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Fall Jaka Cuber PotocnikMit diesen Zeugen ziehen der 1. FC Köln und Olimpija Ljubljana vor den CAS

Lesezeit 4 Minuten

Um den Transfer von Torjäger Jaka Cuber Potocnik streiten sich der 1. FC Köln und Olimpija Ljublana am 19. und 20. September vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne.

Es wird ernst: Kommende Woche steigt vor dem Internationalen Sportgerichtshof die Anhörung im Transferstreit um Jaka Cuber Potocnik. Die Rundschau stellt die Zeugen beider Clubs vor.

Wenn am Dienstag und Mittwoch nächster Woche vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) die mündliche Verhandlung im Transferstreit um Jaka Cuber Potocnik ausgetragen wird, kommt Andy Bara (40) eine tragende Rolle zu. Der kroatische Spieleragent, der in der Fußball-Bundesliga unter anderem den 30 Millionen Euro schweren Transfer von Dani Olmo zu RB Leipzig eingefädelt hat, wird im schweizerischen Lausanne als Zeuge aussagen, vermutlich per Videoschalte. Bara tritt als wichtigster Fürsprecher von NK Olimpija Ljubljana auf, das für die Dienste des slowenischen Junioren-Nationalstürmers Potocnik (18) eine Entschädigung in Höhe von 2,5 Millionen Euro vom 1. FC Köln verlangt.

Als Grundlage für seine Forderung nennt der slowenische Meister und Pokalsieger eine Offerte, die er in gleicher Höhe vom kroatischen Spitzenclub Dinamo Zagreb erhalten haben will. Übermittelt durch ebenjenen Andy Bara, der mit seiner in Bosnien-Herzegowina ansässigen Agentur Niagara Sports Company sowohl auf dem Balkan als auch in Spanien als bestens vernetzt gilt.

Der kroatische Spielerberater Andy Bara (M.) gilt als wichtigster Zeuge von Olimpija Ljubljana.

Bara und Olimpija Ljubljana kennen sich gut. Der spanische Trainer Albert Riera, der im Sommer gehen musste, obwohl er den slowenischen Hauptstadtclub zum Double geführt hatte, gehört zu Baras Klienten. Offenbar betrachteten die Richter am Fifa-Fußball-Tribunal die angebliche Offerte aus Zagreb jedoch als wenig belastbar, sprachen sie den Slowenen Ende März doch gerade mal 51.750 Euro zu. Zu zahlen von dem obendrein für vier Monate gesperrten Jaka Cuber Potocnik unter Mithaftung des 1. FC Köln.

Andy Bara ist auch am Geißbockheim längst kein Unbekannter mehr. Vor wenigen Wochen soll der Ex-Profi das Interesse des VfL Wolfsburg an FC-Leistungsträger Dejan Ljubicic übermittelt haben. Der Kölner Spielerberater Dirk Hebel, der mit Ljubicic erst kürzlich eine Zusammenarbeit gestartet hatte, wurde offenbar übergangen. Es kam zum schnellen Bruch zwischen Hebel und Ljubicic. Laut „transfermarkt.de“ lässt sich der österreichische Nationalspieler inzwischen von Familienangehörigen vertreten.

Als weitere Zeugen benennt Olimpija Ljubljana einen früheren Jugendtrainer von Jaka Cuber Potocnik sowie einen Vertreter des Sportartikelherstellers Puma, der bei den Slowenen als Ausrüster agiert. Die Münchner Führungsriege um Präsident Adam Delius, Vizepräsident Christian Dollinger und Geschäftsführer Igor Barisic, die Olimpija Ende 2021 für fünf Millionen Euro übernahm, wird ebenfalls vor dem CAS vertreten sein. Der angesetzte Termin dürfte dem Trio allerdings nicht gerade recht sein, schließlich gibt Ljubljana am Mittwochnachmittag beim OSC Lille seine Premiere in der Europa Conference League.

Jörg Jakobs fungierte zum Zeitpunkt der Verpflichtung von Jaka Cuber Potocnik beim 1. FC Köln als Interims-Sportchef.

Der 1. FC Köln, der sich seit der deutlichen Niederlage vor dem Fifa-Gericht von dem CAS-erfahrenen Staranwalt Gianpaolo Monteneri juristisch vertreten lässt, hält mit einem nach slowenischem und schweizerischem Arbeitsrecht angefertigten Gutachten dagegen. Mit diesem will der Bundesligist beweisen, dass Jaka Cuber Potocnik seinen Vertrag in Slowenien im Januar 2022 rechtswirksam gekündigt hat und damit ablösefrei nach Köln wechseln durfte. Potocnik beruft sich bei seiner einseitigen Kündigung auf nicht eingehaltene Versprechen.

Olimpija Ljubljana und die Fifa werfen den Kölnern wiederum vor, den damals erst 16-jährigen Potocnik zum Vertragsbruch angestiftet zu haben, was einen Verstoß gegen Paragraf 17.4 des Fifa-Transfer-Reglements darstellen würde. FC-Sportchef Christian Keller schimpfte über eine „drakonische Strafe“ und ein „komplett absurdes Urteil“ des Weltverbandes, der die Kölner mit 3:0-Richerstimmen zu einer zwei Wechselperioden umfassenden Transfersperre verdonnert hatte. Nachdem der FC den CAS eingeschaltet und dieser die Strafe Ende Mai vorläufig aufgehoben hatte, durften die Geißböcke im Sommer doch auf dem Transfermarkt aktiv werden.

Ex-Chefs von Olimpija Ljubljana sind wichtige Zeugen des 1. FC Köln

Als seine wohl wichtigsten Zeugen führt der 1. FC Köln nun zwei ehemalige Olimpija-Funktionäre an: Ex-Präsident Milan Mandaric (85) sowie Ex-Sportchef Mladen Rudonja (52), die mit Ljubljanas neuer Führung im Clinch liegen. Eine mitentscheidende Rolle könnte auch den Aussagen des damaligen Kölner Interims-Sportchefs Jörg Jakobs (52, inzwischen FC-Vorstandsberater) sowie des ehemaligen FC-Nachwuchschefs Matthias Heidrich (45, seit Ende September 2022 Sportchef bei Drittligist Erzgebirge Aue) zukommen.

Von den aktuellen Kölner Verantwortlichen werden die Geschäftsführer Christian Keller (der zum Zeitpunkt von Potocniks Wechsel noch nicht im Amt war) und Philipp Türoff sowie Vizepräsident Carsten Wettich in Lausanne erwartet. Am Dienstag sollen wohl zunächst Olimpija Ljubljana, der 1. FC Köln und Jaka Cuber Potocnik gehört werden, am Mittwoch dann die Fifa – zum Schutz von Potocnik jeweils unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Hinter den Kulissen sind die Fronten unverändert verhärtet. Vor dem großen Showdown am Genfersee herrscht zwischen den Parteien weitgehend Funkstille.