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Fall Potocnik1. FC Köln verzichtet auf weitere personelle Konsequenzen

Lesezeit 4 Minuten

Arbeiten weiter zusammen: FC-Präsident Werner Wolf (l.) und Geschäftsführer Philipp Türoff.

Das nun vorliegende Gutachten zur Aufarbeitung der Transfersperre entlastet die Verantwortlichen des 1. FC Köln, von denen Geschäftsführer Philipp Türoff einen neuen Vertrag erhält.

Nach der Trennung von Vorstandsberater Jörg Jakobs zieht der 1. FC Köln keine weiteren personellen Konsequenzen aus der Transfersperre. Das bei der renommierten Düsseldorfer Anwaltskanzlei Hengeler Mueller in Auftrag gegebene Gutachten zur Aufarbeitung der Causa Jaka Cuber Potocnik habe „keine Schadenersatzansprüche“ festgestellt, erklärte Präsident Werner Wolf in der am Sonntag veröffentlichten ersten Folge des Sonder-Podcasts „FC-Inside“, in dem die Verantwortlichen Stellung zur Krise des Absteigers aus der Fußball-Bundesliga beziehen.

Den beiden damals verantwortlichen Geschäftsführern Alexander Wehrle und Philipp Türoff bescheinige das Gutachten bei der am 31. Januar 2022 getätigten Verpflichtung des begehrten slowenischen Sturm-Talentes lediglich „leichte Pflichtverletzungen“, berichtete Werner Wolf. Während der folgenden juristischen Auseinandersetzung mit Potocniks Ex-Club Olimpija Ljubljana vor dem Fifa-Fußball-Tribunal und dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) seien dem Gutachten zufolge „keine Pflichtverletzungen“ begangen worden, sagte Wolf weiter.

Der FC gehört den Mitgliedern und damit gehört auch jeder Euro, der beim FC erwirtschaftet wird, am Ende den Mitgliedern.
Christian Keller, FC-Sportchef

Kritik äußerte das Gutachten an der juristischen Position, die der FC bei dem Transferstreit eingenommen hatte. „In der Rückschau wundert sich die Kanzlei ein wenig über die positiven juristischen Prognosen, die gegeben wurden, auch von den externen Rechtsberatern, die der 1. FC Köln im Laufe der Zeit eingeschaltet hat. Die Kanzlei versteht aber auch, dass diese Prognosen ein Stück weit handlungsleitend für die Geschäftsführung des 1. FC Köln waren“, sagte Vizepräsident Carsten Wettich. Wegen des Vorwurfs der Anstiftung zum Vertragsbruch waren die Kölner als erster deutscher Proficlub zu einer einjährigen, noch bis Januar 2025 greifenden Transfersperre verdonnert worden.

Sportchef Christin Keller, der sein Amt beim FC erst nach der Verpflichtung von Jaka Cuber Potocnik angetreten hatte, war vorgeworfen worden, den Fall nicht außergerichtlich gelöst zu haben. Keller erklärte nun noch einmal, warum der FC auf die Ablöseforderung von Olimpija Ljublana in Höhe von 2,5 Millionen Euro nicht eingegangen war: „Der FC gehört den Mitgliedern und damit gehört auch jeder Euro, der beim FC erwirtschaftet wird, am Ende den Mitgliedern.“

Und weiter: „Wenn ich weiß, dass offensichtlich keine Anspruchsgrundlage da ist, dann kann ich in meiner Verantwortung als Geschäftsführer nicht 2,5 Millionen Euro des FC einfach in einen Geldkoffer stecken und sagen: ‚Damit ist das Thema erledigt‘.“ Die Forderungen der Gegenseite hätten auf einem „Fake-Angebot“ basiert, betonte Keller, der überdies auf die „ganz schwere wirtschaftliche Situation“ verwies, in der sich der FC seinerzeit befunden habe. „Damals wären 2,5 Millionen Euro noch sehr, sehr viel mehr ins Gewicht gefallen.“

Es gab Gespräche, aus heutiger Sicht aber keine Möglichkeit, einen Vergleich zu schließen.
Carsten Wettich, FC-Vizepräsident, über Vergleichsversuche im Fall Potocnik

Bemühungen um eine außergerichtliche Einigung – laut Keller hatte der FC bis zu 500 000 Euro Ablöse geboten – seien am Veto des ebenfalls am Verhandlungstisch sitzenden Weltverbandes Fifa gescheitert, betonte Vizepräsident Carsten Wettich: „Die Fifa hat immer gesagt: ‚Wir werden hier keinem Vergleich zustimmen. Wir wollen hier eine Entscheidung in der Sache haben‘. Es gab Gespräche, aus heutiger Sicht aber keine Möglichkeit, einen Vergleich zu schließen.“

Philipp Türoff hat in seinen ersten drei Jahren unser Vertrauen vollumfänglich bestätigt.
Werner Wolf, FC-Präsident, über den neuen Vertrag für Geschäftsführer Philipp Türoff

Einzige personelle Konsequenz aus der Transfersperre bleibt damit die bereits im Februar vollzogene Trennung von Vorstandsberater Jörg Jakobs, der durch seine Kontakte zu Potocniks Berater Goran Sukalo eine Schlüsselrolle bei dem Transfer einnahm. Dies lasse „eine weitere Zusammenarbeit als sportlicher Berater des Vorstands aus unserer Sicht nicht zu“, hatte Präsident Werner Wolf erklärt.

Nach Vorliegen des Gutachtens bestätigte der FC-Präsident außerdem, den ursprünglich zum Jahresende auslaufenden Vertrag mit dem kaufmännischen Geschäftsführer Philipp Türoff verlängert zu haben: „Philipp Türoff hat in seinen ersten drei Jahren unser Vertrauen vollumfänglich bestätigt. Er ist fachlich überaus qualifiziert und arbeitet integer und vertrauenswürdig. Er hat sich nicht nur in den Gremien, sondern auch bei Partnern und in der Politik in kurzer Zeit eine hohe Reputation erarbeitet. Das ist ein ganz wichtiger Trumpf für den 1. FC Köln.“ Zur Vertragslaufzeit machte der FC keine Angaben.

Ich stelle mich auf eine hohe Emotionalität ein. Meine Hoffnung ist, dass wir trotzdem vernünftig und fair miteinander umgehen und einander zuhören.
Werner Wolf, FC-Präsident, über den Mitglieder-Stammtisch am 12. Juni

Weitere Auskünfte wollen die FC-Verantwortlichen auf dem Mitglieder-Stammtisch am 12. Juni (18 Uhr) in den MMC Studios in Köln-Ossendorf geben, zu dem sich bereits mehr als 1700 Teilnehmer angemeldet haben. „Ich stelle mich auf eine hohe Emotionalität ein. Meine Hoffnung ist, dass wir trotzdem vernünftig und fair miteinander umgehen und einander zuhören“, sagte Wolf, dessen Team im Vorfeld medial in die Offensive geht.