Der 1. FC Köln hat nicht gut gespielt, aber wieder gewonnen. Diesmal mit 2:1 beim Abstiegskandidaten Eintracht Braunschweig.
1. FC KölnMit Ergebnisfußball zurück an die Spitze gespielt
Einmal tief durchatmen und sich über drei Punkte und die Rückkehr an die Tabellenspitze der 2. Fußball-Bundesliga freuen. Der 1. FC Köln zitterte sich am Samstag zu einem 2:1 (2:1)-Erfolg beim Tabellenvorletzten Eintracht Braunschweig und stellte sein Punktekonto auf 37. Die Leistung der Geißböcke, für die Eric Martel und Damion Downs die Tore erzielten, ließ allerdings wie schon gegen den Hamburger SV (0:1) und die SV Elversberg (1:0) viele Wünsche offen.
„Das war ein äußerst wichtiger Sieg. Wir sind sehr schlecht ins Spiel gekommen, haben eine gute Reaktion gezeigt und eine gute erste Hälfte gespielt. Auch wenn es nicht immer das war, was wir erwartet haben, muss ich das Team beglückwünschen. Die Jungs haben es hinten raus gegen die vielen Standards brutal intensiv und gut verteidigt. Für uns zählen heute die drei Punkte“, erklärte der Leiter Lizenz, Thomas Kessler.
Steffen Tigges steht in der Startelf
Gerhard Struber beließ es im Vergleich zum 1:0-Heimsieg gegen Elversberg bei einer Änderung in seiner Startelf, die allerdings überraschend kam. Weil es für Linton Maina nach seinem Infekt nicht ganz reichte, stand Steffen Tigges erstmals in dieser Saison beim Anpfiff auf dem Platz und stürmte neben Damion Downs. „Steffen Tigges hat uns in der Vorbereitung gezeigt, dass er treffsicher geworden ist. Er hat Körperlichkeit, die wollen wir versuchen zu nutzen“, erklärte der FC-Coach die Nominierung des 26-Jährigen. Tigges kam in der laufenden Zweitliga-Saison bislang nur auf 128 Spielminuten in elf Joker-Einsätzen.
Als zusätzlicher Angreifer rutschte Oliver Schmitt aus der U21 in den Kader und verdrängte Jaka Cuber Potocnik. Schmitt wurde nach 89 Minuten eingewechselt und feierte sein Debüt bei den Profis. Neben Maina saßen mit Luca Waldschmidt (Infekt) und Denis Huseinbasic (Wadenprellung) zwei weitere Spieler auf der Bank, die zuletzt nicht voll hatten trainieren können.
Nach 52 Sekunden im Rückstand
Der FC war noch nicht richtig auf dem Platz, da lag er schon zurück. Joel Schmied blieb bei einem Braunschweiger Freistoß von rechts zu lange stehen und hob das Abseits auf. Braunschweigs Kapitän Ermin Bicakcic hatte deshalb keine Mühe den Ball aus drei Metern über die Linie zu grätschen. 52 Sekunden waren da gespielt.
Der Rückstand stachelte die Kölner an. Tigges verzeichnete mit einer Direktabnahme nach Flanke von Florian Kainz den ersten gefährlichen Abschluss (3.). Vier Minuten später schickte der Startelf-Debütant seinen Sturmkollegen Downs, der von rechts knapp flach am linken Pfosten vorbeizielte. Der FC war griffig im Pressing, gewann die Mehrzahl der Zweikämpfe und damit viele zweite Bälle.
Das führte zum schnellen Ausgleich. Dominique Heintz machte den Ball nach einer abgewehrten Ecke wieder scharf. Eric Martel setzte sich im Kopfballduell gegen Kevin Ehlers durch und bastelte daraus einen zufälligen Doppelpass mit Downs. Den anschließenden Linksschuss fälschte Robert Ivanov unhaltbar für Torwart Ron Thorben Hoffmann zum 1:1 ab (13.).
Diskussion um Entstehung des Eckballs vor dem FC-Ausgleich
Es gab allerdings Diskussionen um die Entstehung des dem Treffer vorausgegangenen Eckballs, weil Jusuf Gazibegovic klar im Abseits gestanden hatte. Laut DFB war die Entscheidung von Schiedsrichter Lars Erbst korrekt, weil Gazibegovic nicht im Zweikampf um den Ball war. Braunschweigs Trainer Daniel Scherning sah das komplett anders und es blieb tatsächlich eine zweifelhafte Einschätzung.
