Der 1. FC Köln hat sich in Ulm dank Siegtorschütze Luca Waldschmidt auf den zweiten Tabellenplatz der 2. Fußball-Bundesliga zurückgekämpft.
1. FC KölnLuca Waldschmidt spielt die entscheidende Rolle

Kölns Luca Waldschmidt jubelt nach seinem Tor zum 0:1.
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Es ist nicht so, dass Luca Waldschmidt beim 1. FC Köln in Vergessenheit gerät, nur weil er nicht so oft auf dem Platz steht, wie man es sich von einem ehemaligen Fußball-Nationalspieler erwarten könnte. Gerade aufgrund seiner bemerkenswerten Vergangenheit mit Stationen beim SC Freiburg, Benfica Lissabon oder dem VfL Wolfsburg stellt sich immer wieder die Frage, warum der mittlerweile 28-Jährige bei einem Zweitligisten konstant unter seinen Möglichkeiten bleibt.
Gerhard Struber gehört als Trainer der Geißböcke zu den ersten Adressaten, wenn es um die Befindlichkeiten von Luca Waldschmidt geht, und es nicht einmal drei Wochen her, dass der 48-Jährige sein unerschütterliches Vertrauen zu seinem Offensivspieler zur Schau stellte, obwohl er ihn meistens nur einwechselt. „Luca ist ein wichtiger Spieler. Er wird noch eine ganz entscheidende Rolle für uns spielen“, orakelte der FC-Coach vor dem Derby gegen Fortuna Düsseldorf.
Erst der zehnte Startelf-Einsatz für Waldschmidt
Eine Aussage, an der es nicht nur wegen Waldschmidts überschaubaren Joker-Einsätzen gegen die Fortuna (1:1) und danach in Karlsruhe (0:1) berechtigte Zweifel gab. Wahrscheinlich hätte der siebenfache Nationalspieler auch am Samstag in Ulm nur auf der Bank gesessen, wenn die Kölner nicht mit großen Personalsorgen ins Donaustadion gereist wären und mit Linton Maina, Damion Downs und Tim Lemperle auf ihre drei torgefährlichsten Spieler verzichten mussten.
Waldschmidts stand so am 25. Spieltag zum erst zehnten Mal in der Startelf und rechtfertigte das Vertrauen von Struber. Der gebürtige Siegener sorgte nach einer über weite Strecken furchtbaren Vorstellung des FC beim Tabellenvorletzten in der 86. Minute mit seinem vierten Saisontreffer für einen 1:0 (0:0)-Sieg, der im Kampf um den Aufstieg tatsächlich von entscheidender Bedeutung sein könnte. Der achte 1:0-Sieg in dieser Saison beendete nach drei sieglosen Spielen die Ergebniskrise der Kölner und führte sie zurück auf Tabellenplatz zwei.
Wir wissen, dass Druck von außen kommt, und wir machen uns auch Druck.
Kurz bevor Waldschmidt eine „wohl temperierte“ Flanke von Jan Thielmann mit links zum 1:0 verwertete und die Kölner vor 17.400 Zuschauern im ausverkauften und sonnenüberfluteten Donaustadion in einen kollektiven Jubelrausch schoss, sah alles danach aus, als sollte sich die Krise der Struber-Elf verschärfen. Der FC hatte nach einer passablen ersten Hälfte mit drei Großchancen von Waldschmidt das Spiel mit Ball so gut wie eingestellt und stand gegen die kämpferisch starken, fußballerisch aber arg limitierten Ulmer am Rand einer Niederlage. Und selbst ein 0:0 hätte sofort die Kritiker auf den Plan gerufen.
„Wir wissen, dass Druck von außen kommt, und wir machen uns auch Druck. Wir haben einen Anspruch an uns, weil wir wissen, was möglich ist und was wir zuletzt gezeigt haben“, beschrieb der Siegtorschütze die Ausgangssituation. Deshalb hatte sich das Team am vergangenen Mittwoch auch ausgesprochen und versucht, den verloren gegangenen Zusammenhalt wieder herzustellen. „Es war das große Motto, das über dem Spiel stand, einen extremen Zusammenhalt zu haben, für den anderen da zu sein und alle Widerstände zu bekämpfen“, erklärte Waldschmidt.
Waldschmidt hat Extraschichten eingelegt
Widerstände gab es für den FC reichlich an diesem Nachmittag und es war ausgerechnet Waldschmidt, der sie am Ende am besten überwand. Er hatte seit dem 2:0 im Hinspiel gegen Ulm nicht mehr getroffen und zum letzten Mal zum Rückrundenauftakt beim HSV in Strubers Startelf gestanden. „Es waren sehr schwierige Wochen, die an mir genagt haben. Ich habe aber nicht aufgegeben. Dafür bin ich zu ehrgeizig und weiß auch, was ich kann. Ich will da sein, wenn ich gebraucht werde“, sagte Waldschmidt, der zuletzt im Training Extraschichten einlegte.
In Ulm war er da, obwohl er acht Abschlüsse benötigte, um das eine Mal zu treffen: „Ich wusste, dass es heute klappt. Wenn ich einen vergebe, tut das kurz weh, aber es wichtig, dass ich überhaupt in diese Situationen komme. Wenn die Dinger da sind, mache ich sie auch irgendwann.“
Ich habe an meinem Umgang mit Fehlern gearbeitet.
Dabei hatte Waldschmidt sich in der ersten Hälfte nach seinen drei Hochkarätern jedes Mal die Haare gerauft und mit sich gehadert: „Ich habe an meinem Umgang mit Fehlern gearbeitet. Ich muss Risiko gehen, werde Fehlpässe spielen und in Dribblings hängenbleiben. Wichtig ist, es immer wieder zu probieren.“
Eine Einstellung, die in Ulm belohnt wurde und den FC nach einer dürftigen Vorstellung vor größerem Ungemach bewahrte. Die Kölner müssen sich fußballerisch aber deutlich steigern, um ihr Ziel tatsächlich erreichen zu können. Und Waldschmidt sollte sich in seinem persönlichen Prozess weiterentwickeln, um den Geißböcken konstant liefern zu können, was wirklich in ihm steckt.