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Enttäuschung beim 1. FC KölnPunkt in Elversberg ist zu wenig für die Ansprüche

Lesezeit 6 Minuten
10.08.2024, Saarland, Spiesen-Elversberg: Fußball: 2. Bundesliga, SV Elversberg vs 1. FC Koeln in der Ursapharm-Arena an der Kaiserlinde. Timo Hübers von Köln bejubelt seinen Treffer zum 2:2.

Punkt gerettet: FC-Kapitän Timo Hübers bejubelt seinen Treffer zum 2:2.

Der 1. FC Köln wartet nach dem eher enttäuschenden 2:2 bei der SV Elversberg weiter auf seinen ersten Sieg in der neuen Saison der 2. Bundesliga.

Der 1. FC Köln sucht nach zwei Spieltagen der Zweitliga-Saison 2024/25 noch die Leichtigkeit des Seins. Der Bundesliga-Absteiger rettete nach einer dominanten ersten Hälfte, einem Leistungseinbruch und zwischenzeitlichem 1:2-Rückstand bei der SV 07 Elversberg beim 2:2 (1:0) wenigstens einen Punkt, hinkt seinen Ansprüchen aber weiter hinterher. Wie schon beim gegen den Hamburger SV scheiterten die Geißböcke beim saarländischen Dorf-Club erneut an ihrer mangelhaften Chancenverwertung.

„Wir wollten hier drei Punkte. Die erste Hälfte, die wir kontrolliert und dominiert haben, hätte für mehr Tore reichen können. Mit dem schnellen Gegentor sind die Jungs dann in eine Denkphase gekommen. Der Punkt war am Ende verdient, weil wir mehr investiert haben“, fasste Gerhard Struber das erste Auswärtsspiel der Saison zusammen.

Heintz und Maina neu in der Startelf

Die Eindrücke aus dem 1:2 gegen den HSV und der anschließenden Trainingswoche veranlassten den FC-Cheftrainer zu zwei Änderungen in seiner Startelf. Der Österreicher gab Routinier und Linksfuß Dominique Heintz in der Innenverteidigung den Vorrang vor Youngster Julian Pauli, um mehr Erfahrung ins Aufbauspiel zu bekommen.

Überraschender kam da schon, dass auch Luca Waldschmidt zunächst auf der Bank Platz nehmen musste. Linton Maina ersetzte den gegen Hamburg enttäuschenden Ex-Nationalspieler in Strubers 4:1:3:2-System mit Tim Lemperle und Damion Downs als Doppelspitze. „Wir wollen gegen diesen Gegner mit Linton noch mehr Tiefe generieren“, erklärte Struber seine Entscheidung.

Huseinbasic belohnt FC für starke erste Halbzeit

Sein Team spielte vor knapp 10.000 Zuschauern im kleinsten Stadion der 2. Liga zunächst an wie ein großer Club auf. Die Geißböcke ließen in Hälfte eins keine Zweifel aufkommen, wer an diesem Samstagmittag der Favorit ist und verzeichneten durch Lemperle und Downs gleich eine Doppelchance (5.). Nachdem Elversberg durch Luca Schnellbacher ein erstes offensives Lebenszeichen sendete (7.), hatte Maina das 1:0 auf dem Fuß. Der Torschütze aus dem HSV-Spiel zögerte einen Moment zu lang und scheiterte aus spitzem Winkel von rechts an einem Reflex von SV-Keeper Nicolas Kristof (15.).

Der FC hatte zu diesem Zeitpunkt das Spiel voll im Griff. Denis Huseinbasic zog im Zentrum als Dreh- und Angelpunkt die Fäden, bestach durch Ruhe und Übersicht und verlagerte das Geschehen immer wieder auf die rechte Seite. Dort spielten die Kölner in Person von Jan Thielmann und Dejan Ljubicic immer wieder Katz und Maus mit den Hausherren.

Das Duo initiierte auch den verdienten Führungstreffer und setzte Eric Martel im Strafraum in Szene. Die Flanke des FC-Sechsers legte Lemperle zurück an die Strafraumgrenze, von wo aus Huseinbasic überlegt flach ins rechte Eck zu seinem ersten Zweitliga-Treffer abschloss (21.).

Wir haben die Tür für Elversberg ein Stück weit aufgelassen.
Timo Hübers, FC-Kapitän

Von den Saarländern war auch nach dem 0:1 wenig zu sehen. Was in erster Linie am energischen FC-Pressing lag, das Ballgewinn auf Ballgewinn in der gegnerischen Hälfte generierte. Es blieb zur Pause aber bei nur einem Tor Vorsprung, was Elversberg bei 15:2-Torschüssen für die Geißböcke schmeichelte und aufzeigte, dass der Struber-Elf im letzten Moment weiter die absolute Unmissverständlichkeit fehlte. „Wir haben die Tür für Elversberg ein Stück weit aufgelassen“, monierte FC-Abwehrchef Timo Hübers.

