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1. FC Köln im Pokal-ViertelfinaleDejan Ljubicic behält die Nerven

Lesezeit 5 Minuten
Die Erlösung in der Verlängerung: Dejan Ljubicic (l.) jubelt nach seinem Tor zum 2:1.

Die Erlösung in der Verlängerung: Dejan Ljubicic (l.) jubelt nach seinem Tor zum 2:1.

Der 1. FC Köln steht nach einem nervenaufreibenden 2:1 nach Verlängerung gegen Hertha BSC Berlin im Viertelfinale des DFB-Pokals.

Dejan Ljubicic sah schon wie der große Unglücksrabe des Pokalabends in Müngersdorf aus. Der Österreicher im Trikot des 1. FC Köln hatte in der Verlängerung des Achtelfinales gegen Hertha BSC die tausend prozentige Chance auf das 2:1 liegen lassen und das Elfmeterschießen drohte. Dann foulte Michael Cuisance Florian Kainz und Ljubicic übernahm Verantwortung. Der 27-Jährige schnappte sich den Ball und verwandelte den berechtigten Elfmeter in der 120. Minute nervenstark zum 2:1 (1:1, 1:1)-Sieg.

Die Geißböcke stehen damit erstmals seit 2010 wieder in einem Viertelfinale des DFB-Pokals (Auslosung am 15. Dezember) im Februar 2025 und sind um eine Prämie in Höhe von 1,7 Millionen Euro reicher. „Es war ein echter Pokalfight. Die einzige Weisheit, die im Pokal am Ende zählt, ist, eine Runde weiterzukommen“, bewertete FC-Sportchef Christian Keller den „sportlich, finanziell und atmosphärisch“ wichtigen Erfolg.

FC-Trainer Gerhard Struber änderte seine Startelf entgegen der Erwartungen auf zwei Positionen. Max Finkgräfe besetzte für Leart Pacarada die linke Außenbahn. Erst der zweite Einsatz von Beginn an für den 20-Jährigen in dieser Saison. Jan Thielmann spielte rechts. Dafür saß Luca Waldschmidt auf der Bank und Dejan Ljubicic rutschte auf die Zehn.

Die einzige Weisheit, die am Ende zählt, ist, eine Runde weiterzukommen.

Das Spiel benötigte keine Anlaufzeit. Tim Lemperle und Denis Huseinbasic verbuchten in den ersten 80 Sekunden zwei Hochkaräter für den FC, verfehlten aber das Ziel. Auf der anderen Seite prüfte Ibrahim Maza Kölns Torwart Marvin Schwäbe (4.). Erst nach einem Kopfball von Julian Pauli über den Kasten nahm sich die rasante Partie eine Auszeit (5.).

Elfmeter, Rote Karte und ein Eigentor in der ersten halben Stunde

Notgedrungen, weil der FC-Innenverteidiger und Berlins Marton Dardai mit den Köpfen zusammengestoßen waren. Dardai kam mit einem blau-weißen Turban zurück, Pauli trug ein großes Pflaster auf der rechten Stirnseite davon. Eine Verletzung, die den 19-Jährigen offensichtlich nachhaltig beeinträchtigte. Als wieder gespielt wurde und die Hertha konterte, war Pauli nicht im Bilde und kreuzte im Strafraum den Weg von Derry Scherhant. Den fälligen Strafstoß verwandelte der 18-jährige Maza, der Scherhant zuvor in Szene gesetzt hatte (12.).

Es blieb ein aufregendes Pokalspiel. Lemperle hatte den Ausgleich auf dem Kopf (15.), dann musste Pauli benommen vom Feld. Für ihn kam Mathias Olesen. Eric Martel rückte von der Sechs in die Dreierkette (17.). Acht Minuten später fanden sich die Kölner in Überzahl wieder. Vor einem Freistoß schubste Evan Zeefuik erst Lemperle weg und versetzte dann Timo Hübers einen Kopfstoß. Schiedsrichter Tobias Reichel zeigte dem Berliner sofort die Rote Karte (25.).

