Der mutlose Auftritt gegen Hertha BSC war für den 1. FC Köln ein Rückfall in überwunden gehoffte Muster. Gerhard Strubers Sicherheitsansatz tat dem FC keinen Gefallen, meint unser Autor.

Ernüchterung statt AufstiegseuphorieDie vertane Chance des 1. FC Köln

FC-Trainer Gerhard Struber
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Vor dem Heimspiel gegen Hertha BSC schwärmte Gerhard Struber von einem „überragenden Schulterschluss“ mit den Fans des 1. FC Köln. Am Samstagabend war von diesem Faustpfand allerdings wenig zu spüren. Strubers Mannschaft trat in der wegweisenden Partie viel zu zaghaft auf, um den Funken auf die Ränge überspringen zu lassen. Es war nicht zu erkennen, wer der Tabellenführer war, der einen weiteren großen Schritt Richtung Aufstieg hätte gehen können. Und wer der Tabellen-13., für den es nur noch darum geht, eine verkorkste Saison mit Anstand zu beenden.
Das Unternehmen Wiederaufstieg zieht sich wie Kaugummi
Der nach zuvor drei Siegen in Folge unverständlich mutlose Auftritt des FC ließ das begeisterungsfähige Kölner Publikum in der zweiten Halbzeit verstummen. Dass der Gästeblock die Stimmhoheit erlangte, sagte vieles aus über die Vorstellung der Gastgeber, die gegen – zugegeben starke Berliner – hochverdient verloren. Vertan war die Chance, die Konkurrenz weiter zu distanzieren und die Domstadt in Aufstiegseuphorie zu versetzen. Stattdessen zieht sich der Weg zurück in die Bundesliga wie Kaugummi. Das Unternehmen Wiederaufstieg erweist sich für den Ligafavoriten als Last, nicht als Freude, über der die drohende Abwanderungswelle bei Nichtaufstieg wie ein Damoklesschwert schwebt.
Gerhard Struber sollte sich kritisch hinterfragen, warum es nicht gelungen ist, den Rückenwind aus dem überzeugenden Sieg im Topspiel gegen Paderborn mitzunehmen. Die Schaltzentrale mit einem auf Sicherheit bedachten Spieler wie Mathias Olesen zu besetzen, war ein fragwürdiges Signal des FC-Trainers. Gleichzeitig wirft die Entscheidung aber auch kein gutes Licht auf arrivierte Kräfte wie Dejan Ljubicic und Florian Kainz, die sich erst zeigen durften, als es fast schon zu spät war.