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Interview

Mark Uth über lange Leidenszeit
„Ich habe zwei Jahre verschenkt“

Lesezeit 6 Minuten

Zurück am Ball: FC-Profi Mark Uth trainiert nach einem individuellen Programm zu Beginn der Vorbereitung wieder mit der Mannschaft.

Mark Uth spricht über seine lange Abstinenz, seine Rolle als Vizekapitän und den Saisonstart des 1. FC Köln

Mark Uth (32) hat eine schwere Zeit hinter sich. Lediglich 18 Pflichtspiele konnte der Techniker in den vergangenen beiden Spielzeiten für Fußball-Zweitligist 1. FC Köln bestreiten. Im Gespräch mit Tobias Carspecken erklärt der Porzer die Gründe für seine lange Abstinenz und warum er nun mit neuem Optimismus in die Zukunft blickt.

Herr Uth, wie geht es Ihnen?

Sehr gut. Körperlich ist alles super. Ich bin genau im Plan.

Wie erleichtert sind Sie?

Ich bin glücklich und froh, wieder mit den Jungs auf dem Platz trainieren zu können. Immer nur Krafttraining in der Halle ist nicht das, was ein Fußballer will.

Ich fühle mich gut, bin spritzig und auch schnell. Es hat genauso geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben.
Mark Uth

Wie lautete die Idee hinter Ihrem individuellen Trainingsprogramm in den ersten drei Vorbereitungswochen?

Wir haben aus den Erfahrungen meiner Reha-Prozesse gelernt, als ich zu früh zu viel trainiert und gespielt habe. Daher haben wir uns jetzt dazu entschieden, die ersten drei Vorbereitungswochen individuell zu gestalten. Es ging darum, speziell für die Kraft in den Beinen zu arbeiten. Außerdem habe ich besondere Übungen für die Sehnen gemacht. Ziel war es, in allen Bereichen stabiler zu werden, damit mir in den nächsten Wochen und Monaten nichts mehr passiert. Ich fühle mich gut, bin spritzig und auch schnell. Es hat genauso geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben.

War es eine anstrengende Zeit in der Halle?

Man sieht das von außen ja nicht so, es standen jede Menge Fahrradintervalle und Krafttraining auf dem Programm. Es war eine intensive Zeit.

Warum hat es so lange gedauert, bis Ihre Adduktorenproblematik behoben werden konnten?

Die ersten beiden Operationen haben nichts gebracht. Und es hat sehr lange gedauert, bis die Ursache für meine Schmerzen im Adduktorenbereich gefunden wurde. Der letzte Arzt hat dann die Sehne gekappt und wieder neu dran gemacht. Hätten wir das direkt gemacht, wäre es wahrscheinlich schneller gegangen. So war es mehr als ein Jahr. Es ist unglücklich gelaufen.

Ich konnte keinen Pass spielen ohne starke Schmerzen. Mental war das nicht so einfach.
Mark Uth

Wie sehr ist Ihnen diese Phase an die Substanz gegangen?

Nach der ersten Operation war ich sehr lange auf dem Platz und habe es versucht, weil wir alle dachten, es würde besser mit der Zeit, was nicht der Fall war. Das war natürlich nicht optimal. Ich konnte keinen Pass spielen ohne starke Schmerzen. Mental war das nicht so einfach. Aber ich bin kein Typ, der sich runterziehen lässt und sich das zu sehr zu Herzen nimmt. Man muss weitermachen, dann kommt man da auch wieder raus.

Gab es Momente, in denen Sie daran gezweifelt haben, wieder vollständig gesund und einsatzfähig zu werden?

Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Im Nachhinein gesehen war es keine Verletzung, die mir noch jahrelang nachhängen wird.

Wie sieht Ihr weiterer Zeitplan aus?

In der Woche nach dem Trainingslager möchte ich erstmals wieder voll mit der Mannschaft trainieren – und am liebsten in der Woche drauf gegen Elversberg wieder im Kader stehen.

Wie viele Spiele werden Sie bestreiten können?

Mein Ziel ist es, jedes Wochenende dabei sein. Wir werden sehen, wie viele Spiele ich auf dem Platz stehen darf.

