Der 1. FC Köln zeigte bei der 0:1-Niederlage gegen Hertha BSC offensiv erneut einen unzureichenden Auftritt. So erklären Spieler und Verantwortliche die mutlose Darbietung.
1. FC Köln patzt im AufstiegskampfVorsprung bleibt trotz Niederlage bestehen

Bauchlandung: Stürmer Tim Lemperle erlebte mit dem FC einen Rückfall in überwunden gehoffte Muster.
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Stefan Leitl überschlug sich regelrecht vor Begeisterung. „Wir haben ein absolutes Topspiel in der 2. Liga gesehen, von zwei richtig guten Mannschaften. Das Topspiel hatte den richtigen Namen“, schwärmte der Trainer von Hertha BSC, als er auf der Pressekonferenz um die obligatorische Spielanalyse gebeten wurde. Leitl dürfte in diesem Moment in so manches verdutztes Gesicht geblickt haben.
Nicht etwa wegen der Beurteilung seiner eigenen Mannschaft. Schließlich bildete der 1:0 (0:0)-Sieg am Samstagabend beim 1. FC Köln die Berliner Überlegenheit nur bedingt ab. Leitls Aussagen verblüfften deshalb, weil die Leistung der unterlegenen Mannschaft der eines Spitzenteams nicht gerecht wurde. „Wir waren viel am Reparieren. Der Gegner war richtig stark, deshalb war es ein verdienter Sieg der Hertha“, räumte FC-Trainer Gerhard Struber ein.
Durch die erste Niederlage nach zuvor drei Siegen in Folge verloren die Kölner die Tabellenführung in der 2. Fußball-Bundesliga wieder an den Hamburger SV, der das Wechselspiel an der Spitze mit einem 3:0-Sieg beim 1. FC Nürnberg fortsetzte. Zudem ließ der FC die Möglichkeit ungenutzt, sich weiter von der Konkurrenz abzusetzen. „Klar, das ist ein Dämpfer. Und sauärgerlich, weil wir den nächsten Schritt hätten machen können“, klagte Sportchef Christian Keller.
Unsere Mannschaft war total willig, wir haben bis zum Schluss alles probiert. Wir haben es aber nur bedingt geschafft, uns klare Torchancen herauszuspielen.
Als der 28. Spieltag am Sonntag abgeschlossen war, stand aus Kölner Sicht immerhin fest, dass sich der Schaden in Grenzen gehalten hatte. Der Vorsprung auf den Aufstiegsrelegationsplatz beträgt unverändert vier Punkte, weil dem bis dato ärgsten Verfolger 1. FC Kaiserslautern im Verfolgerduell beim 1. FC Magdeburg (0:2) ebenfalls eine Niederlage unterlaufen war. Bei nur noch sechs ausstehenden Spielen liegen die Geißböcke also weiter auf Kurs Richtung Aufstieg – trotz der unrühmlichen Bilanz von bereits acht Saisonniederlagen.
Zufrieden konnten die Kölner dennoch nicht sein. Dem FC war es nicht gelungen, an die gute Leistung aus der Vorwoche beim SC Paderborn (2:1) anzuknüpfen. Am Ende einer offensiv erneut unzureichenden Vorstellung hatten sich die Hausherren gerade mal „zwei hochkarätige Chancen herausgespielt, wo das Trömmelche normalerweise schon zu trommeln anfängt“, wie Gerhard Struber in Anspielung an die Kölner Torhymne zusammenfasste. Der überwiegend blasse Luca Waldschmidt fand mit einem Flachschuss in Tjark Ernst seinen Meister (55.).
Dann geriet Tim Lemperle, der sich nach langer Verletzungspause noch nicht wieder in Normalform befindet, bei seinem Abschluss aus wenigen Metern zu sehr in Rücklage (64.). Viel mehr hatten die Kölner nicht im Angebot. Es fehlte an klar erkennbaren Ideen, Automatismen und Laufwegen. Und vor allem an Mut im Spiel nach vorne. „Wir haben uns schwergetan, viel klein-klein gespielt und hatten technische Fehler“, bemängelte Eric Martel, dessen Mannschaft obendrein ungewohnt viele Chancen zuließ. Das 0:0 zur Pause war für die Kölner schmeichelhaft, nachdem Marten Winkler völlig frei stehend am Ball vorbeigelangt (17.) und Ibrahim Maza (45.) nur den Pfosten getroffen hatte.
Es stimmt uns sehr positiv, dass diese zwei Jungs wieder zurück sind.
Für das Tor des Tages und den dritten Berliner Sieg in Folge sorgte schließlich ein genialer Moment von Fabian Reese, Herthas Mann für den Unterschied. Nach einem öffnenden Ball von Diego Demme drang Reese von der rechten Seite in den Strafraum ein, wo er vom wiedergenesenen Dominique Heintz nicht attackiert wurde und mithilfe des Innenpfostens traumhaft schön in den Winkel schlenzte (46.). Für den lange verletzten Resse war es bereits der sechste Treffer in den jüngsten vier Spielen.
Danach verhinderte Marvin Schwäbe gegen aus allen Lagen abschließende Berliner eine empfindlichere Niederlage. „Wir haben es nicht geschafft, Zugriff zu bekommen, und waren vorne nicht zwingend genug“, zog der FC-Torwart ein ernüchterndes Fazit, das Sportchef Christian Keller nicht auf fehlenden Einsatz zurückführte: „Unsere Mannschaft war total willig, wir haben bis zum Schluss alles probiert. Wir haben es aber nur bedingt geschafft, uns klare Torchancen herauszuspielen.“
Einzig erfreulicher Aspekt aus Kölner Sicht waren die Comebacks von Innenverteidiger Julian Pauli nach monatelanger Kopfverletzung sowie von Torjäger Damion Downs, der nach seinem Handbruch überraschend schon wieder dabei war. Das Duo wurde spät eingewechselt, Downs verzeichnete einen Abschluss (86.). „Es stimmt uns sehr positiv, dass diese zwei Jungs wieder zurück sind“, sagte Gerhard Struber am Ende eines ansonsten enttäuschenden Abends.