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1. FC KölnKönnen kann Glück verhindern

Lesezeit 5 Minuten
Eine starke Leistung zeigte Eric Martel als Sechser des 1. FC Köln gegen Enzo Leopold (r.) und Hannover 96.

Eine starke Leistung zeigte Eric Martel als Sechser des 1. FC Köln gegen Enzo Leopold (r.) und Hannover 96.

Der 1. FC Köln lässt im Heimspiel gegen Hannover 96 zwei Punkte liegen und fällt in der 2. Fußball-Bundesliga auf Rang sieben zurück.

Können und Glück sind untrennbar mit dem Fußball und häufig auch miteinander verbunden. Denn Können auf der einen Seite, kann das Glück auf der anderen verhindern. Der 1. FC Köln durfte diese Erkenntnis am Samstag beim 2:2 (0:1) in seinem Heimspiel gegen Hannover 96 gewinnen, als er kurz vor Schluss in Überzahl den schon sicher geglaubten Sieg durch ein Eigentor von Florian Kainz hergeben musste. Zwei verlorene Punkte, die den Sprung der Geißböcke auf Tabellenplatz zwei verhinderten und ein Spiel, das dem FC mal wieder nachwies, dass der Weg zu einer selbstverständlichen Souveränität in der 2. Fußball-Bundesliga noch ein weiter ist.

Es lief die 86. Minute in Müngersdorf, als sich Leart Pacarada dazu verleiten ließ, das gefährliche Pressing der Hannoveraner noch einmal zu triggern. Der Kölner Linksverteidiger spielte den Ball vor dem eigenen Strafraum ins Zentrum und brachte dort seinen Teamkollegen Denis Huseinbasic in schwere Nöte. Pacaradas riskanten Pass nutzten die 96er nämlich, um Huseinbasic mit zwei Mann zu attackieren und einen Ballverlust des Bosniers zu erzwingen.

„Das hätten wir besser lösen können. Da geben wir den Ball zu leicht weg und haben dann sogar noch einmal mal die Chance, an den Ball zu kommen“, analysierte Gerhard Struber die Szene. „Es gab einen einfacheren Weg, um dieses gefährliche Pressing zu überspielen“, fügte der FC-Coach hinzu. Der Österreicher musste also mitansehen, wie das Können von Pacarada und Huseinbasic nicht ausreichte, um das Glück der 96er zu verhindern. FC-Kapitän Timo Hübers verlängerte die Flanke von Joker Thaddäus Momuluh mit einem langen Bein am Fünfer in einer solchen Flugkurve, dass der Ball im ungünstigsten Moment die Brust von Florian Kainz traf. Nur in diesem winzigen Zeitfenster konnte das Eigentor zum 2:2 entstehen.

Bei dem Gegentor sind viele Dinge zusammengekommen, was das Thema Unglück angeht.
Gerhard Struber, Trainer 1. FC Köln

„Bei dem Gegentor sind viele Dinge zusammengekommen, was das Thema Unglück angeht. Es gibt nun einmal den Glücksfaktor im Fußball. Da haben wir ihn erlebt“, akzeptierte Gerhard Struber das Ereignis, für das dem eingewechselten Kainz von allen beteiligten Kölnern noch die geringste Schuld anzulasten war. Der FC-Coach verwies im Zusammenhang mit dem Ausgleich aber auch auf den Faktor Können: „Es gilt daraus zu lernen und dem Glücksfaktor möglichst keine Chance mehr zu geben.“ Zumal der FC es mit dem Glück auf des Gegners Seite in dieser Saison schon ein paar Mal zu tun hatte, wie etwa bei Düsseldorfs Ausgleich zum 2:2 in der Nachspielzeit.

Der 47-jährige Struber ging also mit „gemischten Gefühlen“ aus einer Partie, die den Kölnern vor der Pause ihre spielerischen Grenzen aufzeigte und in Hälfte zwei schon vor dem berechtigten Platzverweis gegen Hannovers Max Christiansen (55.) ein Indiz dafür war, wie stark der FC sein kann. Tim Lemperle hatte die nicht unverdiente Pausenführung der Niedersachsen durch ein Kopfballtor von Jessic Ngankam (25.) auf unwiderstehliche Art mit seinem siebten Saisontor beantwortet (48.). Der wohl vom Bundesligisten TSG Hoffenheim stark umworbene Stürmer setzte seinen Körper im Strafraum gezielt und geschickt gegen Josh Knight ein und ließ dann 96-Torwart Ron-Robert Zieler keine Chance.

Kölner leiden an chronischer Heimschwäche

In Überzahl taten sich die Kölner gegen das geschickt verteidigende Team von Trainer Stefan Leitl zwar schwer, sie ließen den Gegner aber auch nicht in ihre Hälfte kommen und hatten das Spiel komplett unter Kontrolle. Als Damion Downs ein Solo von Linton Maina mit Hilfe einer Grätsche und des rechten Innenpfostens zum 2:1 krönte (81.), sprach alles für den vierten Zweitliga-Sieg hintereinander. „Wir haben über weite Strecken ein gutes Spiel gemacht. Aber so ist es im Fußball manchmal. Du kassierst ein unglückliches Tor und gehst mit nur einem Punkt nach Hause“, sagte Eric Martel. Der Kölner Sechser hatte eine bärenstarke Leistung abgeliefert und war im Pech, als er vor seinem Treffer zum 2:1 (52.) mit der Schuhspitze im Abseits stand.

Die Sache mit dem Glück und Unglück war am Ende das eine, der FC muss aber zudem festhalten, dass er in der Hinrunde der Zweitliga-Spielzeit 2024/25 an akuter Heimschwäche leidet. Drei Siege aus sieben Partien sind für einen Bundesliga-Absteiger mit den Ambitionen zum direkten Wiederaufstieg und einem solchen Publikum im Rücken definitiv zu wenig.

HSV springt auf Platz zwei, FC rutscht auf Rang sieben ab

Noch mehr Kopfzerbrechen dürfte den sportlich Verantwortlichen auf Kölner Seite allerdings die Tatsache machen, dass das Leistungsgefälle innerhalb des Teams weiterhin zu große Ausschläge aufweist. Während Dominique Heintz, Eric Martel und Tim Lemperle ablieferten, fielen Luca Waldschmidt, Dejan Ljubicic und auch Leart Pacarada und Denis Huseinbasic ab. „Es gibt an jedem Spieltag Jungs auf einem Topniveau, die überperformen und Jungs, die ein stabiles Spiel zeigen. Davon habe ich auch einige gesehen. Linton Maina mit seinem Dribbling vor dem 2:1 und Damion Downs, der wieder als Einwechselspieler getroffen hat, haben gezeigt, was in ihnen steckt“, lobte Struber und umschrieb den Rest so: „Es ist wichtig, jeden einzelnen dort hinzuentwickeln, damit alle auf einem Topniveau sind und wir unsere Ziele erreichen können.“

Vor den restlichen drei Partien steht der FC nun auf Tabellenrang sieben mit einem Punkt Rückstand auf den neuen Zweiten Hamburger SV. Platz zwei und Platz elf trennen aktuell ganze zwei Zähler.