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Fahrige Leistung gegen Hamburger SVBelasten die Wechselgerüchte das Binnenklima beim 1. FC Köln?

Lesezeit 4 Minuten

Niedergeschlagen: FC-Youngster Max Finkgräfe nach seinem spielentscheidenden Fehler bei der 0:1-Niederlage in Hamburg.

Der Start in die Rückrunde ist verpatzt, die Tabellenführung verloren: Die Mannschaft des 1. FC Köln wirkt in einer Phase mehrerer Wechselgerüchte nicht richtig fokussiert.

Max Finkgräfe war sichtlich niedergeschlagen. Nach dem Schlusspfiff standen dem 20-Jährigen Tränen in den Augen. Timo Hübers und Jan Thielmann eilten herbei und nahmen ihren Mitspieler in den Arm, doch das war in diesem Moment nur ein schwacher Trost für den Unglücksraben von Fußball-Zweitligist 1. FC Köln. Mit seinem überflüssigen Foul im eigenen Strafraum an Marco Richter trug Finkgräfe die Hauptverantwortung für die 0:1-Niederlage beim Hamburger SV, die Ransford Königsdörffer per Elfmeter besiegelt hatte.

„Ich habe ihm gesagt, dass so etwas im Mannschaftssport passiert und dass er sich keinen Kopf machen soll. Es war glaube ich jeder schon mal in der Situation, in der man vermeintlich einen spielentscheidenden Fehler gemacht hat“, sprach Timo Hübers seinem jungen Kollegen Unterstützung zu. Der Kapitän wusste aber auch, dass der Schmerz bei Finkgräfe wohl noch ein paar Tage zu spüren sein wird: „Heute braucht ihn keiner mehr groß ansprechen“, sagte Hübers nach dem missratenen Rückrundenstart, der für den Herbstmeister den Verlust der Tabellenführung an den punktgleichen HSV nach sich zog.

Max hat die letzten Wochen unter Beweis gestellt, dass er drauf und dran ist, wieder mehr Verantwortung zu übernehmen. Er hatte dann leider den unglücklichen Moment mit dem Elfmeter, mit dem wir das Spiel aus der Hand gegeben haben.
Gerhard Struber, FC-Trainer

Für Max Finkgräfe bedeutete der Fehltritt an der Elbe auch in persönlicher Hinsicht einen Rückschlag, nachdem er zuletzt aufsteigende Form gezeigt hatte. „Max hat die letzten Wochen unter Beweis gestellt, dass er drauf und dran ist, wieder mehr Verantwortung zu übernehmen. Er hatte dann leider den unglücklichen Moment mit dem Elfmeter, mit dem wir das Spiel aus der Hand gegeben haben“, erklärte FC-Trainer Gerhard Struber, der Finkgräfe zur zweiten Halbzeit für den wie viele Kölner fahrigen Leart Pacarada ins Spiel gebracht hatte.

Nutzen konnte der U20-Nationalspieler seine Chance nicht. Vor dem Foulelfmeter, den FC-Sportchef Christian Keller in seiner Entstehung als „sehr naiv“ bezeichnete, hatte der linke Schienenspieler mit einem Ballverlust bereits die Chance von Ex-FC-Stürmer Davie Selke ermöglicht. Finkgräfe war die fehlende Spielpraxis anzumerken. Nach einer im Sommer erlittenen Knieverletzung verlor der Lichtblick der Abstiegssaison seinen Stammplatz an den erfahrenen Leart Pacarada.

Jetzt werden wir sehen, was in der Transferperiode noch passiert.
Christian Keller, FC-Sportchef

Keine zufriedenstellende Entwicklung für den Youngster, der sich in der Hinrunde mit fünf Pflichtspiel-Einsätzen begnügen musste. Der VfB Stuttgart witterte wie schon bei Ex-FC-Talent Justin Diehl seine Chance und bekundete sein Interesse an Finkgräfe, der nur noch bis Sommer 2026 vertraglich an die Kölner gebunden ist. Nachdem der FC einem Winterwechsel einen Riegel vorgeschoben hat, dürfte das Thema in Richtung Sommer neu aufflammen.

Es ist nicht die einzige Personalie, die in der derzeit auffällig spannungslosen Kölner Mannschaft für Diskussionen sorgen dürfte. Um Tim Lemperle hält sich hartnäckig das Gerücht, dass der mit acht Treffern beste FC-Torschütze der Hinrunde seinen bereits feststehenden Sommer-Wechsel zur TSG Hoffenheim um ein halbes Jahr vorziehen könnte. Ein entsprechendes Interesse der TSG ist wie berichtet hinterlegt. Für Lemperle böte dies die Chance, die Kraichgauer im Kampf um den Bundesliga-Klassenerhalt zu unterstützen und schon ein paar Monate früher in andere finanzielle Sphären aufzusteigen.

Ein Deal, auf den sich die Kölner unter sportlichen Gesichtspunkten eigentlich nicht einlassen können. In Hamburg war das Fehlen des nach FC-Angaben angeschlagenen U21-Nationalstürmers deutlich zu spüren. Damion Downs hing – auch mangels Unterstützung aus dem Mittelfeld – in der Luft. Der eingewechselte Steffen Tigges konnte den Ansprüchen einmal mehr nicht gerecht werden.

1. FC Köln lehnt wohl auch ein zweites Bayern-Angebot für Jonas Urbig ab

Umso mehr überraschte das Lob von Christian Keller für Tigges: „Was Steffen auf den Platz gebracht hat, da bin ich zufrieden. Er hat sich voll reingehauen, hat viele Luftduelle gewonnen und hatte seine Abschlussmomente“, sagte der Sportchef. Worte, die womöglich davon ablenken sollten, dass die seit Wochen anhaltende Suche nach einer adäquaten Alternative zum Sturmduo Lemperle/Downs noch immer zu keiner Lösung geführt hat. Es gilt als fraglich, ob diese bis zum nächsten Verfolgerduell am kommenden Samstag (13 Uhr) daheim gegen die SV Elversberg gefunden sein wird.

Und dann ist da noch der bevorstehende Wechsel des Kölner Torwartjuwels Jonas Urbig zu Rekordmeister Bayern München, mit dem der FC hinter den Kulissen harte Verhandlungen führt. Inzwischen sollen die Kölner, die eine Ablöse im hohen einstelligen Millionenbereich fordern, auch ein zweites Angebot der Bayern abgelehnt haben. „Stand jetzt ist er auch nächste Woche noch Kölner Spieler“, sagte Keller am Rande des Spiels in Hamburg. „Wir haben eigentlich nicht vor, im Winter einen Torwart abzugeben, weil wir froh sind, dass wir zwei sehr gute Torhüter haben. Jetzt werden wir sehen, was in der Transferperiode noch passiert.“ Es werden spannende Tage in Köln bis zur Schließung des Winterfensters am 3. Februar.