Mit einem Mann mehr kam der FC schnell zum Ausgleich. Eine Ecke von Finkgräfe entwickelte sich im Strafraum zu einer Ping-Pong-Situation, an deren Ende der Ball von Florian Niederlechners Oberschenkel unglücklich zum 1:1 über die eigene Torlinie sprang (30.).

FC tut sich wie gegen Hannover in Überzahl schwer

Die Geißböcke blieben danach auf ihrer rechten Abwehrseite mit Hübers und Thielmann anfällig, Chancen gab es für die Hertha bis zur Pause aber keine mehr. Der FC verzeichnete dagegen noch einen Lattenkracher von Finkgräfe (34.) und einen 17-Meter-Versuch von Linton Maina, der links vorbeirauschte (39.).

Struber verzichtete in der Pause auf Wechsel. Sein Team sah sich nun tiefer stehenden Berlinern gegenüber, die auf ihre Momente in der Offensive warteten. Den ersten hatte Michael Cuisance, der Schwäbe mit einem strammen Linksschuss auf die Probe stellte (52.).

Die Kölner taten sich gegen den Abwehrriegel der Hertha mehr als schwer. Wie schon am Samstag beim 2:2 gegen Hannover 96 fehlten die spielerischen Mittel und das Tempo in die Tiefe, um eine entscheidende Lücke zu finden.

Ljubicic vergibt erst Riesenchance und trifft dann zum Sieg

Nach 64 Minuten reagierte Gerhard Struber und brachte mit Waldschmidt und Pacarada die beiden Spieler, die er aus der Startelf genommen hatte. Eine direkte Auswirkung hatten die Wechsel nicht. Die beste Aktion des FC war noch, als der Ex-Kölner Toni Leistner am Fünfmeterraum einen Schuss von Lemperle in höchster Not mit der Fußspitze blockte (73.).

Das blieb auch so, nachdem Florian Kainz nach 80 Minuten für Thielmann gekommen war. Berlin wirkte bei seinen zwei, drei Kontern über den eingewechselten Fabian Reese sogar gefährlicher. Es ging in die Verlängerung und der FC hatte weiter große Schwierigkeiten mit seiner Favoritenrolle und der Überzahl. Dejan Ljubicic setzte dem Ganzen die Krone auf, als er bei einer Pacarada-Flanke auf dem Ball ausrutschte und ihn so aus drei Metern stoppte, anstatt ihn einfach nur zum 2:1 über die Linie zu schieben (100.).

Als der inzwischen eingewechselte Damion Downs (112.), Ljubicic (117.) und Hübers (118.) an Hertha-Torwart Tjark Ernst scheiterten, roch es nach Elfmeterschießen. Bis Cuisance Kainz unglücklich im Strafraum foulte und Ljubicic eiserne Nerven bewies (120.).


Statistik:

1. FC Köln: Schwäbe; Pauli (17. Olesen), Hübers, Heintz (95. Downs); Thielmann (80. Kainz), Martel, Huseinbasic (64. Waldschmdt), Finkgräfe (64. Pacarada); Ljubicic; Lemperle, Maina. – Hertha BSC: Ernst; Kenny, Leistner, M. Dardai (91. Bouchalakis), Zeefuik; Klemens; Sessa (29. Demme); Maza (86. Thorsteinsson); Cuisance (91. Christensen), Scherhant, Niederlechner (72. Reese). – SR.: Reichel (Sindelfingen). – Zuschauer: 50 000 (ausverkauft). – Rote Karte: Zeefuik (25.). — Tore: 0:1 Maza (12./Foulelfmeter), 1:1 Niederlechner (30./Eigentor), 2:1 Ljubicic (120./Foulelfmeter. – Gelbe Karten: Hübers, Heintz, Lemperle, Ljubicic; Demme, Bouchalakis .