Die Testspiele gegen VV St. Truiden und Viktoria Köln stellen für die Wackelkandidaten die letzte Möglichkeit dar, um für einen Verbleib im FC-Kader zu werben.
1. FC Köln reist ins TrainingslagerNach dem Doppeltest erfolgt der Feinschliff
Gerhard Struber kennt sich aus in Bad Waltersdorf. Er war schon mal zu Gast in dem 4000 Einwohner zählenden Kurort nahe Graz, der Hauptstadt der Steiermark. Aus seiner Zeit als Trainer des Wolfsberger AC verbindet Struber durchweg positive Erfahrungen mit dem beschaulichen Fleckchen in der südöstlichen Region Österreichs, wo kürzlich selbst Startrainer José Mourinho mit Fenerbahce Istanbul vorbeischaute. „Die Möglichkeiten dort sind super, es ist ein schönes Ambiente. Die Plätze sind normalerweise immer auf einem super Niveau“, weiß der 47-Jährige. Neben einem „coolen Hotel“ darf Struber sich auch darüber freuen, „ein bisschen Heimatluft“ zu schnuppern, wenn Fußball-Zweitligist 1. FC Köln von diesem Sonntag an für eine Woche seine Zelte in der Alpenrepublik aufschlägt, um sich an die Detailarbeit vor dem Saisonstart zu begeben.
Nur mit einer Sache kann Gerhard Struber sich nicht so recht anfreunden. Den ungewohnt späten Termin des Trainingslagers in der vorletzten Woche der Saisonvorbereitung, der darauf schließen lässt, dass die FC-Verantwortlichen im April bei der Bekanntgabe der neuen Kooperation mit der Steiermark noch vom Klassenerhalt in der drei Wochen später beginnenden Ersten Liga überzeugt waren, hätte der neue FC-Trainer so wohl nicht gewählt. „Es ist anders, das habe ich so auch noch nicht gehabt. Aber es ist so geplant worden und wir werden das Beste draus machen“, sagt Struber, dessen Mannschaft nur fünf Tage nach der Heimkehr den Hamburger SV zum Eröffnungsspiel empfängt.
Nach vierwöchiger Grundlagenarbeit am Geißbockheim wird Gerhard Struber die Intensität der Einheiten spürbar herunterfahren, fortan geht es um den taktischen Feinschliff. „Wir wollen schlagkräftig werden, wenn wir ins letzte Drittel kommen. Dafür müssen die richtigen Laufwege und das richtige Timing gefunden werden. Wann ist der richtige Moment, um in den tiefen Lauf zu kommen und eine saubere Besetzung vor dem Tor hinzubekommen?“, beschreibt Struber, der seine Idee vom Pressingfußbalĺ wie folgt skizziert: „Es geht darum, in einem gewissen Chaos immer die Kontrolle zu behalten.“
Um kurz vor dem Saisonauftakt körperliche Frische zu gewinnen, ist für den Aufenthalt in Bad Waltersdorf lediglich eine Trainingseinheit pro Tag vorgesehen. Die Testspiele gegen den englischen Zweitligisten Swansea City (24. Juli) und einen noch nicht bekannten Kontrahenten (27. Juli) dienen als Generalprobe. „Wir wollen die Zeit nutzen, um mit der Mannschaft noch mal eng zusammen zu kommen. Neben den Trainings werden wir versuchen, viele Gespräche mit den Jungs zu haben, um sie einzustimmen auf das, was bald kommt“, sagt Struber.
Vor der Abreise stehen noch zwei weitere Partien auf dem Programm. Am Freitag (18 Uhr) treffen die Kölner zur Umbenennung des Euskirchener Erftstadions in Heinz-Flohe-Stadion auf den belgischen Erstligisten VV St. Truiden; am Samstag (14 Uhr, Sportpark Höhenberg) kommt es auf der Saisoneröffnung des FC Viktoria Köln zum Stadtduell mit dem Drittligisten – und zu einem ersten Treffen mit den Brüdern Said und Malek El Mala, die der Zweitligist kürzlich verpflichtet und für eine Saison an die Rechtsrheinischen zurückverliehen hat. „Beide Mannschaften definieren sich über Ballbesitz“, sagt Struber, der sich auf „zwei interessante Spiele“ freut.
Für Mark Uth und Marvin Obuz kommt der Doppeltest zu früh
Für Wackelkandidaten wie Jacob Christensen, Maximilian Schmid, Jaka Cuber Potocnik und Julian Pauli stellt der Doppeltest die vorerst letzte Chance dar, um für einen Verbleib im Profi-Kader zu werben. „Wir werden noch mal alles mobilisieren für diese beiden Spiele hintereinander“, kündigt Gerhard Struber an. Erst in dem kleinen Zeitfenster zwischen dem Abpfiff in Höhenberg am Samstagnachmittag und dem Abflug nach Wien am Sonntagvormittag soll der auch nach den Trennungen von Nikola Soldo (freigestellt für die Suche nach einem neuen Verein) und Fayssal Harchaoui (geplanter Wechsel in die U21-Mannschaft) noch zu große Kader „ein bisschen enger“ gestaltet werden.
Rotierte der FC-Trainer bislang munter durch, sollen die Einsatzminuten nun blockweise gezielter verteilt werden. „Wir wollen jetzt ein bisschen länger in den Spielzeiten drin bleiben. Jeder wird genug Spielzeit bekommen, um sich noch mehr präsentieren zu können“, erklärt Gerhard Struber. Während EM-Teilnehmer Florian Kainz sein Comeback geben soll, stehen andere Akteure am Wochenende nicht zur Verfügung. Linton Maina trainierte am Donnerstag zwar individuell auf dem Platz, wird aber wohl ebenso weiter fehlen wie Luca Waldschmidt.
Auch für Mark Uth und Marvin Obuz, die sich erst seit Anfang der Woche im Mannschaftstraining befinden, kommt eine Teilnahme am Wettkampf zu früh. Struber freut sich aber über die beiden zusätzlichen Optionen: „Mark hatte gute Momente in dieser Woche. Auch Marvin hat gute Eindrücke hinterlassen; er ist ein spannender Spieler, den wir nach einer so langen Verletzungspause sorgsam zurückholen.“ Fraglich ist noch das Mitwirken von Elias Bakatukanda (muskuläre Probleme) und Rasmus Carstensen (Infekt). Fällt Bakatukanda weiter aus, soll Innenverteidiger Rijad Smajic aus der U21-Mannschaft ins Trainingslager mitreisen.