Der 1. FC Köln hat sich im Testspiel gegen den Drittligisten SC Verl blamiert und mit 1:2 verloren. Zudem müssen die Geißböcke die nächste Hiobsbotschaft verkraften.
1. FC KölnStuber-Elf fehlt gegen den SC Verl die Haltung - Heintz fällt mit Muskelverletzung aus

Wenig Einfluss auf das Spiel nahm Marvin Obuz (l.), der als Spieler aus der zweiten Reihe seine Einsatzzeit nicht nutzen konnte.
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Testspiele in einer Länderspielpause sind gleich in mehrfacher Hinsicht eine gute Gelegenheit. Zum einen, um sich für die nächste Punktspielaufgabe ein gutes Gefühl zu holen und um die Abläufe im eigenen Spiel zu festigen. Und Spielern mit weniger Einsatzzeiten bieten solche Partien die Gelegenheit, sich zu zeigen.
Fußball-Zweitligist 1. FC Köln allerdings hat so seine Probleme mit diesen Tests. Nachdem es zuletzt schon gegen Drittligist FC Viktoria Köln trotz eines 3:2-Erfolgs einen wackligen Auftritt gegeben hatte, fehlte dem Team von Trainer Gerhard Struber auch am Donnerstag gegen des SC Verl die passende Haltung. Die Geißböcke blamierten sich vor 710 Zuschauern im Kölner Südstadion und müssen sich nach dem 1:2 (1:2) gegen den Drittligisten unangenehme Fragen stellen lassen.
Es war nicht schön zum Anschauen und entspricht absolut nicht unserem Anspruch.
„Man hat gesehen, wie schwer wir uns getan haben, Chancen herauszuspielen und das Spiel in der Länderspielpause mit der richtigen Haltung anzunehmen. Das habe ich heute vermisst. Das hat uns selbst gegen einen Drittligisten in Probleme gebracht. Das war eine sehr überschaubare Leistung. Es war nicht schön zum Anschauen und entspricht absolut nicht unserem Anspruch“, kritisierte Struber.
Der FC-Trainer ließ sein Team vor Debütant Anthony Racioppi im Tor in einer Viererkette auflaufen. Winter-Neuzugang Joel Schmied versuchte sich nach der schweren Knöchelverletzung von Jusuf Gazibegovic dabei als Rechtsverteidiger. Weil Dominique Heintz wegen einer im Mannschaftstraining am Mittwoch erlittenen Muskelverletzung im Oberschenkel mindestens das nächste Punktspiel am 29. März in Paderborn verpassen wird, lief Youngster Neo Telle in der Innenverteidigung neben Kapitän Timo Hübers auf.
Konfuse FC-Viererkette lädt Verl ein
Die Geißböcke zeigten sich mit ihrer veränderten Formation von Beginn an defensiv äußerst anfällig. Auch, weil es gegen die strukturiert und direkt spielenden Verler an der nötigen Spannung fehlte. Ein zu kurzer Rückpass auf Racioppi brachte Berkan Taz in Position. Neo Telle musste mithilfe des Querbalkens gleich zweimal auf der Linie das 0:1 verhindern.
Der Treffer fiel zwei Minuten später, weil die Kölner nur sehr unkonzentriert verteidigten. Verls Kapitän Lars Lokotsch kam nach einem Ballverlust von Marvin Obuz auf der rechten Seite im Strafraum gegen den orientierungslosen Hübers völlig frei zum Abschluss und ließ sich nicht zweimal bitten (7.).
Der Zweitligist blieb vogelwild. Nachdem Schmied Verls Keeper Fabian Pekruhl ein erstes Mal geprüft hatte (8.), musste der bedauernswerte Racioppi schon nach zwölf Minuten das zweite Mal hinter sich greifen. Hübers und Telle brachten sich nach einem langen Einwurf gegenseitig zu Fall. Tom Baack bedankte sich aus sieben Metern mit dem 0:2.
Tim Lemperle verkürzt auf 1:2
Das 1:2 von Tim Lemperle nach schöner Vorarbeit von Denis Huseinbasic (18.) änderte nichts an der konfusen Vorstellung des FC. Racioppi musste den nächsten Telle-Lapsus gegen Lokotsch ausbügeln und hatte Glück, dass der Nachschuss von Berkan Taz nur an der Unterkante der Latte landete (21.). Schließlich musste der Schweizer im FC-Tor noch gegen Niko Kijewski retten (23.).
Gerhard Struber sah sich angesichts der desolaten Defensivleistung seiner Mannschaft gezwungen, noch vor der Pause auf Dreierkette umzustellen. Das brachte tatsächlich etwas mehr Stabilität. Dafür ging in der Offensive noch weniger als in der ersten halben Stunde - nämlich gar nichts mehr.
So ein Spiel ist eine Frage der Haltung und die war nicht gut.
„So stelle ich mir ein Testspiel in der Länderspielpause überhaupt nicht vor. Ich wünsche mir Spannung, eine gute Haltung, dass die Mannschaft investiert und die Spieler, die weniger Spielzeit haben, zeigen, dass sie daran etwas ändern wollen. Davon war nichts zu sehen“, kritisierte FC-Sportchef Christian Keller zur Pause deutlich die mangelhafte Einstellung: „So ein Spiel ist eine Frage der Haltung und die war nicht gut. Das hat die Mannschaft in der Halbzeit auch vom Trainer zu hören bekommen.“
Struber reagierte, nahm den fehlerhaften Telle sowie die komplett spannungslosen Florian Kainz und Dejan Ljubicic vom Feld. Tim Lemperle blieb ebenfalls in der Kabine. Für den Torjäger, den Imad Rondic ersetzte, waren 45 Minuten nach seiner langen Verletzungspause erst einmal genug. „Wir müssen eine gewisse Ernsthaftigkeit haben. Die hat die Mannschaft heute ausnahmsweise nicht. Wir haben noch 45 Minuten, um es besser zu machen“, forderte Christian Keller.
Profi-Debüt für Justin von der Hitz
Es blieb ein frommer Wunsch des Geschäftsführers, denn der FC bekam auch nach dem Wechsel wenig auf die Reihe, obwohl der Drittligist komplett durchwechselte und mit Chilohem Onuoha auch seinen vom FC geliehenen Angreifer zum Einsatz brachte. Ein etwas zu hoch angesetzter 18-Meter-Freistoß von Luca Waldschmidt und eine Rondic-Chance (75.) blieben noch die besten Szenen (64.) der Kölner, bei denen U19-Spieler Justin von der Hitz auf der rechten Seite ab der 63. Minute sein Profi-Debüt gab. An der FC-Blamage und am Ergebnis konnte aber auch das nichts mehr ändern. Zum misslungenen Auftritt des FC passte, dass der lange verletzte Mark Uth kurzfristig nicht spielen konnte, weil er beim Aufwärmen „etwas in der Wade verspürt hat“, wie Struber berichtete. „Das hat ihm keine Sicherheit gegeben, und dann lassen wir es lieber.“
Statistik:
1. FC Köln: Racioppi; Schmied, Telle (46. Kujovic), Hübers, Finkgräfe; Ljubicic (46. Schmitt), Huseinbasic,; Obuz (63. von der Hitz), Kainz (46. Özkan); Waldschmidt, Lemperle (46. Rondic). - SR.: Meyersieck. - Zuschauer: 710. - Tore: 0:1 Lokotsch (7.), 0:2 Baack (12.), 1:2 Lemperle (18.).