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DFB-Pokal1. FC Köln zieht mit Systemumstellung ins Achtelfinale ein

Lesezeit 4 Minuten
Luca Waldschmidt jubelt nach seinem Treffer zum entscheidenden 2:0.

Luca Waldschmidt jubelt nach seinem Treffer zum entscheidenden 2:0.

Der 1. FC Köln hat einen Schritt aus sportlichen Krise getan und in der zweiten Runde des DFB-Pokals Bundesligist Holstein Kiel mit 3:0 besiegt.

Der 1. FC Köln hat im DFB-Pokal die erhoffte Antwort auf seine Krise in der 2. Fußball-Bundesliga gefunden und ist durch ein verdientes 3:0 (1:0) gegen Bundesligist Holstein Kiel ins Achtelfinale am 3./4. Dezember eingezogen. Mit einer leidenschaftlichen, kämpferischen Leistung sowie durch Tore von Tim Lemperle und Joker Luca Waldschmidt (2) ließen die Geißböcke die heftige Kritik an Trainer Gerhard Struber und Sportchef Christian Keller zunächst einmal verstummen. Entscheidend war letztlich die Systemumstellung von Vierer- auf Dreierkette, die den Kölnern defensiv mehr Sicherheit verlieh.

„Entscheidend war, dass wir uns wieder vorgenommen haben, weiter vorne drauf zu gehen. Wir sind aktiv geblieben, haben uns voll reingehauen und eine gute Energie auf dem Platz gehabt“, sah FC-Kapitän Timo Hübers einen verdienten Sieg gegen den Erstligisten.

Siege tun immer gut, aber wir wissen das einzuordnen. Es liegt noch viel Arbeit vor uns.
Dominique Heintz, Innenverteidiger 1. FC Köln

Struber griff personell nur zweimal in die Wechselkiste, stellte dafür aber sein System komplett um. Die 3:4:3-Grundordnung war eigentlich schon für das Zweitliga-Heimspiel gegen Paderborn in Planung, wurde aber trotz intensiven Trainings kurzfristig wieder verworfen. Nach der indiskutablen Leistung bei der 1:2-Heimniederlage am Freitag war das System für den FC-Coach nun also im Pokal erste Wahl.

Dominique Heintz, der für Luca Waldschmidt neu in die Startelf rückte, besetzte in der Dreierkette neben Julian Pauli und Timo Hübers die linke Seite. Dahinter kam Torwart Marvin Schwäbe zu seinem ersten Einsatz nach seiner Degradierung zur Nummer zwei.

Die Südkurve begrüßte den 29-jährigen Keeper zum Warmmachen mit gewaltigen Anfeuerungsrufen. Schwäbe hatte erst einmal nichts zu tun, denn seine Vorderleute waren ganz offensichtlich auf Wiedergutmachung aus und rissen das Spiel mit viel Einsatz, Lauffreude und Ballbesitz an sich.

Tim Lemperle schubst sich zum 1:0

Gleich die erste richtige Torchance führte zum 1:0 für den FC. Heintz setzte Linton Maina auf links mit einem langen Schlag ein. Maina brachte Leart Pacarada ins Spiel. Der Linksverteidiger schickte eine gut getimte Flanke an den Fünfer, wo sich Tim Lemperle mit einem kleinen Schubser gegen Max Geschwill den nötigen Raum für seinen Kopfball ins linke untere Eck verschaffte (8.). Kiels Trainer Marcel Rapp beschwerte sich massiv über Lemperles Armeinsatz, musste aber auf den Einsatz des Videoassistenten verzichten. Den VAR gibt es im Pokal erst ab dem Achtelfinale.

Der Bundesligist versuchte zu antworten. Schwäbe musste gegen Steven Skrzybski zum ersten Mal eingreifen (14.) und zeigte bei der ersten Ecke für Holstein leichte Unsicherheiten (20.), die Kapitän Hübers ausbügelte. Ansonsten ließ die Kölner Fünferkette kaum etwas zu, obwohl die Kieler Mitte der ersten Hälfte auf knapp 60 Prozent Ballbesitz kamen.

Schiedsrichter Dankerts Entscheidungen helfen dem FC

Mit dem zunehmenden Ballbesitz der Gäste nahm das Niveau der Partie ab. Auf beiden Seiten schlichen sich viele Fehler ein. Glück hatte der FC dann, als Schiedsrichter Bastian Dankert wie bei Lemperles Schubser auf Kölner Seite stand (39.). Marvin Schulz hatte aus 19 Metern getroffen, Dankert hatte aber zuvor ein Foul des Schützen an Dejan Ljubicic gesehen – eine „kann, muss aber nicht“-Entscheidung.

Es dauerte bis zur 42. Minute, ehe die Hausherren wieder gefährlich wurden. Maina scheiterte aber mit links an Timon Weiner im Kieler Tor. Bevor es in die Pause ging, konnte sich Marvin Schwäbe noch einmal gegen einen Fernschuss von Finn Porath beweisen (45.+2) bewähren.

Der FC kam unverändert aus der Kabine und hatte wieder durch Maina die nächste Chance zum 2:0. Dem FC-Angreifer misslang aber ein Lupfer aus 15 Metern völlig (50.). Von Kiel kam wenig bis nichts nach vorne und so hatte Lemperle die nächste Chance, zielte aber aus spitzem Winkel zu hoch (60.).

Joker Luca Waldschmidt schnürt Doppelpack zum 3:0

Die Struber-Elf blieb defensiv fokussiert. Hübers verhinderte mit einem Block gegen Armin Gigovic (74.) ebenso den Ausgleich, wie Heintz mit einer fairen Grätsche gegen den durchbrechenden Shuto Machino (74.). Dann hatten die Kölner das nötige Glück, als ein Kopfball von Machino gegen die Latte knallte (82.). Der FC hatte das Momentum auf seiner Seite und killte das Spiel durch einen Joker. Der für Dejan Ljubicic ins Spiel gekommene Luca Waldschmidt streichelte nach Vorarbeit von Maina den Ball von der Strafraumgrenze mit seinem linken „Zauberfuß“ traumhaft zum 2:0 in den Winkel (85.).

Doch damit nicht genug. Waldschmidt vollendete einen Konter über Maina und Jan Thielmann zum 3:0 (90.+7). Das Stadion stand kopf, Lizenzleiter Thomas Kessler herzte Gerhard Struber und die FC-Welt war fürs Erste wieder in Ordnung. „Siege tun immer gut, aber wir wissen das einzuordnen. Es liegt noch viel Arbeit vor uns“, resümierte Dominique Heintz.


Statistik:

1. FC Köln: Schwäbe; Pauli, Hübers, Heintz; Thielmann, Huseinbasic (90.+3 Olesen), Martel, Pacarada; Ljubicic (76. Waldschmidt); Lemperle (90. Obuz), Maina. – Holstein Kiel: Weiner; Ivezic, Erras (46. Rosenboom), Geschwill; Becker (71. Puchacz), Schulz (61. Arp), Gigovic, Porath (84. Pichler); Skrzybski (61. Knudsen); Machino, Harres. –SR.: Dankert (Rostock). – Zuschauer: 49.000. –Tore: 1:0 Lemperle (8.), 2:0 Waldschmidt (85.), 3:0 Waldschmidt (90.+7) –Gelbe Karten: Huseinbasic, Struber; Gigovic, Porath, Machino, Rapp.