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1. FC Köln vor Spiel gegen Greuther FürthSpielidee ist keine Frage des Systems

Lesezeit 4 Minuten
Thomas Kessler, Leiter der Lizenzspielerabteilung des 1. FC Köln, auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Greuther Fürth.

Thomas Kessler, Leiter der Lizenzspielerabteilung des 1. FC Köln, auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Greuther Fürth.

Der 1. FC Köln erwartet am Samstag in der 2. Fußball-Bundesliga Greuther Fürth in Müngersdorf wohl wieder mit einer Dreierkette.

Es gehört zum Wesen des 1. FC Köln als Fußball-Club, dass die Öffentlichkeit ihn besonders kritisch beäugt. Was auch immer bei den Geißböcken vor sich geht, kommt um eine externe Bewertung nicht herum. Der Umstand des siebten Bundesliga-Abstiegs, die Konsequenzen der im deutschen Fußball bislang einmaligen Transfersperre und der schwierige Start in die Zweitliga-Spielzeit 2024/25 haben zwangsläufig dazu geführt, dass der FC noch intensiver betrachtet wird. Zumal Vorstand und Geschäftsführung angekündigt und versprochen haben, aus ihren Fehlern zu lernen und den Club aus dem Dunkeln wieder ins Licht zu führen.

Dreierkette hat es in den vergangenen Jahren nur einmal gegeben

Der Aufschrei war demzufolge groß, als Trainer Gerhard Struber nach den Niederlagen in Darmstadt und gegen Paderborn zur Tat schritt. Der Österreicher tauschte nicht nur den im Sommer von Sportchef Christian Keller zur klaren Nummer eins erkorenen Jonas Urbig gegen den kaltgestellten Marvin Schwäbe im Tor aus, der 47-Jährige stellte auch die Grundordnung von Vierer- auf Dreierkette um.

Die Dreierkette hat es in Köln in den vergangenen dreieinhalb Jahren nur einmal gegeben, als Steffen Baumgart im Heimspiel gegen den FC Bayern München ins volle Risiko ging und der FC Glück hatte, dass unter dem Strich nur eine 0:1-Niederlage stand.

Es gab nicht wenige, die die Systemveränderung als Verrat an der deklarierten Spielidee ansahen, deren fester Bestandteil nun mal seit Jahren die Viererkette ist. Eine Spielidee, so hatte es Christian Keller erklärt, die sich durch alle FC-Mannschaften bis in den Nachwuchs hinein durchziehen solle und es tatsächlich auch tut. Bis Struber bei den Profis auf Dreierkette umstellte.

Ich würde gerne mal mit dem Mythos aufräumen, dass wir die Formation nicht verändern dürfen.
Thomas Kessler, Bereichsleiter 1. FC Köln

Die Nachfrage stand im Raum und wurde auf der Pressekonferenz vor dem Zweitliga-Heimspiel am Samstag (13 Uhr/Sky) gegen Greuther Fürth von dieser Zeitung auch an Thomas Kessler gerichtet. „Ich würde gerne mal mit dem Mythos aufräumen, dass wir die Formation nicht verändern dürfen. Gerade im Profifußball müssen wir flexibel bleiben, um auf Gegebenheiten reagieren zu können“, antwortete der Bereichsleiter Lizenz und führte weiter aus: „Die Spielkonzeption ist so zu verstehen, dass es gewisse Leitplanken gibt. Aber in diesen Leitplanken kann man sich bewegen. Das ist keine einspurige Autobahn, sondern kann mitunter auch mal eine drei- und vierspurige Autobahn sein.“

Kessler stellte Gerhard Struber dahingehend sogar einen Freibrief aus: „Wenn der Trainer sich überlegt mit Dreierkette zu spielen, ist es sein gutes Recht, das zu tun. Es gibt Leitplanken, aber die wurden in diesem Fall nicht überschritten. Ich finde eher bemerkenswert, wie schnell Gerhard und sein Team in der Kürze der Zeit diese Stabilität hinbekommen haben.“

Für den Trainer selbst ist die Spielidee des FC ohnehin nicht an irgendeiner Grundformation festzumachen. Vielmehr gehe es um die Prinzipien, mit denen jedes System umgesetzt werde: „Da geht es um Intensität und Leidenschaft, einen produktiven Stil. Das sind die Grundpfeiler, die viel wichtiger sind, als jedes System im Hintergrund.“

Wenn wir alle miteinander unsere Sinne geschärft haben, wird es für Greuther Fürth bei uns nichts zu holen geben.
Gerhard Struber, Trainer 1. FC Köln

Der Österreicher ist jedenfalls gestärkt aus der sportlichen Krise des Clubs hervorgegangen und hat sich beim FC emanzipiert. Die Siege gegen Holstein Kiel und bei Hertha BSC Berlin haben ihm nicht nur den Job gerettet, sondern auch gezeigt, dass er in schwierigen Situationen Lösungen parat hat, die der Mannschaft den Glauben an die Idee und das nötige Selbstbewusstsein zurückgeben.

Ein Selbstbewusstsein, das die kriselnden Fürther im letzten Spiel vor der letzten Länderspielpause des Jahres 2024 zu spüren bekommen sollen. „Jedes Spiel benötigt extreme Aufmerksamkeit, um am Ende abliefern zu können. Fürth wird wieder eine große Herausforderung, aber wenn wir alle miteinander unsere Sinne geschärft haben, wird es für Greuther Fürth bei uns nichts zu holen geben, den Zugang haben wir, bei aller Wertschätzung für den Gegner.


Voraussichtliche Aufstellungen:

1. FC Köln: Schwäbe; Pauli, Hübers, Heintz; Thielmann, Huseinbasic, Martel, Pacarada; Ljubicic; Maina, Lemperle. — Greuther Fürth: Noll; Asta, Jung, Dietz, Itter; Bansé, Green, Massimo, Moitka; Hrgota, Futkeu. — SR.: Schlager (Hügelsheim).