Fünf Tore in sieben Spielen: Kein anderer Zweitligist hat in der Rückrunde noch seltener getroffen als die Geißböcke. Trainer Gerhard Struber reagiert wohl mit einer Systemumstellung.
1. FC Köln in der OffensivkriseStruber kündigt Veränderungen an

Unzufrieden an der Seitenlinie: FC-Trainer Gerhard Struber will den Betrieb im gegnerischen Strafraum erhöhen.
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Gerhard Struber ist bewusst, dass es so nicht weitergehen kann. Das nächste Kapitel in der Geschichte harmloser Auftritte hat den Trainer des 1. FC Köln zum Umdenken gebracht. Nach der 0:1-Niederlage beim Karlsruher SC kündigte Struber Veränderungen an. „Ich werde mir das genau anschauen“, erklärte der Österreicher. Ziel sei es, „systematisch variabler zu sein und etwas zu bauen, was uns mehr Power in der gegnerischen Box bringt“. Gut möglich also, dass der auf den fünften Tabellenplatz zurückgefallene Herbstmeister der 2. Fußball-Bundesliga vor der Pflichtaufgabe am Samstag (13 Uhr, Sky) beim abstiegsbedrohten SSV Ulm von der Dreier- zur Viererkette mit zwei klaren Stürmern vorne drin zurückkehrt.
Die Kölner Offensivkrise hat nach der Winterpause dramatische Züge angenommen. Fünf Tore in sieben Rückrundenspielen sind die Bilanz eines Abstiegskandidaten. Weniger Treffer hat keine andere Mannschaft im Jahr 2025 erzielt. Mit zehn von 21 möglichen Punkten belegen die Kölner nur Rang elf in der Rückrundentabelle. Gegen Karlsruhe vermisste Gerhard Struber einmal mehr „die letzte Schärfe, ins Toreschießen zu kommen“. Eine klare Idee war auch gegen kampfstarke, aber biedere Badener nicht zu erkennen. Der FC spielte ohne Tempo und Selbstvertrauen. „Wir sind nicht zufrieden, was die Punkteausbeute und Tore betrifft“, erklärte Struber und nahm sich selbst in die Pflicht: „Wir arbeiten daran, um in rascher Zeit Verbesserungen zu erleben.“
Damion Downs hat gefühlt 50 Mal Tiefe angelaufen, aber der Ball kommt halt nicht, weil wir den Moment verpassen und stattdessen wieder nur klein-klein weitermachen.
Trotz der Startelf-Rückkehr von Torjäger Damion Downs war es den Kölnern in Karlsruhe nicht gelungen, Tiefe ins Spiel zu bekommen. „Wir haben es in vielen Situationen verpasst, wenn Tiefe da war, Tiefe zu bespielen. Damion Downs hat gefühlt 50 Mal Tiefe angelaufen, aber der Ball kommt halt nicht, weil wir den Moment verpassen und stattdessen wieder nur klein-klein weitermachen. Möglichkeiten gab es schon, aber wir haben es nicht gut gemacht“, kritisierte Sportchef Christian Keller und forderte: „Wir müssen konsequent in den Aktionen sein.“
Darüber hinaus hatten die Kölner trotz des schwer zu bespielenden Geläufs auf lange Bälle verzichtet. Und das, obwohl genau dieses Mittel in der Pause angesprochen worden war, wie Keller aus der Kabine berichtete: „Dann passiert ja auf jeden Fall was, irgendwo fällt der Ball runter und du musst auf zweite Bälle geben.“ Doch nichts davon geschah. Dabei habe „das Trainerteam die Mannschaft nach vorne getrieben und immer wieder ermutigt“, sagte der Sportchef.
Jan trainiert gut und hat sich sicherlich über seine Trainingsleistungen Einsatzchancen verdient.
Für Gerhard Struber gilt es nun ebenfalls zu klären, wie der längere Ausfall des besten Vorlagengebers Linton Maina (Sprunggelenkverletzung) am ehesten aufgefangen werden kann. Gegen Karlsruhe hatte der FC-Trainer mit Mittelstürmer Imad Rondic einen komplett anderen Spielertypen für Maina eingewechselt – und gründlich danebengelegen. Der wie schon gegen Düsseldorf enttäuschende Winterzugang aus Lodz blieb bei seinem mehr als 45-minütigen Einsatz ohne Torabschluss. Keller attestierte dem Bosnier ein „unglückliches Spiel“, versah seine Aussage jedoch mit einem überraschenden Zusatz: „Wir haben ihn auch nicht als Soforthilfe verpflichtet. Wir haben ihn verpflichtet, um nochmal eine weitere Option zu haben.“
Jan Thielmann, ein ähnlicher Spielertyp wie Maina, schmorte stattdessen 90 Minuten auf der Bank. Keller musste daraufhin die bewusst etwas überspitzt formulierte Frage beantworten, was das Eigengewächs eigentlich verbrochen habe. „Jan trainiert gut und hat sich sicherlich über seine Trainingsleistungen Einsatzchancen verdient. Ich gehe davon aus, dass er die auch relativ schnell wieder kriegen wird“, sagte Keller.
Thielmann, ein gelernter Offensivmann, hatte in der Hinrunde auf der Dauerbaustelle hinten rechts aushelfen müssen. Nach der Verpflichtung von Rechtsverteidiger Jusuf Gazibegovic wird er dort aber nicht mehr benötigt, fortan stand Thielmann nur noch ein Mal in der Startelf. Keller widersprach jedoch dem aufkommenden Eindruck, dass die Kölner keine richtige Verwendung mehr für Thielmann haben könnten: „Jan ist für uns ein ganz, ganz wichtiger Spieler, der uns mit seiner Wucht, seiner Mentalität, seiner Physis und seinem Tiefgang sehr guttut“, versicherte der Sportchef. Worte, die man wohl auch als dezenten Hinweis Richtung Gerhard Struber verstehen darf.