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1. FC KölnKessler moniert „unheimlich viele schlechte Entscheidungen“

Lesezeit 4 Minuten
Thomas Kessler, Florian Kainz, Mark Uth (1. FC Köln), Bild: Herbert Bucco

Thomas Kessler fand vor dem Heimspiel des 1. FC Köln gegen Ulm deutliche Worte.

Der 1. FC Köln empfängt am Samstag in der 2. Fußball-Bundesliga den Aufsteiger SSV Ulm und will das 4:4 gegen Karlsruhe vergessen machen.

Thomas Kessler ist grundsätzlich ein Typ der Diplomatie. Nach dem wilden 4:4 gegen den Karlsruher SC und vor dem nächsten Heimspiel am Samstag (13 Uhr/Sky) gegen den Aufsteiger SSV Ulm war dem Leiter der Lizenzabteilung beim Zweitligisten 1. FC Köln aber eher nach kompromisslosem Klartext zumute. Im Lernprozess der Mannschaft des Bundesliga-Absteigers ist offensichtlich der Zeitpunkt gekommen, an dem die zumeist jungen Spieler ordentlich einmal durchgepustet werden müssen.

„Die Jungs haben gegen Karlsruhe unheimlich viele schlechte Entscheidungen getroffen. Wir haben zu Beginn zwar aufgrund individueller 3:0 geführt, gegen den Ball aber fast alles falsch gemacht, was man falsch machen kann“, zog Kessler am Donnerstag vom Leder.

Dass wir die Tore so früh gemacht haben, hat am Ende dazu geführt, dass wir die Basics nicht erreicht haben, die wir für unser Spiel und eine Leistung wie zum Beispiel in Düsseldorf brauchen.
Thomas Kessler.

Der ehemalige Torwart nahm damit die ganze Mannschaft in die Pflicht. „Das war nicht etwa nur zu wenig von unserer Abwehrreihe, sondern das ging schon vorne los, Unser Anlaufverhalten war nicht richtig, wir waren nicht im Pressing. Dass wir die Tore so früh gemacht haben, hat am Ende dazu geführt, dass wir die Basics nicht erreicht haben, die wir für unser Spiel und eine Leistung wie zum Beispiel in Düsseldorf brauchen.“

Kessler hinterließ den Eindruck, als wollte er diese Dinge in Absprache mit Sportchef Christian Keller und Cheftrainer Gerhard Struber gezielt in die Öffentlichkeit tragen. Nach nur neun Punkten aus den ersten sieben Zweitliga-Spielen und vor der zweiten Länderspielpause der Saison, droht den Geißböcken eine erste handfestere sportliche Krise für den Fall, dass sie gegen Ulm nicht gewinnen.

„Samstag wird ein extremer Gradmesser, weil die Jungs zu den Basics zurückkehren und seriös an die Sache rangehen müssen. Es darf nicht noch mal passieren, dass am Ende jeder Meter, den wir zu wenig machen, entscheidend ist. Das bedeutet nicht, dass wir automatisch Tore schießen und das Spiel gewinnen, aber wir müssen uns ernsthaft mit unserer Herangehensweise auseinandersetzen“, kritisierte der 38-Jährige.

Gerhard Struber hatte diese Parameter direkt nach dem KSC-Spiel angemerkt und die Themen „nötige Ernsthaftigkeit und mehr Balance“ schon zu Wochenbeginn direkt mit der Mannschaft besprochen.

Der Österreicher hätte es auf der Pressekonferenz vor dem Ulm-Spiel wiederholen können, diese Rolle nahm aber Kessler ein: „Die Jungs wissen, worum es geht und sind selbstkritisch mit der Situation umgegangen. Wenn wir zu unseren Basics kommen, dann spielen wir automatisch attraktiv, weil wir Ballgewinne generieren und zu den Chancen kommen, die unser Spiel prägen. Wenn wir mal 1:0 gewinnen und die drei Punkte haben, bin ich auch zufrieden.“

Lernprozess mit gewissen Schwankungen

Struber widmete sich dem Thema Balance: „Wir wollen zu Hause attraktiv und mit Selbstvertrauen spielen, aber gleichzeitig stabil sein, nichts zulassen. Ich möchte dominanten Fußball sehen“, forderte der Österreicher. Er betont aber unablässig, dass sich die junge FC-Mannschaft nach wie vor in einem „Lernprozess“ befindet, der gewissen Schwankungen unterworfen ist. „Wir haben im Sommer einen Plan aufgestellt, in dem eingepreist ist, dass gewisse Dinge passieren und es Learnings gibt. Jetzt ist ein Moment, in dem die Jungs schnell lernen müssen, dass solche Dinge wie gegen den KSC der Vergangenheit angehören und wir an unseren Prinzipien festhalten“, sagte Struber.

Er sei „tiefenentspannt“, weil er sehe, was „technisch und taktisch“ in seinen Spielern steckt: „Hinter einem solchen Spiel steckt auch eine mentale Story. Wir müssen ausgefuchster werden und gleichzeitig den unerfahrenen Spielern Zeit geben und locker bleiben.“ Struber gab unmissverständlich zu verstehen, dass dies die entscheidenden Dinge seien und er von „Aktionismus“ rein gar nichts hält.

Spielt Max Finkgräfe als Rechtsverteidiger?

Dem FC-Trainer steht gegen den zuletzt zweimal siegreichen Aufsteiger (jeweils 3:1 gegen Braunschweig und in Elversberg) bis auf Dejan Ljubicic (Mandel-OP), Mark Uth (Aufbautraining), Luca Kilian und Jakob Christensen (Reha-Training) sein komplettes Aufgebot zur Verfügung. Ob der 47-Jährige es gegenüber dem Karlsruhe-Spiel bei verbalen Konsequenzen belässt oder auch personell etwas verändert, ließ er offen.

Denkbar wäre etwa, dass der wieder genesene Max Finkgräfe aufgrund seiner Variabilität den zuletzt unglücklichen Jan Thielmann als Rechtsverteidiger ablöst. „Wir denken über vieles nach. Max ist ein defensiv und offensiv ausbalancierter Spieler, der vielseitig einsetzbar ist. Und grundsätzlich kann ich nichts ausschließen“, beantwortete Struber diese Frage