Um dann nicht nur von der Bank zu kommen?

Natürlich will ich von Beginn an spielen, wenn ich fit bin.

In einer jungen Mannschaft zählen Sie zu den erfahrenen Spielern. Sie gehen als Vizekapitän in die neue Saison – wie wichtig ist es für Sie, Führung zu übernehmen?

Im Laufe meiner Karriere habe ich viel gesehen und erlebt als Fußballer. Dadurch hat man automatisch ein gutes Standing bei den Jungs. Das freut mich und ich übernehme gerne Verantwortung, aber so eine Hierarchie muss wachsen.

Wie ist Ihr Eindruck von der Mannschaft?

Der Eindruck ist sehr gut. Die ersten 30 Minuten gegen Swansea City (2:1-Sieg im seit Sonntag beendeten Trainingslager in Bad Waltersdorf; Anm. d. Red.) waren top. Wenn wir so in der Zweiten Liga spielen, können wir Spiele gewinnen. Die Arbeit macht Spaß, es ist eine gute Truppe zusammengeblieben.

Ich bin mir sehr sicher, dass wir bereit sind.
Mark Uth

Sie waren einer der ersten Spieler, die sich zum FC bekannt haben.

Ich hatte gehofft, damit ein Zeichen setzen zu können. Deshalb habe ich mich sehr früh positioniert. Ich wollte den Jungs zeigen: „Ich bleibe in jedem Fall und hoffe, dass ihr es mir gleichtut.“ Ob sie es jetzt wegen mir gemacht haben, lasse ich mal dahingestellt (lacht).

Ist die Mannschaft bereit für den Start am Freitag gegen Hamburg?

Ich bin mir sehr sicher, dass wir bereit sind.

Was trauen Sie dem FC zu?

Das ist in der Vorbereitung ganz schwierig einzuschätzen. Nach zehn Spieltagen sollte eine bessere Vorhersage möglich sein. Jetzt irgendetwas auszurufen, macht keinen Sinn.

Kann der Pressingstil des FC den Unterschied ausmachen?

Ich mag diese Art von Fußball. Aber für mich ist die Zweite Liga neu. Ich habe natürlich schon viele Spiele gesehen, kann das aber eher schwer einschätzen. Hamburg wird ein erster Gratmesser.

Wie unterscheidet sich die Idee von Gerhard Struber zu der von Steffen Baumgart?

Die Intensität ist hoch, mit Ball unterscheidet sich die Spielweise aber deutlich. Wir wollen in die rote Zone kommen, also zwischen gegnerischen Sechser und Innenverteidiger, aufdrehen und auf die Kette zugehen. Ich glaube, dass das ein sehr guter Ansatz ist, weil wir Spieler haben, denen das liegt.

Schauen wir mal, wie das Jahr so läuft. Wahrscheinlich war es das für mich dann aber immer noch nicht. 2025 muss nicht Schluss sein.
Mark Uth

Wie könnte Ihre Rolle aussehen?

Wenn du die Bälle reinpresst, brauchst du Spieler, die sicher im ersten Kontakt sind und etwas kreieren können. Luca (Waldschmidt; d. Red.) und mir liegt das, das wird unsere Aufgabe sein.

Gehen Sie in Ihr letztes Profijahr?

Zwei Jahre habe ich verletzungsbedingt mehr oder weniger verschenkt. Deswegen war es für mich klar, dass ich weiterspiele. Schauen wir mal, wie das Jahr so läuft. Wahrscheinlich war es das für mich dann aber immer noch nicht. 2025 muss nicht Schluss sein.

Was bedeutet der FC für Sie?

Nach dem FC wird es in meiner Karriere keinen anderen Verein mehr geben. Ich habe mit zwölf Jahren beim FC angefangen. Daher ist es etwas Besonderes für mich, das Trikot der Profis zu tragen. Als ich weg war, war es immer mein Traum, irgendwann wieder beim FC in diesem Stadion zu spielen. Mit ein paar Anläufen hat es zum Schluss geklappt. Ich bin hier geboren und aufgewachsen und werde hier auch später noch leben. Es gibt nichts Schöneres.