Das 2:0 lag trotzdem in der Luft. Lukas Pinckert schlug aber einen Kopfball von Timo Hübers von der Linie. Den zweiten Versuch von Lemperle entschärfte Kristof (40.). Kurz vor der Pause zielte Ljubicic nach einem Patzer von Paul Stock aus 18 Metern etwas zu hoch (44.). Auf der anderen Seite hatte Schnellbacher auch die zweite Elversberger Chance, zielte aber zwei Meter zu weit nach links.

Zwei schnelle Joker-Tore für Elversberg

Der SV-Torjäger musste trotzdem zur Pause raus, was direkte Auswirkungen auf das Spiel hatte. Elversbergs Coach Horst Steffen wechselte mit Fisnik Asllani und Frederik Schmahl zwei neue Kräfte ein und hatte seiner Mannschaft offensichtlich ordentlich den Marsch geblasen. Es dauerte nur 40 Sekunden, bis Asllani zur Stelle war und gegen schläfrige Kölner nach haarsträubenden Fehlern von Leart Pacarada und Heintz zum 1:1 traf (46.).

Der Ausgleich stellte die Partie auf den Kopf und erschütterte die Kölner bis ins Mark. Die Gäste verloren komplett Sicherheit und Ordnung und taumelten 20 Minuten lang von einer Verlegenheit in die nächste. Pacarada verhinderte mit einem Block gegen Manuel Feil noch das 1:2 (54.), das dann aber acht Minuten später fiel. Fiel hebelte die komplette FC-Abwehr mit einem feinen Heber auf Asllani aus. Der 1:1-Torschütze bediente seinen Joker-Kollegen Schmahl, der das Waldstadion an der Kaiserlinde zum Beben brachte.

Kurz zuvor hatte Downs nach toller Vorarbeit von Huseinbasic noch das 2:1 für den FC verpasst (59.). „Ich bin sehr enttäuscht. Wir haben den Gegner in der ersten Halbzeit kontrolliert, aber versäumt, ihn zu killen. Das müssen wir uns vorwerfen“, sagte Huseinbasic.

Drama um Mark Uth

Die Geißböcke erholten sich nur schwer von den zwei Gegentoren. Urbig verhinderte gegen Pinckerts Fernschuss das 1:3 (65.) und hatte Glück, dass Schnellbachers 20-Meter-Versuch knapp vorbeistrich (68.). Und es gab einen weiteren Niederschlag. Mark Uth musste nur 4:25 Minuten nach seiner Einwechslung den Platz verletzt wieder verlassen (72.). Die tragische Geschichte des FC-Hoffnungsträgers will einfach kein Ende nehmen. „Es ist ein neuer Rückschlag für ihn, aber es sieht nach dem ersten Eindruck nicht allzu schlimm aus“, machte Gerhard Struber Hoffnung.

Mark Uth musste nur kurz nach seiner Einwechslung wieder ausgewechselt werden. Der 32-Jährige stand nur vier Minuten auf dem Feld.

Mark Uth musste nur kurz nach seiner Einwechslung wieder ausgewechselt werden. Der 32-Jährige stand nur vier Minuten auf dem Feld.

Immerhin zeigten die Kölner nach Uths Auswechslung eine Reaktion und retteten noch einen Punkt. Nach einem Pacarada-Eckball traf Kapitän Timo Hübers mit dem Hinterkopf zum 2:2 (84.). Ein Remis, das für die Ambitionen des FC und nach der überlegen geführten ersten Hälfte aber viel zu wenig ist. „Die letzte Viertelstunde haben wir noch mal Druck gemacht und das Herz auf dem Platz gelassen. Was wir nach dem Spielverlauf aber auch mussten und was verhinderbar gewesen wäre. Die Reaktion hat gepasst, aber zufrieden sind wir natürlich nicht“, sagte der Torschütze und erklärte das Dilemma: „Wir haben gute Phasen im Spiel, aber nicht über 90 Minuten und lassen die letzte Konsequenz noch vermissen.“

Gerhard Struber will dem mit konsequenter Arbeit begegnen, bis die Leichtigkeit des Seins einkehrt und der Knoten platzt: „Es ist eine Frage der Zeit und bis dahin brauchen die jungen Burschen klare Ansagen und Sicherheit.“


Statistik zum Spiel:

SV 07 Elversberg: Kristof; Baum, Pickert, Le Jonceur, Neubauer; Fellhauer, Sahin; Gerezgiher (78. Mahmoud), Stock (46. Schmahl); Schnellbacher (46. Asllani), Feil (85. Sickinger). – 1. FC Köln: Urbig; Thielmann, Hübers, Heintz (77. Pauli), Pacarada; Martel; Ljubicic, Huseinbasic, Maina (77. Tigges); Lemperle (77. Dietz), Downs (66. Uth/70. Waldschmidt). – SR.: Bauer (Mainz). – Zuschauer: 9.502. – Tore: 0:1 Huseinbasic (21.), 1:1 Asllani (46.), 2:1 Schmahl (62.), 2:2 Hübers (84.). - Gelbe Karten: Feil; Ljubicic, Heintz.