieht der 47-Jährige seinen neuen Club „auf einem guten Weg“. Nicht nur, weil „technisch und taktisch die notwendigen Schritte“ unternommen worden seien. Sondern auch, weil das im Abstiegsjahr verloren gegangene Zutrauen in die eigene Stärke wieder zurückgekehrt sei. „Wir haben den Jungs die Hoffnung in die Birne verpflanzt, wie gut sie eigentlich sein können“, sagte Struber. „Wir müssen nicht künstlich etwas herbeireden. Die Realität zeigt uns, dass die Qualität gut ist und wir gerüstet sind. Jetzt heißt es, auch in der Liga mit viel Selbstvertrauen und Selbstverständnis aufzutreten.“

Wenn man einem Serie A-Club so Probleme bereitet, wie wir es in der zweiten Halbzeit getan haben, dann zeigt das, dass unser Weg stimmt.
Gerhard Struber

Der am Ende verdiente 3:2 (2:2)-Sieg bei der Generalprobe in St. Veit an der Glan (Kärnten) gegen den italienischen Erstligisten Udinese Calcio bestätigte seinen Eindruck: „Wenn man einem Serie A-Club so Probleme bereitet, wie wir es in der zweiten Halbzeit getan haben, dann zeigt das, dass unser Weg stimmt“, erklärte Gerhard Struber, der seiner jungen Mannschaft nach dem frühen 0:2-Rückstand „viel Widerstandsfähigkeit“ attestierte. „Das war eine gute Erkenntnis.“ In personeller Hinsicht herrscht derweil weitgehend Klarheit. Bei der gegen Udinese aufgebotenen Startelf dürfte mit Blick auf den Ligastart nur noch hinter zwei Positionen ein Fragezeichen stehen.

Enger Zweikampf zwischen Dominique Heintz und Julian Pauli

In der Innenverteidigung hat Struber für den Platz neben dem neuen Kapitän Timo Hübers die Wahl zwischen Erfahrung (Dominique Heintz) und Talent (Julian Pauli). Im letzten Test vor dem Auftakt erhielt Heintz den Vorzug, nachdem Pauli zuvor vier Mal hintereinander der ersten Elf angehört hatte. Noch nicht final geklärt ist zudem die Besetzung der Spielmacherposition, wo am Samstag Sargis Adamyan begann. Sollte Luca Waldschmidt seinen Trainingsrückstand rechtzeitig aufholen, dürfte er gegen den HSV dennoch erste Wahl sein. „Wenn Luca Waldschmidt fit ist, ist er immer eine Startelfoption, weil er viel mitbringt“, erklärte Struber, der dem ehemaligen Nationalspieler ein gelungenes Comeback nach zweiwöchiger Wettkampfpause bescheinigte: „Er hat es in der zweiten Halbzeit richtig gut gemacht. Er kann am Ball spezielle Dinge und hatte auch gute Balleroberungen. Das hat mir gut gefallen.“

Der Rasen im Thermenstadion von Bad Waltersdorf präsentierte sich in einem ungewohnt schlechten Zustand.

Dennoch wollte Struber den sechsten Sieg im siebten Testspiel ohne Niederlage nicht überbewerten: „Siege tun immer gut, aber wir ordnen das richtig ein. Es sind nur Testspielsiege. Das hat mit der Meisterschaft nichts zu tun. Das, was uns am Freitag erwartet, ist ein richtiger Punktefight.“ Deutlich wurde, dass die Lücke zwischen dem ersten und dem zweiten Anzug derzeit groß ist. Hinten rechts hat Rasmus Carstensen das Duell gegen Jan Thielmann deutlich verloren. In der Sturmzentrale ist Steffen Tigges weiter zurückgefallen, an den Youngstern Tim Lemperle und Damion Downs gibt es für ihn vorerst kein Vorbeikommen. Enttäuschend verlief der Sommer auch für Jacob Christensen (siehe Infokasten) und Leihrückkehrer Mathias Olesen, die kaum auf sich aufmerksam machen konnten.

Rasenqualität im Thermenstadion Bad Waltersdorf sorgt für Ärger

Trotz der beiden Siege in den Härtetests gegen Swansea City (2:1) und Udinese war nicht alles gut am Kölner Aufenthalt im weit entfernten Bad Waltersdorf. Der zuvor hochgelobte Rasen präsentierte sich in einem profiuntauglichen Zustand. Zudem musste die erste Einheit wegen der verspäteten Anreise abgesagt werden. Der zur Berücksichtigung der Belastungssteuerung kurz vor Saisonstart ohnehin überschaubare Trainingsumfang wurde dadurch weiter reduziert; der ungewohnt späte Termin des Trainingslagers erwies sich als nicht glücklich.

„Wir haben das Beste aus den Rahmenbedingungen gemacht“, befand Gerhard Struber. „Herumjammern hilft sowieso nicht. Das können wir auch in der Liga nicht gebrauchen, wenn es mal etwas schwierig ist. Es geht darum, immer das Beste aus dem Moment zu machen, und da finde ich, haben die Jungs super mitgezogen.“ Eine Rückkehr des FC nach Bad Waltersdorf im Sommer 2025 gilt als unwahrscheinlich. Die zunächst bis 2027 angelegte Kooperation mit der Steiermark ist vertraglich nicht an einen Aufenthalt in der Gemeinde nahe Graz gebunden.

1. FC Köln: Urbig; Thielmann, Hübers, Heintz (80. Pauli), Pacarada (80. Wäschenbach); Martel (80. Christensen, 85. Olesen); Ljubicic (85. Obuz), Adamyan (46. Waldschmidt), Huseinbasic (88. Potocnik); Lemperle (70. Tigges), Downs (59. Maina). – Tore: 0:1 Isaac (8.), 0:2 Lucca (25.), 1:2 Downs (45.), 2:2 Huseinbasic (45.+1), 3:2 Ljubicic (67.).