Hoffmann und Ivanov waren auch die Hauptdarsteller beim Kölner Führungstreffer. Hoffmann wehrte einen Eckball von Leart Pacarada unzureichend ab und Ivanov fabrizierte einen Querschläger im eigenen Strafraum. Downs stand richtig, erzielte mit links aus der Drehung seinen achten Saisontreffer (30.) und zog in der internen Torjägerliste mit Tim Lemperle gleich.
Die Struber-Elf war das bessere Team und fing sich trotzdem fast den Ausgleich. Nachdem Florian Kainz mit Verdacht auf Gehirnerschütterung benommen vom Platz musste (37.), war der FC einige Minuten nur zu zehnt. Braunschweig konterte über rechts mit Johan Gomez, der bis in den Strafraum durchlief und aus zehn Metern den Außenpfosten traf (39.). Für Kainz kam dann Huseinbasic (41.). Vor dem Pausenpfiff sah FC-Kapitän Timo Hübers noch seine fünfte Gelbe Karte (44.) und ist damit im Heimspiel gegen Schalke 04 gesperrt.
Damion Downs vergibt die Vorentscheidung
Die zweite Halbzeit begann mit der großen Chance für den FC, das Spiel vorzuentscheiden. Weil Ivanov sich mal wieder verschätzte, durfte Downs allein auf Hoffmann zulaufen, brachte seinen Lupfer aber nicht am Eintracht-Schlussmann vorbei (48.).
Braunschweig versuchte nun Druck aufzubauen, was tatsächlich gelang, weil die Kölner weniger Zweikämpfe für sich entscheiden konnten. Lino Tempelmanns Fernschuss strich knapp rechts vorbei (50.) und ein Freistoß von Sven Köhler aus 17 Metern landete in der blau-gelben Eintracht-Fankurve (58.).
Der FC konnte sich kaum noch befreien, ließ sechs Braunschweiger Eckbälle zu und hatte Glück, dass Keeper Marvin Schwäbe gegen Gomez auf dem Posten war (70.) und Eintracht Torjäger Rayan Philippe frei stehend zu hoch zielte (74.).
Gerhard Struber reagierte, nahm den offensichtlich nicht ganz fitten Huseinbasic wieder runter und brachte mit Maina einen Offensiven. „Ich dachte, Denny ist schon ein Stück weiter. Das war er nicht und ich muss das auf meine Kappe nehmen. Es war nicht die richtige Entscheidung“, übte der 48-jährige Trainer Selbstkritik.
Der FC fand nach Huseinbasics Auswechslung wieder etwas mehr in der gegnerischen Hälfte statt und hatte die nächste große Gelegenheit auf 3:1 zu stellen. Joel Schmied verlängerte einen Standard zu Timo Hübers, der Hoffmann aus sieben Metern überlupfte, aber an Kevin Ehlers auf der Torlinie scheiterte (80.). Vier Minuten später traf Leart Pacarada nur die Latte. Die Geißböcke mussten also bis zum Schluss weiter zittern.
Weil das Struber-Team konzentriert verteidigte und Joker Levente Szabo in der letzten Szene knapp links am Tor vorbei köpfte (90.+4), duften die Kölner am Ende mit ihren 2500 mitgereisten Fans über den nächsten Auswärtssieg und die Rückkehr an die Tabellenspitze jubeln. Der Hamburger SV kann das am Sonntag mit einem Sieg gegen Hannover 96 wieder ändern.
„Es war das erwartet schwere Spiel und nach einer Minute noch schwerer durch das Gegentor. Die Reaktion auf das 0:1 hat gezeigt, dass wir reifer und stabiler sind und uns durch so einen Rückstand nicht aus der Spur bringen lassen“, lobte Struber sein Team, sah aber auch den Leistungsabfall in der zweiten Hälfte kritisch: „Das Ausscheiden von Florian Kainz hat uns dann aus der Balance gebracht. Wir hatten nach der Pause wenig Kontrolle und brauchten auch Glück, um den Dreier über die Linie zu bringen.“
Statistik:
Eintracht Braunschweig: Hoffmann; Ivanov (74. Conteh), Bicakcic (81. Baas), Ehlers; Rittmüller (62. Ba), Köhler, Di Michele Sanchez; Gomez (74. Kaufmann), Tempelmann; Polter (62. Szabo), Philippe. – 1. FC Köln: Schwäbe; Hübers, Schmied, Heintz; Gazibegovic (89. Thielmann), Martel, Pacarada; Ljubicic, Kainz (41. Hueinbasic/69. Maina); Downs (89. Schmitt), Tigges. – SR.: Erbst (Gerlingen). – Zuschauer: 21.864. – Tore: 1:0 Bicakcic (1.), 1:1 Martel (13.), 1:2 Downs (30.). – Gelbe Karten: Philippe, Gomez, Köhler, Ba, Scherning; Hübers, Pacarada.