Der 1. FC Köln rutscht durch die 0:1-Pleite beim Karlsruher SC aus den Aufstiegsrängen und muss zudem den längeren Ausfall von Leistungsträger Linton Maina verdauen.
1. FC Köln nur noch FünfterKeller sieht Aufstieg „noch nicht gefährdet“

Die FC-Spieler Dominique Heintz (l.) und Eric Martel.
Copyright: IMAGO/Beautiful Sports
Im neuen Wildparkstadion kann man sich schnell mal verlaufen. Die Heimat des Karlsruher SC verfügt nach dem Umbau zu einer reinen Fußballarena über derart viele Räumlichkeiten, dass es schwerfällt, in den Katakomben den Überblick zu behalten. Timo Hübers ließ sich davon nicht beirren und sprach nach der 0:1 (0:0)-Pleite des 1. FC Köln die Defizite in aller Deutlichkeit an. „Echt schlecht“ sei die Leistung gewesen, kritisierte der Kapitän ungewohnt scharf, man habe „viel zu wenig Gefahr“ ausgestrahlt. „Wir müssen inhaltlich wieder besser werden, das muss man so klar sagen“, konstatierte Hübers, dessen kurioses Eigentor nach einer Slapstick-Einlage von Jusuf Gazibegovic (52.) die Partie entschieden hatte. „Es war ein richtiges Kacktor, das zu diesem Spiel gepasst hat“, befand KSC-Coach Christian Eichner. Die zweite Auswärtsniederlage in Folge ohne eigenes Tor zog für den taumelnden Herbstmeister weitere Konsequenzen nach sich. Eine Woche nach der Abgabe der Tabellenführung verloren die Kölner auch den zweiten direkten Aufstiegsplatz und finden sich in der engen Spitzengruppe der 2. Bundesliga vorerst nur auf Rang fünf wieder.
Wir haben in der Rückrunde zu wenig Offensivkraft entwickelt. Wir müssen sicherlich Strategien entwickeln, um uns mehr Torchancen herauszuspielen.
Die zweite schlechte Nachricht des Wochenendes wog für den 1. FC Köln sogar noch weitaus schwerer. Linton Maina muss wie befürchtet eine „längere Pause“ einlegen, das teilten die Kölner am Sonntag als Ergebnis einer MRT-Untersuchung mit. Der früh ausgewechselte Tempodribbler hatte sich bei einer Rettungsaktion am Sprunggelenk verletzt. Für den seit Wochen ideenlos auftretenden FC bedeutet dies einen herben Schlag. Maina ist mit zehn Assists bester Vorlagengeber der Kölner und einer der wenigen Lichtblicke im Angriff. Neben dem langzeitverletzten Hinrunden-Torjäger Tim Lemperle steht in der Offensive somit ein zweiter Leistungsträger vorerst nicht mehr zur Verfügung. „Linton hat viele Scorer und ist auch innerhalb des Teams ein wichtiger Spieler für uns“, spricht Offensivkollege Florian Kainz von einem schweren Verlust.
Die Kölner waren in Karlsruhe offensiv einmal mehr viel zu harmlos aufgetreten und enttäuschten spielerisch auf ganzer Linie. „Wir sind im Spiel mit Ball deutlich unter unseren Möglichkeiten geblieben“, bemängelte Sportchef Christian Keller. Damion Downs verpasste in der 13. Minute aus spitzem Winkel die Führung, ansonsten war der FC gegen leidenschaftlich verteidigende Badener kaum noch zu zwingenden Aktionen gekommen. Die erschreckend geringe Ausbeute von fünf Toren in sieben Rückrundenspielen gibt vor der entscheidenden Saisonphase Anlass zur Sorge. „Wir haben in der Rückrunde zu wenig Offensivkraft entwickelt“, stellte Keller ernüchtert fest und forderte rasche Besserung: „Wir müssen sicherlich Strategien entwickeln, um uns mehr Torchancen herauszuspielen.“
Es ist ein Marathon, der uns immer wieder gewisse Hürden entgegenbringt. Wir haben gerade die nächste Herausforderung.
Was den FC-Sportchef am Samstag besonders verärgerte, war die in Anbetracht der Platzverhältnisse fragwürdige Kölner Herangehensweise. „Wir wollen sehr viel spielerisch lösen, aber du musst auch erkennen, wenn es nicht geht. Wir haben es nicht verstanden, irgendwann mal zu registrieren, dass der Platz sehr holprig und seifig ist“, haderte Christian Keller. Selbst nach der Einwechslung des genau für diese Zwecke verpflichteten Mittelstürmers Imad Rondic waren Strafraumflanken Mangelware geblieben. „Bei zwei Stürmern musst du dazu kommen, mehr Frequenz in den Strafraum zu kriegen, indem du die Bälle vorne reinschlägst“, erklärte Keller. Allerdings fehle „in vielen Momenten die Konsequenz“. Dies sei „vielleicht auch ein Stück weit eine mentale Frage“, getreu dem Motto: „Mit den vielen 1:0-Siegen hat das ja ganz gut geklappt.“
Mittlerweile stimmen neben den Leistungen allerdings auch die Ergebnisse nicht mehr. Mit zehn von möglichen 21 Punkten hinken die Kölner den eigenen Erwartungen im Jahr 2025 weit hinterher. „Das ist nicht der Anspruch, mit dem wir in die Rückrunde gestartet sind. Entsprechend muss jeder eine Schippe drauflegen“, nimmt Christian Keller die Mannschaft in die Pflicht. Trotz des Abrutschens auf Platz fünf sieht der Sportchef noch keinen Grund, unruhig zu werden: „Ich würde das große Ziel noch nicht gefährdet sehen“, sagte Keller. „Wir ärgern uns extrem, aber es braucht jetzt ein gewisses Maß an Gelassenheit.“
Auch Gerhard Struber zeigte sich „natürlich nicht zufrieden, speziell heute sind wir unserem Anspruch nicht gerecht geworden“, erklärte Kölns Trainer, der aber nur „Kleinigkeiten“ zu verbessern sieht, um „wieder die Schlagkraft zu entwickeln, die uns auszeichnet“. Im Umgang mit der drohenden nächsten Krise verfolgt Struber den gleichen Ansatz wie sein Sportchef: „Es ist wichtig, die Tabelle nicht zu sehr in den Vordergrund zu schieben, sondern, dass wir durch eine gute Leistung wieder ins Liefern kommen. Man kann in dieser Liga schnell wieder auf den Plätzen landen, wo wir am Ende herauskommen wollen. Es ist ein Marathon, der uns immer wieder gewisse Hürden entgegenbringt. Wir haben gerade die nächste Herausforderung.“