Trotz bereits zweier Niederlagen sieht der genesene Linksverteidiger den 1. FC Köln im Derby bei Fortuna Düsseldorf favorisiert.
Emotionale RückkehrFinkgräfe hofft auf sein FC-Comeback im Derby
Wer aus einer langen Verletzung zurückkommt, hat stets ein Ziel vor Augen. Als Fußballer ist dies ein bestimmtes Spiel, in dem man wieder einsatzfähig sein will. Für Max Finkgräfe definiert sich dieser Tage der angestrebte Zeitpunkt zur Rückkehr in den Wettkampf praktisch von allein. Dafür genügt ein Blick in seine Vita. Nach überwundener Innenbandverletzung im Knie verfolgt der junge Linksverteidiger das Vorhaben, pünktlich zum rheinischen Derby am Samstag (13 Uhr, Sky) bei seinem früheren Jugendverein Fortuna Düsseldorf erstmals wieder dem Spieltagsaufgebot von Zweitligist 1. FC Köln anzugehören. „Ich selbst habe mir den Zeitplan gesteckt, gegen Düsseldorf unbedingt im Kader sein zu wollen, weil es auch für mich persönlich ein emotionales Spiel ist“, erklärt Finkgräfe, der halb augenzwinkernd hinzufügt: „Ich habe drei Jahre dort gespielt und viele Freunde, die auch im Stadion sein werden – aber glaube ich für die falsche Mannschaft.“
Es wäre das, was man eine Punktlandung nennt. Erst seit dem vergangenen Sonntag gehört Max Finkgräfe wieder in vollem Umfang dem Mannschaftstraining der Geißböcke an. „Ob es dann am Ende reicht, ist eine andere Frage. Das habe nicht ich zu entscheiden“, sagt der 20-Jährige über seinen ambitioniert anmutenden Comebackplan. Finkgräfe selbst sieht sich auf Kurs: „Ich fühle mich gut.“ Der rund zweimonatige Genesungsprozess sei reibungslos verlaufen: „Acht bis neun Wochen waren von Anfang an mein Plan. Es gab wenig bis keine Rückschläge. Ich bin gut durchgekommen“, freut sich das Abwehrtalent.
Für Max Finkgräfe ist dies eine besonders wertvolle Erkenntnist. Schließlich war seine Karriere bereits am Scheideweg angelangt, als sie noch gar nicht richtig begonnen hatte, so oft war er in jungen Jahren von Verletzungen heimgesucht worden. Inzwischen scheint er im Umgang mit gesundheitlichen Rückschlägen eine gewisse Routine entwickelt zu haben. „Ich habe aus der Zeit mehr rausgeholt, als ich vorher gedacht habe“, resümiert der Youngster. Verletzt hatte er sich Ende Juli im Test gegen VV St. Truiden, zwei Tage vor der Abreise ins Trainingslager, wo die Weichen für die Saison gestellt wurden. Das sei „mit der schlechteste Zeitpunkt“ gewesen, seufzt Finkgräfe. „Man drängt den Rehatrainer dann immer, etwas mehr zu machen als erlaubt.“
Bis zu seiner Verletzung hatte Finkgräfe als einer der wenigen Gewinner der Abstiegssaison die Nase klar vorn im Zweikampf mit Routinier Leart Pacarada um den Platz hinten links. Inzwischen haben sich die Vorzeichen jedoch gedreht. „Er wird von Spiel zu Spiel besser und findet sich megagut rein“, lobt der letztjährige Bundesliga-Debütant seinen formstarken Kontrahenten, der sich nach einem schwachen ersten Jahr in Köln spürbar im Aufwind befindet. „Ich versuche, mir da so wenig Druck wie möglich zu machen, vor allem, weil ich aus einer Verletzung komme und relativ jung bin“, beschreibt Finkgräfe seine Herangehensweise. „Ich versuche, auf mich selber zu gucken und mich im Training zu zeigen. Der Rest kommt von alleine, wenn ich auf mich achte und Spaß habe.“
Den Saisonstart des FC bewertet Max Finkgräfe mit Licht und Schatten. „Spielerisch ist das megapositiv. Wir haben viel von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben und auch trainieren“, analysiert der Verteidiger. Dem gegenüber steht der magere Ertrag von sieben Punkten aus fünf Spielen: „Ergebnistechnisch ist das halt ausbaufähig. Aber ich glaube, irgendwann platzt der Knoten endgültig und wir können eine Siegesserie starten.“ Auch die jüngste 1:2-Niederlage im Topspiel gegen den 1. FC Magdeburg hat an Finkgräfes Zuversicht nichts geändert: „Im Großen und Ganzen haben wir gesagt, dass es eigentlich ein top Spiel von uns war, dass die Dinger im Normalfall reinfallen und wir uns da gar keinen Stress machen sollten. Dass wir vor dem Tor aber konsequenter sein sollten, steht nach diesem Spiel außer Frage.“
Max Finkgräfe geht sogar noch einen Schritt weiter. Obwohl es bereits sechs Punkte Rückstand sind auf die noch ungeschlagene Düsseldorfer Fortuna, sieht er für das erwartete „sehr hitzige“ Derby die besseren Karten aufseiten des FC: „Ich glaube, wir gehen als Favorit ins Spiel, vor allem nach der Niederlage, die eigentlich keine Niederlage hätte sein dürfen. Wenn wir unseren Stiefel spielen, dann sollten wir uns da keinen Stress machen. Dann klappt das.“ Die Düsseldorfer Reaktion auf den in der Relegation hochdramatisch verpassten Aufstieg sei zwar „gut“, zudem sei der aktuelle Spitzenreiter „immer ein Aufstiegskandidat“. Und dennoch: „Die sind für uns allemal schlagbar. Der große 1. FC Köln geht immer als Favorit in der 2. Liga in ein Spiel.“